Angesichts der schwersten Dürre seit Jahrzehnten greift die britische Regierung zu ungewöhnlichen Mitteln. In einer offiziellen Pressemitteilung vom 12. August 2025 empfahl die Environment Agency den Bürgern neben klassischen Wasserspar-Tipps wie dem Reparieren undichter Toiletten und kürzeren Duschen auch: "Löschen Sie alte E-Mails und Bilder, da Rechenzentren große Wassermengen zur Kühlung benötigen." Helen Wakeham, Direktorin für Wasser bei der Environment Agency, betonte, dass "einfache Alltagsentscheidungen wie […] das Löschen alter E-Mails" dabei helfen würden, die Nachfrage nach Wasserressourcen zu reduzieren.
Warum verbrauchen E-Mails Wasser?
Rechenzentren verbrauchen tatsächlich Wasser für die Kühlung ihrer Serveranlagen. Viele nutzen Verdunstungskühlung, um eine Überhitzung der Server zu verhindern. Studien zeigen, dass bereits ein relativ kleines 1-Megawatt-Rechenzentrum etwa 25 bis 26 Millionen Liter Wasser pro Jahr allein für die Kühlung verbraucht – das entspricht etwa zehn olympischen Schwimmbecken jährlich. Global gesehen verbrauchen Rechenzentren jährlich Hunderte Milliarden Liter Wasser.
Dieser Wasserverbrauch entsteht sowohl direkt in den Kühlsystemen als auch indirekt: Die Stromerzeugung für Rechenzentren benötigt ebenfalls Wasser, etwa in thermischen Kraftwerken für Dampfturbinen und Kühlung. Jede gespeicherte E-Mail oder jedes Foto in der Cloud hat somit tatsächlich einen physischen Ressourcen-Fußabdruck.
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Warum E-Mail-Löschen kaum Wasser spart
Tatsächlich wären die eingesparten Wassermengen durch das Löschen von E-Mails verschwindend gering. Eine typische 18-TB-Festplatte, wie sie in Rechenzentren verwendet wird, verbraucht im Leerlauf zwischen 5 und 6 Watt, und da Daten in der Regel mehrfach abgespeichert werden, ergeben sich daraus etwa 11 kWh pro Terabyte und Jahr. Daraus folgt ein Wasserbedarf von etwa 20 Litern pro Terabyte gespeicherte Daten pro Jahr. Somit würde das Löschen von 1.000 E-Mails maximal ein paar Milliliter Wasser pro Jahr einsparen. Selbst eine einzige um eine Minute verkürzte Dusche spart mehr Wasser als das Löschen mehrerer Terabyte.
Tatsächlich ist Speicherung nicht der wichtigste Energieverbraucher in Rechenzentren. Prozessoren und Grafikkarten für Berechnungen sowie die Kühlung selbst machen den Löwenanteil des Verbrauchs aus. Das bedeutet: Das Benutzen eines Laptops, um Daten zu löschen, würde in der Praxis eher mehr Energie verbrauchen als diese Daten einfach gespeichert zu lassen.
Der Rat der britischen Regierung stößt deshalb vor allem im Netz auf viel Kritik. Die britische Regierung lenke damit nur von den eigentlichen Problemen ab, so der viel geäußerte Vorwurf auf Social Media.
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