Zwölf Punkte nach zehn Spielen – so lautet die Ausbeute der Clubfrauen in dieser Saison. Die Nürnbergerinnen sind vor dem 11. Spieltag der beste Aufsteiger in der Frauen-Bundesliga vor den finanzstärkeren Klubs Union Berlin und Hamburger SV. Zum Vergleich: In ihrer letzten Bundesliga-Saison hatte die Mannschaft von Thomas Oostendorp zum selben Zeitpunkt sieben Zähler weniger auf dem Konto.
Clubfrauen mit big points in Hamburg
Die Clubfrauen sind für Außenstehende also durchaus eine Überraschung der Saison, wenn auch nicht für die Protagonistinnen selbst. "Das klingt immer so, als wäre uns das in den Schoß gefallen und wir wüssten selber nicht, wie wir dazu gekommen sind", sagt Nastassja Lein im BR24Sport-Interview. "Wir sind sehr glücklich, aber die Spiele, die wir gewonnen haben, musst du auch gewinnen, wenn du in der Liga bleiben willst."
Zum Beispiel am vergangenen Sonntag bei Mitaufsteiger Hamburger SV: Die FCN-Frauen gewannen nach Rückstand dank Leins Siegtreffer noch 2:1. "Das war ein wichtiger Sieg für uns, den wir uns vorgenommen hatten. Wir sind auch sehr happy und stolz, dass wir das Spiel drehen konnten", freut sich Lein rückblickend.
Leistungsträgerin Lein: Von der Regionalliga in die Bundesliga
Die 24-Jährige läuft seit der U17 für den 1. FC Nürnberg auf und war auch schon beim letzten Bundesliga-Abenteuer vor zwei Jahren dabei. Damals fand sie nach einem Syndesmoseband-Riss im Sommer nicht in die Saison und konnte am Ende ohne eigenen Treffer den Abstieg nicht verhindern. "Die erste Bundesligasaison war schon sehr lange ein Krampf. Man will, aber es klappt nicht so richtig. Da ist man dann auch sehr enttäuscht", berichtet die gebürtige Bambergerin.
"Jetzt bin ich das entspannter angegangen und habe mir gedacht, das wird schon irgendwie. Und wenn es dann mal läuft, wie gesagt, dann ist es auch einfacher, das zu halten." Schon vier Treffer hat sie erzielt – damit ist sie die viertbeste Schützin der Liga.
Clubfrauen haben dazugelernt
Die Oberfränkin steht sinnbildlich für die Entwicklung, die die Clubfrauen durchgemacht haben. Aus dem kurzen Bundesliga-Intermezzo, bei dem die Nürnbergerinnen nur denkbar knapp den Klassenerhalt verpassten, wurden die richtigen Schlüsse gezogen. "Wir wissen mehr, was auf uns zukommt und generell haben wir diesmal einen klareren Plan. Es ist uns allen sehr bewusst, wie wir spielen wollen. Vor zwei Jahren haben wir viel versucht mitzuspielen, was uns Spiele gekostet hat", analysiert Lein.
Vor allem die Defensive war damals sehr instabil. 61 Gegentore fingen sich die Nürnbergerinnen insgesamt. "Die Themen, die uns defensiv das Leben schwer gemacht haben, haben wir schon in der Zweitligasaison fokussiert." Zudem haben sich die Franken in der Abwehr namhaft verstärkt. Die polnische EM-Teilnehmerin Oliwia Wos oder Mailand-Leihgabe Beatrix Fördös heben das Niveau der Defensive auf ein neues Level.
Clubfrauen genießen die "schöne Momentaufnahme"
22 Gegentore aktuell sind zwar keine Traumbilanz, wurden aber durch ein 0:3 in Köln und ein 0:6 gegen den FC Bayern innerhalb weniger Tage begünstigt. Die Pleite gegen den Ligaprimus war bisher der einzige Totalausfall der Clubfrauen. "Du solltest auf gar keinen Fall sechs Dinger kassieren in einem Derby zuhause", stellt Lein klar. Man habe die Niederlage aber gut einordnen können, "dass das einfach Qualität ist, die uns geschlagen hat".
Dem gegenüber steht auch ein 3:2-Sieg gegen den damaligen Tabellendritten Freiburg am siebten Spieltag, der mehr als nur ein Achtungserfolg war. Die Clubfrauen sind auf dem besten Weg zum Klassenerhalt, heben aber nicht ab. "Das zeigt, dass wir gerade als Team gute Arbeit leisten, dass wir auch in der Lage sind, geschlossen besser zu performen als andere, die individuell vielleicht besser aufgestellt sind", freut sich Lein, die den aktuellen Höhenflug lieber als "schöne Momentaufnahme" sieht. Eine Momentaufnahme, die vor der Saison vielleicht nicht unbedingt zu erwarten war.
Dieser Artikel ist erstmals am 16. November 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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