Mit ihrem EM-Titel haben sie Basketball-Deutschland begeistert und für einen regelrechten Hype gesorgt: Für Oscar da Silva und Johannes Voigtmann (beide FC Bayern) selbst aber sind die letzten Tage viel zu schnell vergangen, wie sie im Exklusiv-Interview bei Blickpunkt Sport im BR Fernsehen verrieten: "Der Flug nach dem Titelgewinn ging früh, die Party hat ein bisschen abrupt geendet und Schlaf gab es überhaupt nicht", so zog Voigtmann das ernüchternde EM-Party-Resümee. Und auch Oscar da Silva hätte noch ein paar mehr Feierlichkeiten mit seinen Teamkollegen ertragen: "Es war ein bisschen schade, dass es so schnell an einem vorbeigezogen ist. (...) Ich hätte gerne noch ein bisschen mehr Zeit gehabt, um das mit allen zu genießen."
Fans bedanken sich auf der Straße
Feiern lassen konnten sich die frischgebackenen Europameister aber auch so: Im Hotel, am Flughafen, auf der Straße - überall seien Fans auf sie zugekommen, hätten nach Fotos und Autogrammen gefragt, erzählte da Silva: "Das waren coole Momente diese Woche."
So real die Reaktionen der Außenwelt sind, so schwer ist es für die Spieler selbst, die Erfolge zu verarbeiten. Voigtmann spricht aus Erfahrung. Der 32-Jährige ist nun Welt- und Europameister, doch bei Blickpunkt Sport verriet er: "Ich hab auch den WM-Titel noch nicht verarbeitet, das dauert alles ein bisschen - das wird erst nach meiner Karriere so richtig sacken."
Voigtmann, da Silva - die "Goldene Generation" des Basketballs
Fakt ist: Voigtmann zählt nun zu der Gruppe an Spielern, die jetzt schon als "Goldene Generation" bezeichnet wird. Als amtierende Welt- und Europameister haben sie sich binnen weniger Jahre an die Weltspitze gehievt. Auf dem Court wirken die deutschen Basketball-Stars enorm eingespielt und harmonisch. Und das, obwohl die Routiniers wie Kapitän Dennis Schröder und Andreas Obst mit Newcomern wie Oscar da Silva und seinem jüngeren Bruder Tristan auf dem Feld standen.
Die Harmonie erklärte da Silva so: "Es kommt der Mannschaft zugute, dass der Kern über so viele Jahre miteinander gespielt hat und dass alles gute Charaktere sind, und dadurch fällt es einfacher, neue Leute mit ins Boot zu holen, weil das eine Gruppe ist, in der schon so viel Vertrauen existiert."
Vertrauen - auf und abseits des Courts. "Viele unternehmen auch außerhalb des Feldes etwas miteinander, spielen Karten, haben Insider-Jokes - das ist eine total angenehme Stimmung - und wir haben es geschafft, diese Stimmung auf das Feld zu übertragen", erklärte Voigtmann.
Erfolge der Basketballer sorgen für Boom in Deutschland
Da Silva nennt es eine "Mission", für die alle kämpfen würden, und Voigtmann fügt an: "Es gibt auch mal Diskussionen und es gibt auch mal Konflikte, die werden aber auch relativ gut gelöst und ich glaub, das ist das, was das Team ausmacht." Wie eingespielt die Mannschaft ist, lässt sich eben auch im Interview erleben: Oscar da Silva spricht, Johannes Voigtmann vervollständigt.
Vor zehn Jahren noch - so sagte es zumindest Dirk Nowitzki in seinem Podcast - hätte man sich nicht vorstellen können, dass die deutschen Basketballer über Jahre um Titel mitspielen und Titel gewinnen würden. Heute, im Jahr 2025, ist Deutschland längst an der Weltspitze angekommen - und damit geht auch ein Basketball-Boom im Land einher. Mehr Kinder tragen Schröder- und Franz-Wagner-Trikots, mehr Jugendliche spielen in Basketball-Vereinen, mehr Menschen fiebern mit deutschen Vereinen wie dem FC Bayern Basketball mit.
Da Silva: "Dürfen uns nicht auf Schulter klopfen"
Um diese Euphorie und die Erfolge der Nationalmannschaft aufrechtzuerhalten, muss der Verband nun aber weiterarbeiten, so Voigtmann und da Silva. "Es muss an der Basis weiter viel Arbeit geleistet werden. Diese Erfolge, die die Nationalmannschaft erzielen kann, bringen Momentum, das genutzt werden muss seitens des Verbandes", sagt da Silva. Der Münchner hofft, dass die Entwicklungen weitergehen und "dass man sich nicht auf die Schulter klopft und stehen bleibt, weil wenn das passiert, hatten wir für ein paar Jahre eine 'Goldene Generation' und dann hört man erst mal wieder nichts mehr."
Jeder Erfolg der deutschen Basketballer - ob in der Nationalmannschaft oder in Vereinen wie dem FC Bayern - sei ein Schritt in die richtige Richtung und jeder Spieler der "Golden Generation" wird zur potentiellen Identifikationsfigur für Kinder und Jugendliche. Da Silva himmelte damals noch den US-Amerikaner Michael Jordan an, sah sich DVDs von ihm an. Heute können die Kinder ihm, seinem Bruder Tristan, Dennis Schröder und den Wagner-Brüdern zujubeln. Für Basketball-Idole müssen sie nicht erst über den großen Teich blicken. Und das soll so bleiben.