Fahren, Lenken, Bremsen - und das alles noch mit einem Ball in der Hand: Wer zum ersten Mal Rollstuhlbasketball ausprobiert, der ist schnell überfordert. Dieser Sport ist schnell, raffiniert und athletisch!
Rainer Heidenheimer dagegen rollt mit einem Affenzahn durch die Halle. Der Trainer beim Sportverein Reha Augsburg spielt seit über 40 Jahren Rollstuhlbasketball. Als kleiner Junge ist er an Kinderlähmung, Polio, erkrankt und konnte deshalb noch nie laufen. Basketball im Rollstuhl zu spielen ist für ihn daher kein Problem. Aber auch für Fußgänger ist dieser Sport möglich.
Rollstuhlbasketball – barrierefrei und inklusiv
Die Sportart ist nicht nur barrierefrei, sondern auch inklusiv und offen für alle Geschlechter. Ob Fußgänger oder Rollstuhlfahrer, Frauen oder Männer – hier dürfen alle in einem Team antreten, die bereit sind, sich für die Spielzeit in einen Rolli zu setzen. "Ein bisschen Liebe zum Ball wäre wichtig, aber alles andere macht einfach nur Spaß", sagt Rainer. Simona spielt auch schon lange im Team und beschreibt den Sport so: "Eine Mischung aus Basketball und Boxautofahren." Die Profis kämpfen um jeden Ball. Das ständige Anschieben der Räder ist auf die Dauer schweißtreibend. Nach einigen Minuten brennen Schultern und Arme, Atemrhythmus und Puls steigen.
Schwerer als Fußgänger-Basketball?
Beim SV Reha Augsburg gibt es eine Spaßmannschaft und eine Liga-Gruppe. Jeden Mittwochabend wird trainiert. Zwei Drittel der Spieler haben eine Behinderung, ein Drittel nicht. Christoph ist einer der Fußgänger im Team. Über einen Freund ist er auf den Sport aufmerksam geworden: "Normalen Sport find ich langweilig. Hier muss man beides kontrollieren – den Ball und das Sportgerät. Man lernt hier Leute kennen und kriegt Berührungspunkt mit Menschen mit Behinderung. Wir sind alle gleich. Das ist klasse und muss einfach weitergegeben werden."
„SportWoche für alle“ vom Deutschen Behindertensportverband
Noch bis zum Samstag (28.09.) findet die deutschlandweite "SportWoche für Alle" des Deutschen Behindertensportverbands (DBS) statt. Dabei können laut DBS, sportinteressierten Menschen mit und ohne Behinderung in die vielseitigen Angebote des inklusiven Sports hineinschnuppern. In Bayern beteiligen sich 19 Vereine und Verbände an der Aktionswoche und präsentieren insgesamt 32 verschiedene Angebote.
Rollstuhlbasketball ist seit 1960 Disziplin bei den Paralympics
Nach den Paralympischen Spielen in Paris hofft Benedikt Ewald, Direktor Sportentwicklung des DBS, dass die Strahlkraft der Paralympics dazu führe, dass viele Menschen mit Behinderungen sich sportlich ausprobieren möchten. "Es geht um einen Perspektivwechsel. Einfach mal machen, hingehen, anschauen, mitmachen und Spaß haben", sagt Ewald im BR-Interview. Darüber hinaus will die Initiative des DBS die Sichtbarkeit des Sports von und für Menschen mit Behinderungen erhöhen und gleichzeitig für neue Angebote werben. "Inklusion kann nur gelingen, wenn wir positive Erfahrungen und Berührungspunkte schaffen."Trainer Rainer Heidenheim kann es – wie die anderen Spieler auch – nur jedem ans Herz legen, diesen Sport mal auszuprobieren. "Das ist kein Hexenwerk. Ich freu mich über jeden der kommt", sagt Rainer.
Regeln im Rollstuhlbasketball
Die wichtigste Regel im Rollstuhlbasketball ist: Kein Fuß auf dem Spielfeld! Ansonsten ist das Spiel eng an die Regeln des Fußgängerbasketballs angelehnt. Auch die Korbhöhe bleibt bei 3,05 Metern, mit dem Unterschied, dass die Körbe hier niemals gedunkt, sondern immer aus 52 cm Sitzhöhe geworfen werden.
Eine minimale Änderung gibt es bei der Schrittregel. Die heißt im Rollstuhlbasketball logischerweise Schubregel und besagt, dass man nicht mehr als zweimal den Rollstuhl anschieben darf, ohne den Ball abzugeben oder zu dribbeln. Während des Anschiebens liegt der Ball entweder auf dem Schoß oder der Basketballer schiebt nur mit einer Hand und hält in der anderen den Ball.
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