Lev Israel, Paul Yu-Chun Chang und Antoine Leboyer stellen den digitalen Havruta vor
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KI-Chatbot soll Studium jüdischer Schriften einfacher machen

KI-Chatbot soll Studium jüdischer Schriften einfacher machen

Das Studium jüdischer Schriften soll einfacher werden - mithilfe einer künstlichen Intelligenz. Das TUM Venture Lab, die KI-Initiative appliedAI und das jüdische Bibliotheksprojekt Sefaria haben dafür einen virtuellen Lernpartner entwickelt.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft am .

Eine Kooperation von drei Organisationen will das Studieren jüdischer Schriften ins digitale Zeitalter bringen. Der virtuelle "Havruta", benannt nach dem hebräischen Wort für einen Lernpartner, wurde am Wochenende auf der DLD-Konferenz in München der Öffentlichkeit vorgestellt.

Internationale Kooperation - ohne Interesse an finanziellem Gewinn

Das Projekt ist eine Kooperation des TUM Venture Lab der TU München, der Münchner KI-Initiative appliedAI und Sefaria, einer gemeinnützigen digitalen Bibliothek für jüdische Texte.

"Was ich bei diesen beiden Organisationen, bei appliedAI und beim TUM Venture Lab, vorgefunden habe, war eine Großzügigkeit des Geistes", erklärt Lev Israel, Produktchef von Sefaria im Gespräch mit BR24. "Das ist nötig, um so etwas zu entwickeln, weil am Ende kein offensichtlicher finanzieller Gewinn herausspringt. Es geht wirklich nur darum, menschliches Wissen und menschliche Kultur zu fördern."

Ein Jahrzehnt Vorbereitung

Für das Open Source-Projekt Sefaria ist der virtuelle Havruta eine Chance, über ein Jahrzehnt gesammelte Daten auf neue Art zur Verfügung zu stellen. "Wir haben Texte digitalisiert, Bücher eingescannt und korrigiert", erklärt Lev Israel. "Wir haben mit Verlegern verhandelt, Werke aus dem Urheberrecht freigekauft und alles getan, was wir konnten, um diesen öffentlichen Datensatz zu erstellen."

Dass das Projekt schließlich die Basis für einen Chatbot sein würde, war nicht von Anfang an geplant gewesen: "Wir wussten nicht, wie die Technologie in der Zukunft aussehen würde, aber wir wussten, dass sie Daten brauchen würde", erklärt Israel. Die Partnerschaft mit appliedAI und dem TUM Venture Lab sei nun eine neue Verwendung dieser Daten, für deren Verfügbarkeit Sefaria über zehn Jahre Arbeit investiert hat.

Ein Chatbot als Gelehrter

Der fertige Chatbot nutzt dann alle diese Daten und soll so in der Lage sein, auch auf komplexe Fragen detailliert zu antworten – und sich dabei immer auf Quelltexte beziehen. "Wir wollen die Antworten des Chatbots nicht auf eine einzige Antwort beschränken", erklärt Paul Yu-Chun Chang von appliedAI.

Stattdessen soll der Chatbot auch mehrere Quelltexte miteinander in Einklang bringen können und beispielsweise skizzieren, wie verschiedene Glaubensrichtungen des Judentums sich zu einem Thema verhalten könnten.

"Wir helfen dem Nutzer dabei, einen sehr komplexen Bereich zu verstehen", meint Lev Israel von Sefaria. "Wir befassen uns mit philosophischen Fragen, theologischen Fragen, Fragen, bei denen es Meinungsverschiedenheiten über die religiöse Praxis gibt."

Projekt soll frei zugänglich sein

In nur wenigen Monaten hat das Projekt es bis zu einem funktionierenden Protoyp geschafft, den bereits einige Dutzend Menschen testen konnten. Für die Schöpfer des Projekts eine spannende Phase, meint Antoine Leboyer, Direktor des TUM Venture Lab. "Wir haben bei unserem Pilotprojekt auch festgestellt, dass einige Rabbiner und Gelehrte sehr präzise Fragen gestellt haben", sagt Leboyer. "Und was wirklich Spaß macht, ist, jeden Tag die Liste der Fragen durchzugehen, die gestellt wurden. Dabei lernen wir auch ständig dazu."

"Für uns ist das ein gutes Fallbeispiel, generative KI als etwas zu betrachten, das für die Welt, in der wir leben, von Nutzen ist", erklärt Paul Yu-Chun Chang von appliedAI.

Fürs Erste bleibt der virtuelle Havruta ein internes Projekt – aber das soll sich bald ändern: "Letztendlich werden wir dieses Projekt deshalb auch als Open Source veröffentlichen", sagt Chang. Er und der Rest des Teams hoffen, durch das gemeinnützige Projekt jüdisches Wissen leichter und digitaler zugänglich zu machen.

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