Es nervte, aber irgendwie hat man es dann doch irgendwann liebgewonnen – dieses charakteristische Blubber-Klingeln von Skype, gefolgt vom unvermeidlichen "Hallo? Hörst du mich?" und der hektischen Suche nach dem richtigen Knopf, um das Mikrofon einzuschalten.
Lange bevor Videotelefonie alltäglich wurde, bevor jedes Smartphone zum Kommunikationszentrum avancierte, gab es Skype. Zu einer Zeit als internationale Anrufe noch ein teures Vergnügen darstellten, war Skype ein echter Pionier der Webtelefonie, der das Internet-Telefonieren demokratisierte. Nach 21 Jahren wird der digitale Hörer nun endgültig aufgelegt.
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Nutzer können zu Teams wechseln
Microsoft hat angekündigt, dass Skype am 5. Mai 2025 eingestellt wird. Der 2003 in Estland gegründete Dienst weicht nun endgültig dem Nachfolger Microsoft Teams. Nutzer haben etwa 60 Tage Zeit, sich zu entscheiden: Entweder sie exportieren ihre Daten oder sie wechseln zu Teams, wo ihre Kontakte, Chatverläufe und Anrufprotokolle automatisch verfügbar sein werden.
Von der Revolution zum Niedergang
Mit seiner Gründung 2003 durch Janus Friis und Niklas Zennström startete Skype als bahnbrechender Dienst, der es Menschen ermöglichte, kostenlos übers Internet zu telefonieren. Der Name selbst – "sky peer to peer" – verwies auf die innovative Technologie dahinter, bei der Daten direkt zwischen den Nutzern ausgetauscht wurden, ohne zwischengeschaltete Server. Bereits 2004 zählte der Dienst elf Millionen registrierte Nutzer, 2005 waren es schon 54 Millionen.
Die Erfolgsgeschichte führte 2005 zunächst zur Übernahme durch eBay für 2,6 Milliarden Dollar. Nach einem Zwischenspiel unter der Führung einer Investorengruppe um Silver Lake erwarb Microsoft den Dienst schließlich 2011 für satte 8,5 Milliarden Dollar. Damals zählte Skype bereits 170 Millionen monatlich aktive Nutzer.
Verpasste Chancen im mobilen Zeitalter
Doch die Erfolgsgeschichte bekam Risse. Mit dem Aufkommen von Smartphones verlor Skype zusehends an Boden. Dienste wie Apples FaceTime und iMessage, Facebook Messenger, WhatsApp und WeChat eroberten den Markt der mobilen Kommunikation. Trotz mehrerer Redesigns gelang es Skype nicht, den Anschluss zu halten.
Als die COVID-19-Pandemie ausbrach und die Welt plötzlich nach Videokonferenzlösungen suchte, war es nicht Skype, das den Moment nutzte, sondern Newcomer Zoom. Zwar verzeichnete auch Skype einen Nutzungsanstieg, doch Microsoft investierte seine Ressourcen zunehmend in den 2017 gestarteten Konkurrenten aus eigenem Hause: Microsoft Teams.
Das Ende eines Pioniers
Was bleibt, ist Wehmut. Die Nutzerzahlen von Skype stagnierten in den letzten Jahren bei etwa 36 Millionen täglichen Nutzern, während die in Teams verbrachten Minuten sich in den letzten zwei Jahren vervierfacht haben. Microsoft entschied sich für eine klare Strategie: Ein Dienst für alle Kommunikationsbedürfnisse.
Besonders einschneidend: Microsoft wird auch die Telefoniefunktionen, mit denen Nutzer Festnetz- und Mobilnummern anrufen konnten, nicht in Teams für Privatnutzer übernehmen. Die höheren Bandbreiten und günstigeren Datentarife haben den Bedarf für solche Dienste schwinden lassen.
Mit dem Verstummen des charakteristischen Skype-Klingelns geht mehr zu Ende als nur ein Kommunikationsdienst. Denn es erinnert an eine Zeit, in der das, was heute selbstverständlich ist, noch revolutionär war.
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