Musikproduzent Rick Rubin auf der Bühne beim OMR Festival
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Gefühl statt Technik: Musikproduzent Rick Rubin verkörpert, was Vibe Coding ausmacht – weniger Kleinklein, mehr Vision.

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Vibe Coding: Kann jetzt jeder programmieren?

Vibe Coding: Kann jetzt jeder programmieren?

Mit "Vibe Coding" können auch Laien Software entwickeln, während KI die technische Arbeit übernimmt. Große Tech-Firmen setzen bereits auf diese Methode – und bald könnten wir alle zu App-Entwicklern werden. Doch es gibt auch Fallstricke.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Stellen Sie sich vor, Sie könnten Apps entwickeln, ohne eine einzige Programmiersprache zu beherrschen. Willkommen beim "Vibe Coding" – einer neuen Art des Programmierens, bei der Vision und Kreativität wichtiger sind als technisches Wissen.

Was ist Vibe Coding eigentlich?

Der Begriff wurde Anfang 2024 vom KI-Experten Andrej Karpathy geprägt. Die Idee: Statt sich um Codedetails zu kümmern, konzentriert man sich auf die Vision – was soll die Software können und wie soll sie sich anfühlen?

Das Konzept ähnelt der Arbeitsweise des Musikproduzenten Rick Rubin, der in der aktuellen Folge des KI-Podcasts als Vergleich dient. Rubin gibt offen zu, weder ein Mischpult bedienen zu können noch Musiktheorie zu verstehen. "Mein Geschmack und mein Selbstvertrauen sind für Künstler nützlich", erklärt er. Genauso funktioniert auch Vibe Coding: Die KI kümmert sich um die Technik, der Mensch liefert die Vision.

Von Profis bis Hobby-Bastlern

In der neuen Folge des KI-Podcasts testen die Hosts das Konzept. Während Gregor Schmalzried mit Claude eine bewusst "unseriöse" Bank-Website erstellt, komplett mit Fake-Kundenchat und unsicherem Passwort-Checker, stößt Fritz Espenlaub bei seinem Versuch, eine App zu programmieren, auf Hürden – vor allem, wenn zusätzliche Software installiert werden muss.

🎧 Wie verändert KI unser Leben? Und welche KI-Programme sind in meinem Alltag wirklich wichtig? Antworten auf diese und weitere Fragen diskutieren Gregor Schmalzried, Marie Kilg und Fritz Espenlaub jede Woche in "Der KI-Podcast" – dem Podcast von BR24 und SWR.

Diese Beispiele zeigen, wie Vibe Coding die Programmierung demokratisiert. Mario Rodriguez, Chief Product Officer von GitHub sieht darin enormes Potenzial: "Es gibt viele Mozart-ähnliche Talente, die bisher keine Möglichkeit hatten, ihre Ideen umzusetzen." Künftig könnten auch Kinder oder Menschen ohne teure Ausbildung Apps entwickeln.

In Tech-Unternehmen bereits Standard

Bei den großen Tech-Konzernen ist KI-gestütztes Programmieren bereits Realität. Mark Zuckerberg prognostiziert, dass bis 2026 mindestens 50 Prozent des Meta-Codes von KI stammen werden. Google spricht von 30 Prozent, KI-Firma Anthropic sogar von bald 100 Prozent.

Professionelle Entwickler nutzen KI-Tools inzwischen als integralen Bestandteil ihres Arbeitsprozesses. Aus dem Nachschlagen von Code-Schnipseln ist ein kontinuierlicher Dialog mit KI-Assistenten geworden.

Die Grenzen des Vibe Codings

Ganz so einfach, wie es klingt, ist es dann aber doch nicht. Wie im KI-Podcast anschaulich gezeigt wird, kann Vibe Coding manchmal an unerwarteten Stellen scheitern. Die KI versteht zwar, was man will, kann aber manchmal bestimmte Details nicht umsetzen – etwa wenn Gregor trotz mehrfacher Aufforderung den Chat nicht an der gewünschten Stelle platziert bekommt. Kritische Stimmen warnen zudem davor, dass KI Sicherheitslücken in den Code hinein halluzinieren könnte.

Ein weiteres Problem: Je besser die KI wird, desto mehr Code wird es geben. Und je mehr Code es gibt, desto wichtiger wird die Fähigkeit, guten von schlechtem Code zu unterscheiden – ein bisschen wie Rick Rubin, der entscheiden kann, welche Musik gut ist und welche nicht.

So können Sie selbst loslegen

  • Für Einsteiger: ChatGPT, Claude oder Gemini sind gute Startpunkte. Erklären Sie der KI, was Sie programmieren möchten, und lassen Sie sich Schritt für Schritt durch den Prozess führen.
  • Für Fortgeschrittene: Spezielle Coding-Tools wie GitHub Copilot, die KI direkt in die Entwicklungsumgebung integrieren, bieten mehr Komfort.
  • Für spezifische Projekte: Websites lassen sich besonders leicht mit KI erstellen. Claude kann zum Beispiel direkt sogenannte "Artefakte" erstellen – komplette Websites, die sofort funktionieren.
  • Bei Problemen: Wenn etwas nicht funktioniert, formulieren Sie Ihr Anliegen neu oder starten komplett von vorne. Manchmal verrennt sich die KI in bestimmten Ansätzen.

Das Versprechen von Vibe Coding: Jeder kann jetzt Dinge programmieren, die vorher unerreichbar schienen. Aber auch: In einer Welt, in der jeder leicht Codes erzeugen kann, werden Kreativität, Vision und guter Geschmack die wertvollsten Fähigkeiten – genau wie bei Rick Rubin.

Dieser Artikel ist erstmals am 13.5.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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