TikTok-Logo auf schwarzem Handybildschirm.
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Gut 20 Millionen Deutsche nutzen TikTok.

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"Traktor gegen Ferrari": Wer kann die AfD auf TikTok einholen?

"Traktor gegen Ferrari": Wer kann die AfD auf TikTok einholen?

Die Kampagne #ReclaimTikTok will den "demokratischen Diskurs" zurück auf die Plattform bringen, auf der politisch vor allem AfD-Inhalte Erfolg haben. Dafür will selbst Kanzler Scholz auf TikTok gehen. Aber wie realistisch ist "Reclaim TikTok"?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Luisa Neubauer steht im Schloss Bellevue. Die Klimaaktivistin spricht direkt in die Selfie-Kamera ihres Handys, sagt, sie freue sich sehr über die Einladung des Bundespräsidenten. Dann sagt Neubauer: "Ich weiß aber gar nicht, ob TikTok Sie kennt – vielleicht könnten Sie einmal Hallo sagen." Und die Kamera schwenkt auf Frank-Walter Steinmeier.

Das Video hat Luisa Neubauer auf der Social-Media-Plattform TikTok veröffentlicht, mit folgender Caption: "Wer kennt diesen Mann? Diese jungen Menschen sind jetzt ja alle nur auf TikTok – und die Politik?" Dahinter der Hashtag #ReclaimTikTok. Mit dieser Idee versuchen Aktivistinnen und Aktivisten momentan, einen "demokratischen Diskurs" zu etablieren – auf einer Plattform, wo AfD-Videos durchschnittlich zehnmal so erfolgreich sind, wie die jeder anderen Partei, wie ZDFheute berichtete (externer Link).

Videos wie der Ausschnitt aus einer Rede von Alice Weidel im Bundestag, bei der sie mit den Worten "Wer arbeitet ist der Dumme" Stimmung gegen Zugewanderte macht. Oder Ulrich Siegmund, Fraktionschef der AfD in Sachsen-Anhalt, der in seinen Videos zum Beispiel darüber spricht "wie wir mit unserem Steuergeld Luxus-SUVs in Afrika finanzieren".

Scholz kündigt TikTok-Auftritt der Bundesregierung an

Lange wurde TikTok von bekannten Politikerinnen und Politikern nicht als zentral wichtig behandelt. Aber das ändert sich gerade: Vergangene Woche sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in einem Interview mit T-Online (externer Link, möglicherweise Bezahlinhalt), er werde jetzt anfangen, TikTok zu nutzen, um "ein Gegengewicht zur AfD" zu sein. Und auch Kanzler Olaf Scholz kündigte kürzlich bei einem Bürgerdialog in Dresden an, man wolle künftig mit der Bundesregierung auf TikTok präsent sein. Bayerische Politiker wie Markus Söder (CSU) oder Katharina Schulze (Grüne) sind bereits mit offiziellen Accounts auf der Plattform und posten regelmäßig Videos – mit den Followerzahlen von Weidel oder Siegmund können sie allerdings nicht mithalten.

Aber wie realistisch ist #ReclaimTikTok? Der Politikberater Martin Fuchs meint, das werde "ein verdammt harter Job". Das Interesse an der Plattform käme reichlich spät, die AfD habe auf TikTok "jetzt Pflöcke eingeschlagen", weitreichende Netzwerke, eine starke Community. "Die sind extrem gut aufgestellt", erklärt Fuchs.

Und Julian Hohner, der an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität zur Mobilisierung rechtsextremer Gruppen auf TikTok promoviert, sieht auch noch eine weitere Schwierigkeit: Angstmachender, populistischer Content erzeuge auf der Plattform einfach deutlich mehr Klicks als komplexe, sachorientierte Themen. "Da geht man in ein Rennen mit ungleichen Fahrzeugen, Traktor gegen Ferrari sozusagen."

Ein erfolgreicher Auftritt braucht eine Strategie und Ressourcen

Trotzdem sei es "auch ein Tool, das Reichweite generieren kann für demokratiefördernde Zwecke". Die Nachteile von TikTok "bedeuten ja nicht, dass man es nicht benutzen soll."

Politikberater Martin Fuchs hat dafür auch konkrete Tipps: Zuerst einmal brauche es eine gemeinsame Strategie von demokratischen Akteurinnen und Akteuren, "damit man nicht alleine im Wind steht". Auch ohne neue Leute und neue Technologien werde es nicht gehen – ein erfolgreicher TikTok-Auftritt kostet Geld. Und inhaltlich müsse man dem Hass auf der Plattform "mit positiven Emotionen entgegenwirken".

Trotzdem Viewzahlen nicht zu hoch hängen

Aber wie wichtig ist TikTok eigentlich wirklich für den politischen Erfolg? Das komme darauf an, wie man diesen Erfolg definiere, so Martin Fuchs: "Eine große Viewanzahl ist nicht per se hilfreich für eine Wahlkampfstrategie." Eine Partei könne nämlich zum Beispiel nicht kontrollieren, in welchen Regionen ihre Videos viel ausgespielt werden, was für den Wahlkampf in den Bundesländern ein großer Vorteil wäre. Trotzdem ist er sich sicher: "Die Wahlen in den ostdeutschen Ländern und die Europawahlen werden sehr stark geprägt sein von TikTok."

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