Drei Spiele ohne Sieg - beim FC Bayern ist das eine ausgewachsene Krise. Eigentlich. Doch nach Krise hört es sich an der Säbener Straße aktuell so gar nicht an. Besonders nicht für Vincent Kompany. Karl-Heinz Rummenigge ist "sportlich sehr zufrieden, weil wir zu einer positiven Kultur zurückgefunden haben", Uli Hoeneß sieht Kompany als "Glücksfall für Bayern München" und Eberl lässt keine Gelegenheit aus, den "Menschenfänger und unglaublichen Empathen" zu loben.
"Wir sind unglaublich glücklich" - Kompany begeister Führung
Um es mit den Worten von Präsident Herbert Hainer zusammenzufassen: "Wir sind unglaublich glücklich mit Vincent Kompany. Angefangen bei Max Eberl, über den Vorstand, bis hin zu Uli und Karl-Heinz, weil wir einen extrem attraktiven Fußball erleben." So unisono hat man die Münchner Verantwortlichen zuletzt Loblieder singen gehört, als Pep Guardiola in der Münchner Arena mit seinen Armen fuchtelte. Und das - wohlgemerkt - nach drei Spielen ohne Sieg.
"Schockverliebt" war Kompanys Vorgänger Thomas Tuchel, kurz nachdem er in München übernommen hatte. Nun sind es offenbar die Verantwortlichen des FC Bayern, anders ist diese Gute-Laune-Offensive kaum zu erklären. Oder doch?
"Eine Katastrophe" - Kritik an Vorgänger Tuchel
Auffällig ist, dass viele der Lobeshymnen auf den neuen Trainer mit einer - mal verstecken, mal überdeutlichen - Spitze gegen dessen Vorgänger verknüpft sind. So einen Fußball habe man "bei Bayern seit Jahren nicht gesehen" (Hainer), über der Säbener Straße hatte "ein Schleier gelegen" (Eberl) - oder wie Hoeneß es laut "Sport Bild" kürzlich gewohnt undiplomatisch ausdrückte: Tuchel sei "eine Katastrophe" für den Verein gewesen. Die Schuld an den turbulenten Jahren haben - folgt man dieser Darstellung - nicht die aktuellen Verantwortlichen, sondern die Trainer und die, die sie eingestellt haben: Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn.
Dass bei der Entscheidung für Tuchel und Nagelsmann Hainer und Jan-Christian Dreesen hohe Posten belegten und auch Rummenigge und Hoeneß großen Einfluss auf die Beschlüsse im Verein hatten, scheint vergessen. Ebenso der überaus hohe Trainerverschleiß in den Jahren zuvor: Seit Guardiolas Abschied 2016 ist Kompany bereits der siebte Trainer, der versucht, zumindest zwei vollständige Saisons im Amt zu bleiben.
Trainerstuhl beim FC Bayern wackelt seit Jahren
Nach seiner Entlassung hatte Tuchel angedeutet: "Ich glaube nicht, dass ich das Problem bin." In den vergangenen Jahren wurden von Unstimmigkeiten in der Führungsebene der Münchner berichtet worden, was die sportliche Ausrichtung des Vereins angeht. Einer Ausrichtung, die sich besonders in der Trainerposition niederschlägt. Der Trainerstuhl an der Säbener Straße wurde so über Jahre hinweg ein äußerst wackeliger Sitz. Eberls ausgemachtes Ziel bei seinem Amtsantritt war es, für mehr Kontinuität auf diesem Posten zu sorgen.
Kompany: "Der eine für alle"
Es ist der große Wunsch beim FC Bayern, dass das gelingt. Nach monatelanger Trainersuche wurde Kompany als "der eine für alle" (Dreesen) gebrandet. Der Coach, der alle Verantwortlichen hinter sich weiß - für den die wackeligen Beine des Trainerstuhls in München wieder repariert und fest im Boden verschraubt wurden. Der Belgier wünschte sich bei seiner Vorstellung "vier, fünf, sechs oder sieben Jahre" beim FC Bayern zu bleiben, musste aber seine Aufzählung wegen lauten Gelächters von den Presseplätzen unterbrechen.
Dreieinhalb Monate später würde diese Aussage keine Lacher mehr hervorrufen. Nicht nur, weil in der Führungsebene des FC Bayern der gemeinsame Wunsch nach Kontinuität deutlich höher priorisiert als zuletzt. Kompany soll der Start an der Säbener Straße möglichst einfach gemacht werden. Und der zahlt diesen Vertrauensvorschuss mit einer beeindruckenden Arbeitsmoral und Einstellung an den Tag zurück.
Was passiert, wenn Titelträume platzen?
So hat er auch die Kabine von sich überzeugt. Besonders die Granden Manuel Neuer und Thomas Müller schwärmen vom Fußball, den Kompany sie spielen lässt. Die Ergebniskrise, null Siege aus drei wichtigen Spielen, lässt auch sie erstaunlich kalt. Aktuell scheint der 38-jährige Belgier tatsächlich die wichtigsten Entscheider hinter sich zu wissen. Ob die Lobeshymnen jedoch verstummen, wenn weitere wichtige Spiele verloren und Titelhoffnungen platzen? Beim Rekordmeister dürfte niemand erpicht darauf sein, das herauszufinden.
Im Video: Thomas Müller lobt die Entwicklung unter Kompany und spricht über das 3:3 gegen Frankfurt
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