Wenn der Vater erfolgreicher Profisportler war, versuchen sich die Kinder oft ebenfalls mit einer Karriere im Leistungssport. So auch Radprofi Rick Zabel. Vater Erik holte in seiner Karriere zwölf Etappensiege bei der Tour de France, was zeitweise deutscher Rekord war. Zusätzlich nahm er vierzehnmal am größten Straßenradrennen der Welt teil.
Den Widersacher des Vaters als Vorbild
Für seinen Sohn Rick war trotzdem ein anderer ein größeres Vorbild, was den Radsport betraf. "Ich war eigentlich immer eher Mario-Cipollini-Fan", erzählt Zabel im BR24Sport-Podcast "Pizza & Pommes". "Der war sein großer Gegenspieler und den fand ich einfach immer cooler. Der hat große Sonnenbrillen getragen, lange Haare gegelt nach hinten."
Sein Vater Erik sei eher der harte Arbeiter gewesen - ganz ohne Starallüren. Rick beeindruckte aber das Auftreten des Italieners. "Das hat mich irgendwie mehr abgeholt, wenn ich ehrlich bin. Das Entertainment und die Show von Cipollini."
Zabels Kindheit als "Fan des Radsports"
Erik Zabel war für Rick auch nicht der Grund, ebenfalls eine Radsport-Karriere anzustreben. Bei ihm hätten eher die Reisen zur Tour de France die Begeisterung für den Sport geweckt, sagt der 32-Jährige. Damals habe er nicht im Traum daran gedacht, sich selbst einmal mit den besten Fahrern der Welt zu messen.
"Ich fand den Sport einfach toll. Ich war Fan des Sports." Als solcher fuhr er in seiner Freizeit gerne mit seinen Freunden Fahrrad. "Wir hatten unsere Runden auf dem Feld, sind dann gegeneinander gesprintet. Der eine war Jan Ullrich, der andere war Erik Zabel oder Lance Armstrong."
Zabel über berühmten Vater: "Du hast immer eine extra Last mit dir"
Als Profi sei der Name "Zabel" nicht immer leicht gewesen, blickt Rick im Gespräch mit den Hosts Felix Neureuther und Philipp Nagel zurück: "Du hast ja immer wie so eine extra Last mit dir. Ich bin auf die Nachwuchsrennen gekommen und ich habe immer gemerkt: Die anderen Jungs, die wollen schon Radrennen gewinnen, aber die finden es noch geiler, wenn sie gegen mich das Radrennen gewinnen."
Doch Zabel nutzte den Ehrgeiz seiner Kontrahenten für seine Zwecke. "Ich musste dann taktisch nochmal einen Tick schlauer fahren, um das Rennen gewinnen zu können und vorne mit dabei zu sein", weiß der 32-Jährige. Es habe aber auch genügend Misserfolge gegeben.
Felix Neureuther war auch 'Sohn von'
Wie schwer es sein kann, sich aus dem Schatten seiner berühmten Eltern herauszuarbeiten, weiß auch der ehemalige Skistar Neureuther. Als er damals in Kitzbühel sein erstes Rennen gewann, 33 Jahre nach Vater Christian, hätten die Medien getitelt: "'Sohn von Gold-Rosi gewinnt in Kitzbühel!‘ Also gar nicht der Felix, sondern der 'Sohn von', erzählt Felix im Podcast. Daraufhin hätten seine Eltern bei den Zeitungen und Journalisten angerufen und gesagt: "Jetzt pass mal auf, das ist der Felix und das hat er selbst geschafft." Da habe der junge Felix gemerkt, "umso erfolgreicher du wirst, umso weniger wird davon gesprochen, dass du ‚der Sohn von‘ bist."
Rick Zabel: "Wir hatten fünf sehr schwierige Jahre"
Damit sich auch Rick seine eigene Karriere erarbeiten konnte, musste er trainieren - mit seinem Vater Erik. Seine Eltern machten Rick keinen Druck. Erst als er 17 wurde, änderte sich das. "Auf einmal hat er angefangen, mich so ein bisschen zu coachen und meinte so: 'Rick, jetzt kannst du aber nicht mit deinen Kumpels weggehen. (...) Jetzt musst du trainieren.'" Für ihn sei das ein komisches Gefühl gewesen, "weil ich meinen Papa gar nicht so kannte. Plötzlich war er ein ganz harter Hund zu mir. Wir hatten echt fünf sehr schwierige Jahre."
So erfolgreich wie sein Vater wurde Rick nie. Dennoch fuhr der mehrfache Deutsche Meister in der U23 zweimal die Tour de France. 2024 beendete Rick seine Radsport-Karriere, teilt seine Leidenschaft für den Sport in den Sozialen Medien und in einem eigenen Podcast.
