Der neue Papst - wohin führt er die katholische Kirche?
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Papst Leo XIV.: Wohin führt er die katholische Kirche?

Papst Leo XIV.: Wohin führt er die katholische Kirche?

Kaum einer hatte ihn auf dem Zettel - den US-Amerikaner und Peruaner Robert Francis Prevost. Als Leo XIV. ist er der 267. Papst. Was ist vom neuen Mann an der Spitze der katholischen Kirche zu erwarten? Eine Analyse.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Niemals ein US-Amerikaner. Das galt in den Restaurants, Bars und Palazzi rund um den Petersplatz unter Konklave-Beobachtern als sicher. Und dann – nach 24 Stunden steht Papst Leo XIV. auf der Loggia des Petersdoms. Einen Tag vorher war er als Robert Francis Prevost in die Sixtinische Kapelle eingezogen. Ein Kardinal - geboren und aufgewachsen in Chicago - in den USA. Er stammt also aus dem Land, in dem die katholische Kirche gespalten ist wie kaum woanders auf der Welt. In der mancher Bischof der Politik von Präsident Donald Trump näher ist, als der Barmherzigkeit des verstorbenen Papstes Franziskus.

Der amerikanische Papst – ein Anti-Trump?

Doch Leo XIV. gehört nicht zum Trump-Lager, ist eher ein Anti-Trump. Noch als Kardinal widersprach er in den sozialen Medien der eigenwilligen Definition von Nächstenliebe durch US-Vizepräsident J. D. Vance: Nämlich zuerst die eigene Familie und Nation zu lieben, dann erst den Rest der Welt. Prevosts Erwiderung: Auch eine klare Kritik an Trumps Migrationspolitik.

Im Video: "Gegenpol zum Narzissten Trump" – Theologe Schüller im Live vom 9.5.2025

Theologe Thomas Schüller
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Wofür steht der neue Papst? Nach einem Studium der Mathematik und Philosophie tritt er den Augustinern bei, also einem Bettelorden. Er bleibt nicht in Amerika, sondern geht nach Peru, bleibt und nimmt dort sogar die Staatsbürgerschaft an. Weshalb nun nach Papst Franziskus erneut auch ein Lateinamerikaner auf dem Stuhl Petri sitzt. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing sagte, Leo XIV. habe in seiner Zeit in Peru die Nöte der Armen kennengelernt: "Der weiß, wo der Schuh drückt."

Eine Friedensbotschaft in die ganze Welt

Auch die erste Ansprache des neuen Papstes lässt aufhorchen: "Der Friede sei mit Euch". Das waren seine ersten Worte auf der Mittelloggia des Petersdoms. Im Laufe der Ansprache äußert er seine Hoffnung, dass dieser Friedensgruß alle Menschen und Nationen erreichen möge. Es müsse "ein unbewaffneter und entwaffnender Friede" sein. Eine Botschaft in einer Zeit, in der Kriege und Krisen die Schlagzeilen dominieren. Und eine Ansage - auf den Tag genau 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Mehr Gewicht kann ein Papst seiner Friedensbotschaft nicht verleihen. Damit ist Leo XIV. klar auf der pazifistischen Linie seines Vorgängers Franziskus.

Der Name als Programm

Mit der Wahl seines Namens bezieht sich Robert Francis Prevost auf einen Papst aus dem 19. Jahrhundert. Leo XIII. ist als "Arbeiterpapst" in die Geschichte eingegangen. Ein Papst, der soziale Fragen zu seinen gemacht, die erste Sozialenzyklika der Kirche mit dem Namen "Rerum novarum" verfasst und damit die katholische Soziallehre in den Mittelpunkt gestellt hat.

Gleichzeitig war Leo XIII. ein aktiver Außenpolitiker, der die Kirche als neutrale Vermittlerin stark gemacht hat. Und einer, der den Wert der Medien erkannte Leo XIII. ist der erste Papst, der einer Journalistin ein Interview gab. Dabei hielt er keinen Monolog, sondern ging auf die Fragen der Frau ein. Der Augsburger Kirchenhistoriker Jörg Ernesti bezeichnet ihn daher als ersten "Medienpapst".

Will Robert Francis Prevost daran anknüpfen, indem er sich Leo XIV. nennt? Wahrscheinlich ist es. Doch bei aller Tradition, in die sich Leo XIV. stellt: Er muss auch Antworten auf die ganz anderen Herausforderungen der Katholischen Kirche im 21. Jahrhundert finden.

Bekenntnis zu Franziskus – trotz traditioneller Kleidung

Bei seinem Auftritt am Donnerstagabend auf der Mittelloggia des Petersdoms erinnert Leo XIV. optisch an seinen Vorvorgänger, den bayerischen Papst Benedikt XVI. - der Kleidung wegen. Der traditionelle rote Schulterumhang und die goldbestickte Stola gab es bei Franziskus' erstem Auftritt nicht. Das mag ein Verweis auf die Tradition gewesen sein, der Versuch, die verschiedenen Strömungen in der Kirche zusammenzuführen - eben Brücken zu bauen, als Pontifex.

Doch die ersten Worte von Leo XIV. zeigen: Da stellt sich jemand aller Kleidung zum Trotz in die Tradition von Franziskus. Das hatte er auch bereits kurz vor seiner Wahl zum Papst deutlich gemacht. In einem Interview mit dem Internetportal "Vatican News" würdigte der damalige Kardinal Prevost nicht nur Franziskus als einen, der an die Ränder geht, sondern auch dessen kirchliches Reformprogramm. "Er hat uns allen diesen Geist vermittelt, weiterzumachen mit dem, was mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil begann - die Notwendigkeit, die Kirche immer zu erneuern."

Im Video: Irme Stetter-Karp, Vorsitzende Zentralrat der Deutschen Katholiken

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Irme Stetter-Karp

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