Fanproteste beim Spiel Mainz-Augsburg Mitte Februar
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DFL, Fanproteste und kein Ende - wer geht den ersten Schritt?

DFL, Fanproteste und kein Ende - wer geht den ersten Schritt?

Der deutsche Profifußball ist mit seinen Fanprotesten ein Spiegelbild der Gesellschaft, sagt Fanforscher Harald Lange von der Uni Würzburg. Er sieht vor allem die Deutsche Fußball-Liga in der Pflicht: Diese müsse "authentisch" auf die Fans zugehen.

Über dieses Thema berichtet: Blickpunkt Sport am .

Fußball - ein Spiegel der Gesellschaft? Es brodelt schon seit Jahren zwischen Profiklubs und deren Fans. Diskussionen wie zuletzt um den Einstieg möglicher Investoren in die Deutsche Fußball-Liga (DFL) verschärfen den Konflikt. Professor Harald Lange von der Universität Würzburg gilt als einer der renommiertesten Sportwissenschaftler Deutschlands. Sein Spezialgebiet: die Fußball- und Fanforschung.

"Gegenwärtig ist der Profifußball sehr, sehr deutlich von Kommerz bestimmt und getrieben", sagt Lange zum aktuellen Konflikt: "Es werden einige richtungweisende Entscheidungen vorbereitet - Stichwort Investoreneinstieg - und da kocht natürlich so ein Thema deutlich hoch. Und da achten wir sensibel darauf, was passiert."

Corona sorgt ausgerechnet im Fußball für eine Art "Normalität"

Kurios: Ausgerechnet die Corona-Pandemie, die weltweit für Ausnahmezustände sorgte, brachte ausgerechnet den Profifußball zwischenzeitlich zurück auf den Boden. Zahlreiche Profis übten Gehaltsverzicht, Fußball und Gesellschaft hatten ähnliche Probleme.

Geblieben ist davon "Nichts", sagt Lange: "All das, was uns in der Coronazeit so in Richtung Demutsfloskeln entgegengetreten ist, auch das Einrichten einer Taskforce zur Zukunft des Fußballs in Deutschland, Deutschland 2030 - all das hat sich in Luft aufgelöst. Das war eine einzige Nebelkerze. Diese ganzen Demutsbekundungen - an die kann sich heute keiner mehr erinnern."

In den Fanlagern hat sich längst eine neue Protestkultur entwickelt. Tennisbälle, Klappstühle und mehr flogen rund um den geplanten und später geplatzten Investoren auf die Fußballplätze der Republik und sorgten für Spielunterbrechungen und genervte Trainer und Spieler.

Fanforscher Lange: "Fanproteste passen ins gesellschaftliche Bild"

"Wir sind gegenwärtig in einer gesellschaftlichen, aber auch politischen Lage, in der ausgesprochen viel protestiert wird", so Lange: "Es gehört quasi zum Selbstverständnis einer jeden Gruppe dazu, dass man seine Forderungen nicht nur formuliert, sondern dass man auch versucht, durch Proteste und Blockaden andere zu verhindern, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen. So gesehen passen die Fanproteste sehr gut ins allgemeine gesellschaftliche Bild."

Die Lösung? Hier sieht Lange vor allem die deutschen Fußball-Profiligen, also die Deutsche Fußball-Liga, in der Pflicht. "Authentizität" und "Durchlässigkeit" könnten Lösungsansätze sein, um die Fans wieder ins Boot zu holen, denn ansonsten "läuft man Gefahr, sich zu isolieren und einen Bruch, einen Schnitt zwischen denen da oben und uns hier unten einzuziehen."