"Hei, mi leckst am Orsch, Laura", so schrie der Bergsteiger Thomas Huber seine Erleichterung heraus, als er jüngst den Gipfel in Pakistan erreichte. Der Ausruf stammt aus dem Oberreintallied, Laura Dahlmeier liebte dieses Lied. Und Thomas Huber gedachte seiner Freundin auf diese besondere Weise. Mit zwei Kameraden hatte er kurz nach dem Tod von Dahlmeier den bislang unbestiegenen Nordgipfel des Suma Brakk in Pakistan bezwungen.
Huber war zuvor auch Teil des Rettungsteams, das an den Laila Peak gereist war, um die verunglückte Laura Dahlmeier Ende Juli zu bergen. Doch weder das war aufgrund der Wetterverhältnisse möglich noch die Bergung ihrer Leiche einige Tage später. Mittlerweile ist klar, dass ihre Leiche am Berg im Karakorum-Gebirge bleibt.
Dahlmeier-Freund Thomas Huber: "Laura ist immer noch da"
"Sie ist immer noch da", sagte Huber am Sonntagabend über seine Freundin in "Blickpunkt Sport" im BR Fernsehen. "Ich spüre Laura und meine anderen Freunde da oben in den Bergen." Das hat er auch am Suma Brakk gemerkt, als der so schwierige Aufstieg nach vier Tagen geschafft war: "Als wir da oben gestanden sind, wir drei, da waren wir eigentlich zu viert. Da war die Laura auch dabei. Es war gigantisch. Und wir haben nicht geweint, sondern wir haben gelacht. Denn das ist genau das, was die Laura immer wollte."
Nicht nur ihre Fröhlichkeit nimmt er von der ehemaligen Weltklasse-Biathletin mit für sein weiteres Leben, sondern auch ihre klare Herangehensweise: "So wie Lauras Buchtitel: 'Wenn ich was mach, dann mach ich’s gscheid'! Das ist der Auftrag, den sie uns gegeben hat."
Dahlmeier war sich der Gefährlichkeit selbst bewusst
Beobachtet hat Huber diese Geradlinigkeit immer wieder. Da war etwa der konsequente Weg zu Olympia-Ehren im Biathlon, da war aber dann auch der ebenso konsequente Rücktritt vom Biathlon mit gerade einmal 25 Jahren, da waren die Expeditionen in den Bergen, wo es gar nicht anders geht als mit voller Konzentration.
Dahlmeier selbst hat einst in der ARD-Dokumentation "Gratwanderung", in der sie mit dem heutigen Langlauf-Bundestrainer Peter Schlickenrieder unterwegs war, erzählt: "Beim Klettern geht es schon eher um Leben und Tod. Wenn ich da wirklich einen Fehler mache, dann bezahle ich damit mit meinem Leben. Und wenn ich beim Biathlon einen Fehler mache, dann werde ich halt 25.."
Huber über die verstorbenen Kollegen: "Wenn du unterwegs bist, spürst du die andere Seite"
Und so sieht das auch Huber: "Wir sind – genau wie’s Laura erzählt – auf des Messers Schneide unterwegs, zwischen Leben und Tod. Wenn du einen Fehler machst, dann war’s das. Aber genau an diesem Grat, wenn du unterwegs bist, spürst du die andere Seite. Und da spürst du diese Energie von denjenigen."
So spürte er eben auch die Energie von Dahlmeier und anderen Freunden, als er der Garmisch-Partenkirchenerin am Suma Brakk gedachte. Hoch droben ist sie bei so vielen immer noch dabei.
Im Video: Laura Dahlmeier - eine Liebe zu den Bergen
Laura Dahlmeier beim Aufstieg am Ama Dablam

