Choreo der Club-Fans vor dem Frankenderby des 1. FC Nürnberg gegen die SpVgg Greuther Fürth.
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125 Jahre 1. FC Nürnberg: Große Titel und herbe Abstiege

125 Jahre 1. FC Nürnberg: Große Titel und herbe Abstiege

Der 1. FC Nürnberg schreibt seit 125 Jahren Fußballgeschichte. Abstiege und Skandale kratzen am Club-Mythos. Den letzten Meistertitel gab es vor fast sechzig Jahren. Dennoch ist der FCN bis heute Vizerekordmeister. Eine Chronik.

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Am 4. Mai 1900 trafen sich 18 Nürnberger Gymnasiasten in der Burenhütte an der Deutschherrenwiese und gründeten den 1. FC Nürnberg, der ursprünglich ein Rugby-Verein war. Weil dafür aber 30 Spieler nötig gewesen wären, entschied man sich, Fußball zu spielen. In der 125-jährigen Geschichte erlebte der Club eine Achterbahnfahrt nach der nächsten, ist bis heute der einzige Verein, der als amtierender Deutscher Meister abstieg. Und dennoch haben die Franken bis heute die zweitmeisten Meistertitel (neun Meisterschaften) hinter dem FC Bayern. Eine Übersicht über 125 Jahre 1. FC Nürnberg.

Nürnberger Dominanz in den 1920er Jahren

Heute kaum noch denkbar. Der Club dominierte einst den deutschen Fußball, wenn auch lange vor Gründung der Bundesliga. Zwischen 1920 und 1927 heißt der Deutsche Meister fünfmal 1. FC Nürnberg. Es ist das erfolgreichste Jahrzehnt der Vereinsgeschichte. 1920 gewinnt man den Titel im Finale gegen den ungeliebten Nachbarn aus Fürth. In dieser Zeit stellt der Club die Hälfte der Nationalmannschaft. Torwart-Legende Heiner Stuhlfauth und Kapitän Hans Kalb sind wichtige Stützen auch mit dem Adler auf der Brust.

"Ich fürchte, dass den sieben fetten Jahren, sieben magere folgen werden", ahnt Fußball-Pionier und kicker-Gründer Walther Bensemann und soll Recht behalten. Erst 1935 darf mit dem Gewinn des Tschammerpokals (Vorgänger des DFB-Pokals) wieder gefeiert werden. Ein Jahr später ist auch Trophäe für den Deutschen Meister wieder zurück in der Noris. 1939 gewinnt der Club zweiten Mal den Pokal. Auch danach folgt eine fast zehnjährige Durststrecke, ehe sich der FCN 1948 zum siebten Mal zum Deutschen Meister krönt.

Ein bis heute unerreichter Negativ-Rekord

In den 1960er Jahren gelingt dem Club Historisches. Überraschend gewinnt der Club in der Saison 1967/68 die Deutsche Meisterschaft. Trainer Max Merkel, legendärer, aber auch von den Spielern gefürchteter Fußballlehrer, schafft das Kunststück, mit einem Kader von nur 15 Spielern den Titel zu holen. "Mit Zuckerbrot und Peitsche", wie eines seiner Bücher titelt, hatte er zuvor schon Rapid Wien (1957) und den TSV 1860 München (1966) zur Meisterschaft geführt.

"Nach der Notenbank ist die Trainerbank das wichtigste im Fußball. Entscheidend ist, was drauf ist" Max Merkel

Was dann im darauffolgenden Jahr passiert, ist allerdings eine noch größere Fußball-Sensation. Zum ersten und bisher einzigen Mal steigt ein Deutscher Meister in die zweite Liga ab. Für die Nürnberger ist es der Beginn einer wechselvollen Zeit der Auf- und Abstiege - einer Jahrzehnte andauernden Berg- und Talfahrt, wie sie im Buche steht. Fast vierzig Jahre soll es dauern, bis der Club wieder einen Titel gewinnen kann.

1983/84: Die "schwarze Saison"

Nach dem Abstieg 1969 bleibt Nürnberg neun Jahre lang zweitklassig. Zweimal scheitern die Franken knapp, erst 1978 gelingt die Rückkehr ins Oberhaus. Es folgt ein Wechselbad der Gefühle: Direkt nach dem Aufstieg muss der Club wieder in die 2. Liga, doch 1980 geht es direkt wieder rauf.

Vier Jahre lang mischt Nürnberg in der 1. Bundesliga mit - mit mäßigem Erfolg. In nur vier Spielzeiten werden zehn Trainer verschlissen, dann folgt die vielleicht katastrophalste Saison in der Vereinsgeschichte. Der FCN stürzt 1983/84 am 19. Spieltag auf den letzten Tabellenplatz und bleibt dort bis Saisonende. Den Franken gelingt nicht ein einziger Auswärtspunkt - ein Novum in der Bundesliga-Geschichte.

