Schiedsrichter Deniz Aytekin
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Deniz Aytekin: Mit viel Respekt zum beliebtesten Schiedsrichter

Deniz Aytekin: Mit viel Respekt zum beliebtesten Schiedsrichter

Der Mittelfranke Deniz Aytekin ist einer der beliebtesten Schiedsrichter Deutschlands - das war aber nicht immer so. Im Podcast "Pizza & Pommes" spricht er über Respekt in der Bundesliga und eine Begegnung mit Weltmeister Bastian Schweinsteiger.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Ein Fußballschiedsrichter ist immer Zielscheibe, meist unabhängig davon, ob die Entscheidung richtig oder falsch war. Das weiß auch einer der beliebtesten Schiedsrichter Deutschlands, Deniz Aytekin. In der neuen Folge von "Pizza & Pommes" sprechen die Hosts Felix Neureuther & Philipp Nagel mit dem "Schiedsrichter des Jahres 2024" über Respekt im Fußball und in der heutigen Gesellschaft und über eine besonders respektvolle Begegnung mit Bastian Schweinsteiger.

Deniz Aytekin: Vom Schlechtesten zum Besten

Der Mittelfranke Deniz Aytekin begann seine Schiedsrichterkarriere in der Bundesliga im Jahr 2008. Zwei Saisons später wählten ihn die Spieler zum schlechtesten Schiedsrichter des Jahres. Diese Bewertung hat ihn motiviert, besser zu werden, aber auch zum Nachdenken bewegt.

"In den jungen Jahren war ich immer sehr getrieben vom Perfektionismus. Also höher, weiter, schneller. Und dieses Getriebensein hat dazu geführt, dass ich die Menschen um mich herum vergessen habe oder übersehen habe. Das heißt, ich war dann so in meinem Wahn."

Perfekter Referee sein hieß für den Oberasbacher damals, dass seine getroffenen Entscheidungen von allen so akzeptiert würden. Aber so funktioniere das als Unparteiischer im Fußball nicht. Da helfe es auch nichts, mit Härte zu versuchen, sich Respekt zu verschaffen. Er begann, anders an die Partien heranzugehen. "Klar in der Sache, aber zum Menschen herzlich. Das ist das, was ich versuche", sagt der 47-Jährige im Podcast. Heute ist er der beliebteste Schiedsrichter der Bundesliga und mehrmals zum "DFB-Schiedsrichter des Jahres" (2019, 2022, 2024) gewählt worden.

Eine besondere Begegnung mit Bastian Schweinsteiger

Wie gut die gegenseitige Wertschätzung von Spielern und Unparteiischen funktionieren kann, erzählt Aytekin durch seine Begegnung mit Bastian Schweinsteiger. Als der Weltmeister von 2014 für Manchester United in der Champions-League-Qualifikation 2015 gegen Brügge spielte, besuchte er nach Abpfiff das deutsche Schiedsrichtergespann in der Kabine, brachte ein Trikot mit und bedankte sich für die Spielleitung. Deniz Aytekin erinnert sich bis heute gerne daran zurück. "Das fand ich total, wirklich total wertschätzend. (...) Das vergisst man nicht, weil man sich gesehen fühlt."

Respekt in Fußball und in Gesellschaft

Dieser respektvolle Umgang von Spielern mit Schiedsrichtern ist nicht immer gegeben im Fußball. Vor allem im Amateurbereich kommt es zu verbalen und körperlichen Angriffen auf die Unparteiischen. Die Statistiken zeigen zwar, dass die Angriffe abnehmen, doch für Aytekin sei das "eine Entwicklung, da ist jeder Übergriff zu viel!". Jüngst sorgte auch eine Morddrohung gegen einen zwölfjährigen Schiedsrichter für Schlagzeilen.

Und nicht nur im Fußball sei das ein Problem, Aytekin sieht auch mangelnden Respekt in anderen Teilen der Gesellschaft. "Das, was Politiker teilweise aushalten müssen, also wirklich, das ist ja unfassbar. (...) Man muss sich die Frage stellen: Ist es ein Fußballthema oder ist es generell ein gesellschaftliches Thema, dass Menschen immer weniger bereit sind zu diskutieren?"

Aytekin freut sich auf Ruhestand

Zumindest mit dem Gemecker der Fußballer muss sich der Bundesliga-Schiedsrichter aber nicht mehr lange herumschlagen. Nach der aktuellen Saison wird er seine Karriere als aktiver Referee im Profifußball beenden. Er liebe zwar den Sport, aber vor allem freue er sich darauf, für den Sport nicht mehr seine Liebsten hintenanstellen zu müssen. "Ich freue mich, wenn ich dann noch einige Spiele mache. Ich mache es genauso professionell und ich nehme es genauso ernst. Aber ich möchte einfach dann selbstbestimmt irgendwann sagen: 'Jetzt ist zu Ende.'"