Am Montagnachmittag ging "Grokipedia.com" live – Elon Musks lange angekündigte Alternative zur Wikipedia. Doch der Start verlief holprig: Binnen weniger Stunden brach die Seite zusammen, bevor sie am Abend wieder online ging. Auf X verkündete Musk dennoch: "Grokipedia.com v0.1 ist live … v1.0 wird 10× besser; schon jetzt besser als Wikipedia (imo)." Das Ziel der KI-basierten Enzyklopädie sei "die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit."
Die neue Plattform seiner Firma xAI startete mit rund 885.000 Artikeln – allerdings stammt ein erheblicher Teil davon aus Wikipedia selbst. Mehrere Medien berichten, dass viele Texte nahezu identisch übernommen oder nur leicht adaptiert wurden. Die Artikel tragen den Hinweis, sie seien von Grok, Musks KI-Chatbot, "fact-gecheckt" worden. Anders als bei Wikipedia können Nutzer die Inhalte derzeit kaum selbst bearbeiten. Zum Start ist die Plattform zudem nur auf Englisch verfügbar.
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Konkurrenz für Wikipedia?
Dass Musk Wikipedia kopieren kann, liegt an der freien Lizenz der Online-Enzyklopädie. "Wikipedia basiert auf MediaWiki, einer freien und offenen Software, die alle nutzen können", erklärt Wikimedia Deutschland in einem Statement. "Auch eine veränderte Kopie der Wikipedia-Inhalte, ein sogenannter Fork, ist daher möglich." Doch eine echte Konkurrenz sieht die Organisation in "Grokipedia" nicht.
"Wikipedia ist einzigartig. Was sie so besonders macht, ist die ehrenamtliche Community, die etabliertes Wissen aus verlässlichen Quellen für alle Menschen frei zugänglich macht", so Franziska Heine, geschäftsführende Vorständin von Wikimedia Deutschland. "Wikipedia gehört nicht einem Unternehmen, sondern ist unabhängig und wird von tausenden Ehrenamtlichen getragen, die ein großes Verantwortungsbewusstsein für ihr Projekt haben."
Wikipedia unter Druck
Doch auch Wikipedia steht vor Herausforderungen. Die Plattform verliert zunehmend Nutzer an KI-gestützte Suchfunktionen und soziale Medien. Laut einem aktuellen Blogpost der Wikimedia Foundation sind die menschlichen Seitenaufrufe im vergangenen Jahr um acht Prozent zurückgegangen. Marshall Miller von der Wikimedia Foundation nennt als Hauptgründe "die Auswirkungen von generativer KI und sozialen Medien darauf, wie Menschen nach Informationen suchen." Suchmaschinen würden zunehmend generative KI nutzen, um Antworten direkt zu liefern, anstatt auf Seiten wie Wikipedia zu verlinken. Zudem suchten jüngere Generationen Informationen eher auf Social-Video-Plattformen als im offenen Web.
Das birgt Risiken für Wikipedia: "Mit weniger Besuchen auf Wikipedia könnten weniger Freiwillige die Inhalte erweitern und bereichern, und weniger einzelne Spender diese Arbeit unterstützen", warnt Miller.
Der Vorwurf der politischen Schlagseite
Elon Musks "Grokipedia" möchte nun eine weitere Konkurrenz zur Wikipedia darstellen. Musk wirft der Plattform seit langem vor, einen "editorial bias" zu haben – eine politische Schlagseite. Und tatsächlich gibt es Untersuchungen – etwa an der Harvard Business School 2018 – die eine leichte Tendenz nach links wahrnehmen. Die Methodik hinter solchen Untersuchungen ist jedoch umstritten.
Eine absolute Hüterin der Wahrheit kann auch die Wikipedia nicht sein – allein schon deshalb, weil die verschiedenen Sprachausgaben der Wikipedia teils zu unterschiedlichen Einschätzungen kommen, zum Beispiel bei der Darstellung des Kriegs im Gazastreifen.
Ist "Grokipedia" neutraler?
Ob Elon Musks KI Grok, auf der "Grokipedia" basiert, eine politisch neutralere Alternative darstellen kann, ist fraglich. Grok fällt immer wieder mit unberechenbarem Verhalten und klarer politischer Schlagseite auf – etwa im Juni, als die KI in einigen Statements Hitler lobte.
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