Bogenschützin Katharina Dummet beim Training
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Katharina Dummet trainiert beim "Bogenclub Robin Hood" in Dechsendorf bei Erlangen zusammen mit Menschen ohne Beeinträchtigung.
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Katharina Dummet trainiert beim "Bogenclub Robin Hood" in Dechsendorf bei Erlangen zusammen mit Menschen ohne Beeinträchtigung.

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Inklusion bei Sportvereinen: "Viele stoßen auf Barrieren"

Inklusion bei Sportvereinen: "Viele stoßen auf Barrieren"

Behinderte Sportler dürfen von Vereinen nicht abgelehnt werden – soweit die Theorie. Doch viele Vereine haben Bedenken, wenn beeinträchtigte Menschen mittrainieren wollen. Vermittlung kann bei der Inklusion helfen, zeigt ein Beispiel aus Erlangen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Zweimal pro Woche feuert Katharina Dummet auf der Bogenschießanlage in Dechsendorf bei Erlangen ihre Pfeile ab. Beim "Bogenclub Robin Hood" trainiert die 26-Jährige – die durch eine neurologische Störung mental beeinträchtigt ist – zusammen mit anderen Sportlern ohne Beeinträchtigung. Ein gelungenes Inklusionsbeispiel im bayerischen Vereinssport.

Dass das nicht die Regel ist, weiß Deborah Specht von der Lebenshilfe Erlangen. Ihr Job besteht darin, den Breitensport inklusiver zu machen, indem sie zwischen den Athleten mit Beeinträchtigung und den Sportvereinen vermittelt.

Vereine fürchten Mehrarbeit

Denn die Möglichkeiten für Sportler mit Behinderung seien ausbaufähig. "Viele stoßen noch auf sehr viele Barrieren", sagt Specht. "Viele Vereine nehmen keine Menschen mit Beeinträchtigungen auf, weil sie immer gleich denken, es ist Mehrarbeit."

Das Wort "Mehraufwand" will Specht in dem Zusammenhang eigentlich nicht in den Mund nehmen. Gleichzeitig weiß sie auch, dass bestimmte Themen bedacht werden müssten: "Gerade in der Kommunikation, dass man da ein bisschen in einfacherer Sprache spricht." Specht will die Trainer deshalb beraten, aufklären und ermutigen, einen Sportler mit Beeinträchtigung mit ins Training aufzunehmen. Specht ist auch dafür da, die ersten Schritte zu begleiten und bei den ersten Trainingsstunden der Sportler dabei zu sein.

Die gelernte Heilerziehungspflegerin, die auch Sport und Soziale Arbeit studiert hat, erlebt aber auch Positivbeispiele. Es hänge immer von den Personen ab, die in den Sportklubs sind. "Wir haben ganz tolle Vereine, die sich sofort mit mir zusammensetzen, und sagen: 'Wir wollen das auf jeden Fall! Wie schaffen wir das?'"

Behinderten-Sportverband: Erfahrung im Umgang mit Inklusion fehlt

Der Erfahrungswert aus Erlangen decken sich mit den Aussagen vom BVS Bayern, dem Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband. "Zwar gibt es viele engagierte Vereine in Bayern, die bereits inklusive Sportangebote schaffen und Menschen mit Beeinträchtigung willkommen heißen", teilt der Verband auf BR24-Anfrage mit. Doch längst nicht alle Vereine seien so aufgestellt, dass sie diesen Anspruch erfüllen könnten. Der Grund: Häufig fehlten "barrierefreie Zugänge, qualifiziertes Leitungspersonal, passende Rahmenbedingungen oder schlicht das Wissen und die Erfahrung im Umgang mit Inklusion".

Behinderte Sportler im Training? Ablehnung nicht zulässig

Grundsätzlich könnten Sportler mit Beeinträchtigung von einem Verein zwar die Teilhabe am Sport einfordern, heißt es vom BVS Bayern. Und eine Ablehnung seitens des Vereins sei nicht zulässig, "wenn sie allein aufgrund der Beeinträchtigung erfolgt". Denn ansonsten würde gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz verstoßen. Doch viele Vereine sähen sich oft mit Herausforderungen konfrontiert: zu wenig Personal, zu wenig Geld oder Berührungsängste.

"Special Olympics: Tolle Chance, um einfach mal Hallo zu sagen"

Zumindest um letztgenannten Grund aus dem Weg zu räumen, will Deborah Specht von der Lebenshilfe Erlangen weiterhin Werbung für Inklusion im Vereinssport machen. "Gerade in Erlangen haben wir jetzt mit den Special Olympics eine ganz tolle Chance, um einfach mal Hallo zu sagen."

Auch der Veranstalter sieht in dem landesweiten Sportwettbewerb für Menschen mit Beeinträchtigung eine große Chance für die Region. "Er soll natürlich Anstoß sein, dass es weitergeht auf dem Weg zu mehr Inklusion", sagt der Präsident von Special Olympics Bayern, Erwin Horak, im BR24-Interview. "Wir wollen nicht nur eine Woche feiern und dann wieder weg sein. Es muss weitergehen. Und dazu gehört auch unser Anliegen, dass sich die Vereine weiter öffnen für unsere Athletinnen und Athleten mit Beeinträchtigung."

Bis zum 18. Juli treten bei den Spielen in Erlangen rund 1.500 Athletinnen und Athleten an. Unter ihnen ist auch Bogenschützin Katharina Dummet. Sie ist eine von mehr als 60 Sportlern, die dank der Vermittlungsarbeit durch die Lebenshilfe Erlangen an den Landesspielen Special Olympics teilnimmt.

Im Audio: Special Olympics starten in Erlangen

1.500 Athletinnen und Athleten nehmen an den diesjährigen Landesspielen Special Olympics teil, die bis zum 18. Juli dauern.
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1.500 Athletinnen und Athleten nehmen an den diesjährigen Landesspielen Special Olympics teil, die bis zum 18. Juli dauern.

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