KI in der Uni – bald normal?
Bildrechte: picture alliance/dpa | Christoph Reichwein
Audiobeitrag

KI in der Uni – bald normal?

Audiobeitrag
> Netzwelt >

Ein Chatbot als Professor

Ein Chatbot als Professor

Die Internationale Hochschule IU setzt auf eine neue Art der Wissensvermittlung. Ein spezieller Chatbot soll Studenten im Gespräch beim Lernen unterstützen. Auch andere Apps und Institutionen glauben: KI stellt die Welt der Bildung auf den Kopf.

Bildung im KI-Zeitalter

Die KI-Revolution treibt die Gesellschaft weiter vor sich hier – und kaum ein Bereich ist so sehr davon betroffen wie die Bildung. Studenten weltweit nutzen Tools wie ChatGPT, um sich Texte schreiben und umschreiben zu lassen, ohne dass diese verlässlich als KI-generiert erkannt werden können. Gleichzeitig ermöglicht KI ganz neue Recherche- und Forschungsmöglichkeiten.

Die ersten Universitäten ziehen daraus bereits Konsequenzen. An der Fakultät der Betriebswirtschaft der Wirtschaftsuniversität in Prag zum Beispiel will man ab 2024 keine klassischen Bachelorarbeiten mehr verlangen. Im Zeitalter der künstlichen Intelligenz mache das keinen Sinn mehr, so der Dekan.

Chatbot "Syntea"

Auch an der Internationalen Hochschule (IU) setzt man auf künstliche Intelligenz – und zwar vor allem beim Lernen und Abfragen. Dafür hat ein Team rund um Quintus Stierstorfer, der das Projekt als Director of Synthetic Teaching an der IU leitet, einen ganz eigenen Chatbot entwickelt: "Syntea".

Der Chatbot verbindet bekannte KI-Modelle wie OpenAIs GPT-4 mit eigenen Daten und Lernmaterialien und soll das Studium auf diese Weise persönlicher und individueller machen. "In unserer Version ist Syntea wie ein privater Coach oder privater Tutor", erklärt Stierstorfer.

Bildrechte: IU Internationale Hochschule
Bildbeitrag

Der Chatbot Syntea im Einsatz

Lernen im Gespräch mit der KI

In der Praxis bedeutet das: Die KI wird benutzt, um klassisches Lernmaterial in ein interaktives Gespräch zu verwandeln. So kann sie etwa aus einem Buchkapitel ein Quiz machen oder einen Auszug aus dem Lernmaterial leicht abändern und einen Fehler einbauen – die Aufgabe des Studenten ist es dann, diesen Fehler zu finden.

Lernen im Dialog – das fußt auf der sogenannten "sokratischen Methode", erklärt Quintus Stierstorfer: "Sokrates ist mit seinen Studenten immer spazieren gegangen und hat dann interaktiv im Dialog Themen erarbeitet. Die Idee dabei ist, dass man nicht sofort die komplette Antwort preisgibt, sondern immer nur einen Teil und dann wieder nachhakt. Das fördert das aktive, kritische Denken."

Künstliche Intelligenz und die sokratische Methode passen gut zusammen – denn KI-Modelle wie GPT-4 sind gut darin, Texte zu verarbeiten und dann in neuer Form wieder auszuspielen. Chatbots wie Syntea nutzen dieses Prinzip und wollen damit etwas zur Verfügung stellen, das bisher unmöglich war: Ein rund um die Uhr verfügbarer Lern-Assistent.

KI als persönlicher Tutor

Das Team an der Fachhochschule IU ist nicht das einzige, das an KI-gestützter Bildung arbeitet. Auch andere Apps wie die Sprachen-Lernen-App Duolingo setzen seit diesem Jahr auf KI-generierte Inhalte.

Auch Microsoft-Gründer Bill Gates sieht eine der größten Chancen von künstlicher Intelligenz vor allem in der persönlichen Bildung und Weiterbildung. Auf der ASU+GSV-Konferenz in San Diego sagte er, KI-Chatbots könnten vielleicht bald schon Kindern in nur 18 Monaten Lesen und Schreiben beibringen: "Die KI wird als Tutor so gut sein wie ein menschlicher Tutor", sagte er.

KI-Bildung zum Ausprobieren

Um selbst zu überprüfen, wie die persönliche Weiterbildung mit künstlicher Intelligenz funktionieren kann, braucht es übrigens keine speziell dafür entwickelten Apps. Auch bekannte Chatbots wie ChatGPT und Google Bard können dazu genutzt werden

Man muss das Gespräch nur mit dem richtigen "Prompt" beginnen – der kann aussehen wie "Du bist mein persönlicher Französisch-Nachhilfelehrer. Ich werde anfangen, Französisch mit dir zu reden, bitte korrigiere mich, wenn ich etwas Falsches sage und lobe mich, wenn mein Satz korrekt ist." Deutlich komplexere Prompts sind aber auch möglich.

Aufpassen beim Selbstlernen

Aufpassen muss man jedoch auch: Gerade die Gratis-Chatbots von OpenAI und Google neigen noch gelegentlich zum "Halluzinieren", also dem Schreiben von Sätzen, die zwar plausibel klingen, aber inhaltlich falsch sind. Das tritt vor allem bei Themen auf, zu denen es wenig Literatur im Internet gibt, von denen die KI lernen konnte.

Wer also zu einem sehr nischigen Thema schlauer werden möchte, sollte besonders aufpassen, wenn er sich von der KI bei der Bildung helfen lässt.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!