Internationale Erfolge und bittere Niederlagen

Doch der Traum vom großen Fußball nimmt in Nürnberg noch lange kein Ende. Wie schon fünf Jahre zuvor steigt der Club sofort wieder auf. 1988 gelingt sogar der Sprung in den UEFA-Cup. Der internationale Wettbewerb begann mit einem Coup: Die Elf von Trainer Hermann Gerland besiegte die AS Rom mit Starstürmer Rudi Völler mit 2:1. "Das ist der größte Triumph der Vereinsgeschichte", jubelt Präsident Gerd Schmelzer. Doch der Club-Chef sollte jäh aus seinen Träumen gerissen werden - das Rückspiel verliert seine Mannschaft mit 1:3.

Neues Stadion und jede Menge Schulden

Das Präsidium um Schmelzer lässt jedoch nicht locker und will den Verein mit einem neuen Stadion und neuem Trainingsgelände für höhere Aufgaben wappnen. Diese Maßnahmen hinterlassen zunächst ein Loch in der Kasse, das Schatzmeister Ingo Böbel "elegant" füllen will. Schätzungen zufolge häuft Nürnberg Anfang der 1990er-Jahre 30 Millionen Mark an Schulden an. Am Ende wandert Böbel ins Gefängnis, Schmelzers Nachfolger Gerhard Voack wird wegen Steuerhinterziehung verurteilt.

Der Kampf zurück: Von der Regionalliga zum DFB-Pokal

1994 folgt auf die finanzielle Schieflage der sportliche Absturz. Zunächst steigt der Club aus der Bundesliga in die 2. Liga ab, zwei Jahre später geht's sogar noch eine Etage tiefer: Dem FCN werden wegen eines Verstoßes gegen DFB-Auflagen sechs Punkte abgezogen, der Abstieg in die Regionalliga ist damit besiegelt.

Der Club fängt sich jedoch wieder einmal rasch: Es folgt ein Durchmarsch von der Regionalliga Süd bis in die 1. Bundesliga. 1999 und 2003 steigt Nürnberg wieder ab, der jeweilige Aufstieg lässt aber nicht lange auf sich warten, ehe 2007 der größte Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte gefeierte werden darf.

Unter Hans Meyer gewinnt der 1. FC Nürnberg um Legenden wie Javier Pinola oder Marek Mintal gegen den Deutschen Meister VfB Stuttgart den DFB-Pokal. Der Däne Jan Kristiansen erzielt in der Verlängerung das Traumtor zum 3:2-Endstand - sein einziger Treffer für den Club.

2008 geht es dann zum siebten Mal runter und gleich wieder rauf. Nach fünf Jahren Bundesliga rutscht der Club nach der Saison 2013/14 wieder in die Zweitklassigkeit. Vier Jahre später gelingt in der Spielzeit 2018/19 ein kurzes Gastspiel in der höchsten deutschen Spielklasse, bevor der Liga-Fahrstuhl mit dem Tabellenschlusslicht schon wieder eine Etage tiefer fährt.

Hoffnung auf den Wiederaufstieg

Der Club steckt wieder einmal in der zweithöchsten Fußballliga fest: Unter Trainer Robert Klauß (2021/22) kommt man den Aufstiegsrängen zwar schon wieder erfreulich nahe, im Endspurt ist die Luft dann allerdings vorzeitig raus. Der Trainerstuhl wird mehrfach umbesetzt: Auch unter Markus Weinzierl, Dieter Hecking und Cristian Fièl gelingt die Rückkehr nicht.

Erst mit Weltmeister Miroslav Klose an der Seitenlinie keimt in der Saison 2024/25 nach sechs Zweitligajahren wieder das zarte Pflänzchen Hoffnung auf den Wiederaufstieg. Dieses Jahr wird es wohl nix - am Valznerweiher wird aber weiter vom Sprung in die Erstklassigkeit geträumt.

Rekordabsteiger: "Der Glubb is a Depp!"

Der Titel des Rekordmeisters ist längst an den FC Bayern übergegangen, dafür ist man in Nürnberg jetzt alleiniger Rekordabsteiger. Das Sprichwort "Der Glubb is a Depp!" bringt es auf den Punkt: Kaum ein anderer Fan musste in den vergangenen Jahren so leiden wie der "Clubberer". Eines dürfte die zahlreichen FCN-Fans aber beruhigen: Bislang ging es nach jedem Rückschlag früher oder später wieder bergauf.

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