Reformer oder Bewahrer? Ein Urteil über Papst Leo XIV. ist noch zu früh – das Reformprojekt seines Vorgängers setzt er jedoch fort.
Reformer oder Bewahrer? Ein Urteil über Papst Leo XIV. ist noch zu früh – das Reformprojekt seines Vorgängers setzt er jedoch fort.
Bild
Reformer oder Bewahrer? Ein Urteil über Papst Leo XIV. ist noch zu früh – das Reformprojekt seines Vorgängers setzt er jedoch fort.
Bildrechte: picture alliance / Middle East Images | Maria Grazia Picciarella
Schlagwörter
Bildrechte: picture alliance / Middle East Images | Maria Grazia Picciarella
Audiobeitrag

Reformer oder Bewahrer? Ein Urteil über Papst Leo XIV. ist noch zu früh – das Reformprojekt seines Vorgängers setzt er jedoch fort.

Audiobeitrag
> Kultur >

Weltsynode: Papst Leo XIV. setzt Franziskus' Reformprojekt fort

Weltsynode: Papst Leo XIV. setzt Franziskus' Reformprojekt fort

Die Weltsynode in Rom geht weiter: Papst Leo XIV. hat entschieden, das weltweite Reformprojekt seines Vorgängers – wie von Franziskus gewünscht – fortzusetzen. Ein Zeitplan für die kommenden Jahre liegt jetzt vor. Leo setzt dabei auch eigene Akzente.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Papst Leo XIV. setzt die Weltsynode fort, das Reformprojekt seines Vorgängers Franziskus. Das hat der Vatikan Anfang der Woche bekanntgegeben. Damit wird das Anliegen von Franziskus weitergeführt, innerhalb der katholischen Kirche einen Dialog zwischen Gläubigen und Bischöfen zu Fragen rund um die Glaubenslehre und Entscheidungsprozesse in der Kirche zu befördern.

Schon direkt nach seiner Wahl am 8. Mai 2025 gebrauchte Leo XIV. die Wendung von einer "synodalen Kirche", die Franziskus geprägt hatte. "Eine synodale Kirche ist eine Kirche des Zuhörens", so hatte es Franziskus im Oktober 2015 gesagt. Fünf Jahre später stellte er eine anstehende Generalversammlung der Bischofssynode unter das Motto "Für eine synodale Kirche – Gemeinschaft, Teilhabe und Mission". Diese Weltsynode dauerte mit mehreren Treffen bis 2024 – und erstmals waren es nicht nur Bischöfe, die miteinander diskutierten, sondern Bischöfe und Laien redeten gemeinsam über strittige Themen in der katholischen Kirche – auf allen Kontinenten und schließlich zum Abschluss in Rom gemeinsam.

Deutsche Katholiken: Kirche "zu hierarchisch und altmodisch"

Neu war dabei auch eine Befragung der Gläubigen, deren Ergebnis die Bischofskonferenzen an den Vatikan schickten. Aus Deutschland ging dabei der Wunsch nach einer stärkeren Beteiligung von Laien – auch von Frauen – nach Rom. Außerdem wünschten sich die Deutschen eine erneuerte Sexualmoral und beklagten die Ausgrenzung von schwulen und lesbischen Paaren in der Kirche. Als "verkrustet, zu hierarchisch und altmodisch" prangerten die Katholiken hierzulande ihre Kirche an.

Die Weltsynode endete im Oktober 2024 vorerst mit einem Abschlussdokument mit grünem Licht für die Bischofskonferenzen, synodale Strukturen und Reformen in den Ortskirchen einzuführen. Kurz vor seinem Tod entschied Franziskus dann, dass 2028 eine weitere Versammlung im Vatikan stattfinden soll. Bis dahin sollten die Bischöfe weltweit aktiv geworden sein.

Bis Ende 2026 synodale Beratungen in allen Bistümern

Papst Leo XIV. hat den Termin nun bestätigt – und Details zum weiteren Vorgehen bekanntgeben lassen. Einschlägig ist das Dokument "Skizzen für die Umsetzungsphase der Synode", das der Chef des Synodensekretariats, Kardinal Mario Grech, am Montag vorgestellt hat. Demnach soll das Abschlussdokument der Weltsynode von Oktober 2024 in drei Phasen umgesetzt werden: Bis Dezember 2026 sollen die Bistümer synodale Beratungsmethoden vor Ort erproben, die in einem zweiten Schritt im Jahr 2027 auf Ebene der nationalen Bischofskonferenzen und dann auch länderübergreifend bewertet werden sollen. Ähnlich wie schon bei der dreijährigen Weltsynode unter Franziskus ist auch nun wieder eine dritte, kontinentale Evaluationsphase geplant, an deren Ende dann im Oktober 2028 eine "allgemeine kirchliche Versammlung" im Vatikan angesetzt ist.

Fortbestehen sollen die bereits von Papst Franziskus eingesetzten Arbeitsgruppen, die strittige Fragen klären sollen – darunter etwa die Frage, ob Frauen zu Diakoninnen geweiht werden können. Leo XIV. lässt außerdem zwei weitere Arbeitsgruppen einsetzen: Eine soll sich mit der Liturgie, also der Feier der Gottesdienste, mit Blick auf synodale Vollzüge befassen. Eine Zweite soll den "Status der Bischofskonferenzen, der kirchlichen Versammlungen und der National-Konzile" klären.

Leo XIV. setzt "eigene Akzente" ohne "Gegensatz zu seinem Vorgänger"

Für Vatikan-Experte Ulrich Nersinger zeigt das, dass Papst Leo XIV. "eigene Akzente" setzt, ohne sich "in Gegensatz zu seinem Vorgänger zu stellen". Die bloße Entscheidung, die Weltsynode fortzuführen und zum Abschluss zu bringen, ließe jedoch noch keinen Schluss zu, ob der Papst ein Reformer oder Bewahrer ist. "Er will sich nicht von irgendwelchen Richtungen vereinnahmen lassen", ist Nersinger auf BR-Abfrage überzeugt.

Umgekehrt hätte Leo XIV. das "Projekt Weltsynode" und die damit erstmals eingeübte Synodalität innerhalb der katholischen Kirche aber auch auf sich beruhen lassen können – nun hat er sich dazu bekannt. "Das finde ich erfreulich", so die Reaktion des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing. "Weil so auch Papst Leo XIV. den synodalen Prozess und das Voranschreiten auf diesem Weg bestätigt." Entsprechend ruft Bätzing auf, das Abschlussdokument von 2024 "auf allen Ebenen der Kirche in unserem Land zu lesen und zu leben" – so, wie es Franziskus wollte – und so wie nun auch Leo XIV. fordert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Sie interessieren sich für Religion, Kirche, Glaube, Spiritualität oder ethische Fragen? Dann abonnieren Sie hier den Newsletter der Fachredaktion Religion und Orientierung!