Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Das ist eine Erkenntnis, die sie in Nürnberg nicht exklusiv haben. Und doch merken sie am Valznerweiher gerade wieder, wie schnell die Stimmung kippen kann. Ging der 1. FC Nürnberg noch mit viel Rückenwind in die letzte Länderspielpause, weht Trainer Miroslav Klose und seiner Mannschaft angesichts der jüngsten sportlichen Ergebnisse inzwischen eine steife Brise ins Gesicht. Was bedeutet das für die Zukunft Kloses, dessen Vertrag im Sommer ausläuft?
Klose-Verlängerung ursprünglich an Weihnachten oder Silvester
Eigentlich war der Plan der Verantwortlichen gewesen, den Vertrag mit Miroslav Klose zum Ende des Jahres zu verlängern. Das neue Arbeitspapier könne "unter dem Weihnachtsbaum liegen, der kann vielleicht nach den Silvesterkrachern bei Miro landen", hatte Chatzialexiou am 24. November in "Blickpunkt Sport" noch angedeutet, dass man sich "zeitnah" zusammensetzen werde. Diese Worte fielen in einer Zeit, in der sich der 1. FC Nürnberg auch dank Klose mit vier Siegen aus sechs Spielen aus dem Tabellenkeller herausgearbeitet hatte und den Umschwung geschafft zu haben schien.
"Totalausfall" inklusive: FCN seit drei Spielen ohne Sieg
Doch seither hat der Club eben nicht mehr gewonnen. Gerade das 0:3 in Magdeburg, das der Coach hinterher als "Totalausfall" einordnete, gab den Verantwortlichen zu denken. Auch im Frankenderby gegen den stark kriselnden Nachbarn aus Fürth reichte es nur zu einem 2:2. Nach dem 0:1 auf Schalke am vergangenen Sonntag muss der Blick bei den Franken wieder nach unten gehen und auch der Coach scheint den Druck langsam wahrzunehmen.
Klose plötzlich ungewohnt deutlich
Im Anschluss an die nicht unbedingt verdiente Niederlage in Gelsenkirchen wurde Klose deutlich. Der Club hatte gegen den Herbstmeister der 2. Bundesliga kein Glück mit dem Schiedsrichter, der eine klare Gelb-Rote Karte für Schalkes Hasan Kurucay nicht gab. "Der muss runter. Das ist Fakt", polterte Klose hinterher am Sky-Mikrofon. Ein unglücklicher Nachmittag für den Club, der aber wieder sein größtes Defizit zu Tage förderte.
Klose hat erneut ein Sturmproblem
Der Club fand mit seinem vielen Ballbesitz im Mittelfeld keine Lösung gegen die kompakte Defensive der Gastgeber. In der Offensive verbreiten die Nürnberger wenig Schrecken. Nur Fortuna Düsseldorf (13 Tore) ist im Angriff harmloser als der Club (17 Tore). Der ehemalige Weltklasse-Stürmer hat also wieder ein Stürmer-Problem.
Artem Stepanov, der in Leverkusen vor der Saison U19-Vizemeister wurde, fremdelt weiterhin mit dem Profifußball. Der 18-Jährige verliert viele Zweikämpfe und strahlt offensiv kaum Gefahr aus. Offensive Neuzugänge wie Semir Telalovic oder Mikael Biron schafften es zuletzt nicht einmal mehr in den Kader.
Sisyphosarbeit für Klose
Im Angriff ist keine Entwicklung unter Klose zu verzeichnen. Dafür sind im Spielaufbau durchaus Ansätze zu erkennen. Doch ist das nach eineinhalb Jahren unter Kloses Regie genug? Man wolle mit ihm etwas entwickeln, hatte Chatzialexiou immer gesagt. Rein statistisch gesehen ist die Entwicklung kaum vorhanden. Der Club hat mit 19 Zählern aktuell drei Punkte weniger als im Vorjahr zum Ende der Hinrunde.
Man muss ihm aber zugutehalten, dass er vor der Saison wieder bei null starten konnte, nachdem ein Großteil der Mannschaft den Verein im Sommer verlassen hatte. FCN-Trainer zu sein, ist also eine echte Sisyphosarbeit, die ihm auch Sportvorstand Chatzialexiou mit seinen Ver- und Einkäufen eingebrockt hat.
Klose-Verlängerung als Dilemma für Chatzialexiou
Der Nürnberger Sportboss muss nun entscheiden, ob und wann er mit Klose verlängert. Sollte der Club am Sonntag gegen Hannover verlieren, hätten Klose und sein Team nur einen Punkt aus vier Spielen geholt. Eine Klose-Verlängerung wäre den Fans nur schwer zu verkaufen. Zumal angesichts des schweren Startprogramms in der Rückrunde – innerhalb der ersten sechs Spieltage spielt der Club gegen Elversberg, Darmstadt, Paderborn, Bochum und Hertha BSC – und entsprechenden Misserfolgen dann doch eine Trennung vonnöten werden könnte.
Der Trainer selbst hält sich mit Kommentaren zu einer Vertragsverlängerung öffentlich zurück. Das Dilemma hat nun Sportvorstand Joti Chatzialexiou.
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