Francesco Acerbi (Inter Mailand) feiert seinen Treffer vor FC-Barcelona-Trainer Hansi Flick.
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Francesco Acerbi (Inter Mailand) feiert seinen Treffer vor FC-Barcelona-Trainer Hansi Flick.

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Inter Mailand: Die Traumtöter ziehen ins Finale von München ein

Inter Mailand: Die Traumtöter ziehen ins Finale von München ein

In zwei spektakulären Spielen setzt sich Inter Mailand im Halbfinale der Champions League gegen den FC Barcelona durch. Die Italiener, die bereits dem FC Bayern das Finale dahoam zerstört haben, verhindern nun die Heimkehr von Hansi Flick.

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In der dritten Minute der Nachspielzeit schrie Francesco Acerbi, dieser Mann, der problemlos für jede zwielichtige Schurkenrolle auf der Kinoleinwand gecastet werden könnte, alles hinaus. Der 37-jährige Innenverteidiger von Inter Mailand war Momente vor dem Schlusspfiff des Champions-League-Halbfinales nach vorne marschiert, irgendwie den Ball im Strafraum des FC Barcelona bekommen und ihn zum 3:3 in die Maschen gedroschen.

Das San Siro explodierte, Acerbi zog sein Trikot aus und präsentierte seinen drahtigen Körper, auf dessen Haut mehr Zeichnungen eingeritzt sind, als auf jeder Schulbank.

Durchschnittlich 31 Jahre: Inter Mailand ist das Oldie-Team

Im Duell zwischen dem FC Barcelona prallten zwei Welten aufeinander. Auf der einen Seite der FC Barcelona, wo Hansi Flick aus einem Haufen unverschämt talentierter Teenager ein Weltklasseteam erschaffen hat. Mit Klassenfahrt-Stimmung reiste diese Mannschaft durch Europa und terrorisierte sämtliche Verteidigungen mit entfesseltem Angriffsfußball, unerhörtem Pressing und einem Selbstvertrauen, das fast nur durch jugendliche Selbstüberschätzung zu erklären ist. Flick lässt so hoch spielen, dass es manchmal schon fast wie eine komplett überzeichnete Karikatur des Guardiola-Fußballs ist.

Auf der anderen Seite Inter Mailand. Die älteste Mannschaft im Turnier. Simone Inzaghi setzt auf erfahrene Spieler. Die Startelf der Nerazzuri liegt nicht selten bei 31 Jahren. In einer Zeit, in der fast jede Mannschaft nach "echten Typen" sucht, hat Inter von solchen Testosteron-Bomben eigentlich auf jeder Position eine Variante. Federico Dimarco, der Bodyguard mit seinen blond gefärbten Haaren als Außenverteidiger, Lautaro Martínez, der das Toreschießen mit dem Ernst eines Freiheitskämpfers betreibt, ja selbst auf der Bank sitzt Marko Arnautovic, der von dort aus gelbe Karten sammelt.

Inter zerstörte schon den Traum des FC Bayern

Inter hatte in der frühen Phase der Champions League die Gegner vor allen Dingen mit einer fast undurchdringbaren Defensive in den Wahnsinn getrieben. Erst der FC Bayern im Viertelfinale zeigte, dass diese Verteidigung zwar beeindruckend ist, aber durchaus zu bezwingen. Drei Tore erzielten die Münchner gegen Mailand in Hin- und Rückspiel. Am Ende aber scheiterten sie vor allen Dingen an der Willenskraft und der Moral der Mailänder.

Im Hinspiel war es Davide Frattesi, der nur wenige Momente nach Müllers-Hollywood-Tor - kurz nach offiziell werden seines FC-Bayern-Abschieds - die Stimmung in der Allianz Arena killte. Im Rückspiel lagen zehn Minuten zwischen Harry Kanes Führungstor und den zwei Gegentreffern, die den FCB-Traum vom "Finale dahoam" zerplatzen ließen.

Hollywood-Heimkehr von Flick und Lewandowski gescheitert

Im Halbfinale hatte sich nun dieses Bad-Boy-Kollektiv den Traum von den aufstrebenden Youngsters um Lamine Yamal als Ziel ausgesucht. Hin- und Rückspiel wurde von beiden Teams komplett mit offenem Visier geführt. Zweimal führte Inter mit 2:0, zweimal kam das Team von Hansi Flick mit beeindruckender Moral zurück, am Ende der 90 Minuten stand beide Mal ein 3:3. In der Verlängerung war es wieder Frattesi, der die Entscheidung brachte, der die Hollywood-Heimkehr von Hansi Flick und Robert Lewandowski in die Münchner Arena, wo sie gemeinsam zum zweiten Mal das Triple hätten gewinnen können, zunichtemachte.

Arteta oder Enrique: Nächster Guardiola-Schüler gegen Inzaghi

Nun steht Inter Mailand als erster Finalteilnehmer fest. Am heutigen Mittwoch entscheidet sich, ob der FC Arsenal oder Paris Saint-Germain der Gegner sein wird. Klar ist aber jetzt schon: Nach Vincent Kompany und Hansi Flick wird Inzaghi es in Mikel Arteta (Arsenal) oder Luis Enrique (Paris) wieder mit einem Vertreter der Pep-Guardiola-Schule zu tun haben. Also Offensiv- und Ballbesitz-Puristen, die gerne für sich beanspruchen, das Gute im Fußball zu verkörpern. Inter wird im Finale von München nur allzu gerne wieder den Antipart dazu spielen.

Inter hat in Benjamin Pavard auch einen langjährigen FC-Bayern-Spieler in seinen Reihen, für den das Spiel in der Allianz Arena eine Heimkehr wird. Der Franzose forcierte einst auf unschöne Art seinen Weggang aus München, bejubelte den Treffer gegen seinen alten Teamkollegen aus München im Viertelfinale frenetisch. Pavards Auftritt in der Arena ist für den FC-Bayern-Anhang also keine Feel-Good-Story. Es ist - wie sollte es bei diesem Inter-Team auch anders sein - eher die Rückkehr eines Bösewichts.

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