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Spitzensport und Mutterschaft - ein schwieriger Balanceakt

Spitzensport und Mutterschaft - ein schwieriger Balanceakt

Spitzensport und Mutterschaft – ein Thema, das viele Athletinnen beschäftigt. Olympiasiegerin Denise Herrmann-Wick und Europameisterin Gesa Krause sprechen über die Herausforderungen, die das Mutterwerden im Leistungssport mit sich bringt.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Was passiert, wenn Spitzenathletinnen Mütter werden – und trotzdem weiter um Medaillen kämpfen wollen? In dieser Folge von Pizza & Pommes sprechen die Hosts Felix Neureuther & Philipp Nagel mit Denise Herrmann-Wick und Gesa Krause über das Leben zwischen Training und Familienalltag.

"Pizza & Pommes" – der BR24Sport-Podcast mit Felix Neureuther und Philipp Nagel. Die neue Folge jetzt anhören in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.

Gesa Krause: "Wollte wieder in die Weltspitze"

Kind oder Karriere - diese Frage stellte sich für Gesa Krause nicht: "Als ich schwanger war, stand von Anfang an fest, dass ich versuchen will, wieder zurück in die Weltspitze zu kommen." Im April 2023 kam Töchterchen Lola zur Welt. Nur ein Jahr später nahm die Europameisterin im Hindernislauf von 2016 und 2018 an den Olympischen Spielen in Paris teil. Zuvor holte sie den Titel bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig.

Denise Herrmann-Wick: "Biathlon sehr zeitaufwendig"

Doch Mutterschaft im Spitzensport ist nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Die ehemalige Biathletin Denise Herrmann-Wick entschied sich bewusst für Kinder nach der aktiven Karriere. "Man ist da schon in einem Klischeedenken drin: Erst die Karriere, und dann die Kinder. Zudem ist Biathlon ja auch sehr zeitaufwendig. Da gehen die Stunden nur so ins Land", sagt die Olympiasiegerin und zweifache Mutter.

Gesa Krause: "Gewartet, bis ich die finanziellen Mittel hatte"

Der Zeitaufwand und die finanziellen Herausforderungen für Mütter im Profisport sind enorm. Das weiß auch Krause. "Es war eine bewusste Entscheidung zu warten, bis ich die finanziellen Mittel hatte, um das alles überhaupt stemmen zu können." Als die Hindernisläuferin schwanger wurde, war sie Anfang 30. Als Europameisterin hatte sie sich schon eine Lobby mit Sponsoren aufgebaut. "Mit Anfang 20 im Leistungssport auf die Idee zu kommen, ich will jetzt Mama werden, ist viel schwieriger".

Verlust von Sponsoren: "Da wird um den heißen Brei geredet"

Aber auch sie musste leidvolle Erfahrungen machen: "Unmittelbar nachdem ich Mama wurde, habe ich Sponsoren verloren. Das Abspringen der Sponsoren ist ja nie offiziell so, dass man dann sagt: ‚Oh, du hast jetzt ein Kind und wir glauben nicht mehr an dich.‘ Da wird ja schon um den heißen Brei geredet."

Größte Hürde für Mütter im Leistungssport: "Fehlende Strukturen"

Die 33-Jährige kann nachvollziehen, dass junge Frauen Angst haben, während der sportlichen Laufbahn Kinder zu bekommen. "Von Verbandsseite gibt es dafür eigentlich gar keine Strukturen. Es gibt Trainingslager, die als Maßnahme geplant werden und dann werde ich quasi dort mit eingeplant und bekomme auch eine finanzielle Unterstützung für mich als Athletin. Aber alles, was meine Familie, mein Kind, meine Trainingsplanung und das ganze Drumherum betrifft, das ist meine Aufgabe und das ist die größte Hürde, die man als Mutter im Leistungssport bewältigen muss."

Neureuther: "Thema vom Verband nicht so ernst genommen"

Ähnlich sieht es Felix Neureuther. Seine Frau Miriam wollte nach dem ersten Kind ursprünglich in den Leistungssport zurückkehren: "Ich weiß noch, wie das damals war. Es wäre eine unfassbare Organisation für uns gewesen, dass man das schaffen kann. Gefühlt ist das Thema ehrlich gesagt nicht so ernst genommen worden, wie wir es gerne gehabt hätten."

Herrmann-Wick: "Ein bisschen Berührungsängste"

Doch warum tun sich Verbände mit Müttern so schwer? "Vor ein paar Jahren war das Thema noch sehr fremd. Da hat wahrscheinlich auch jeder so ein bisschen Berührungsängste," sagt Herrmann-Wick. Andere Nationen im Biathlon-Weltcup seien da schon weiter. "Wenn ich an Frankreich denke, da hat man alle fünf Jahre eine Mami, die zurückkommt."

Herrmann-Wick ist zuversichtlich, dass die "Berührungsängste" der Verbände im Umgang mit Müttern weniger werden. "Es ist jetzt auch nicht so, dass im Biathlon oder Langlauf 15 Leute sind, die im Weltcup Richtung Podium laufen können. Deswegen muss sich ein Verband um die Leute auch bemühen." Aber die Wahl-Ruhpoldinger stellt klar: "Am Ende musst du das Heft selber in die Hand nehmen. Sonst funktioniert es einfach nicht."

Krauses Ratschlag an die Verbände: "Überhaupt mal nachfragen"

Krause hofft, dass das Verständnis für die Lage von Müttern im Sport zunimmt. Ihr Ratschlag an die Verbände: "Manchmal wäre der erste Punkt, dass mal jemand nachfragt: ‚Wie möchtest du das denn gestalten?‘ Rückblickend betrachtet, hat mich das außer meinem näheren Umfeld noch nie jemand gefragt. Wenn schon mal ein Grundinteresse da wäre, würde man sich schon auch eher mal gehört fühlen."

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