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Wolfgang Maier: Sicherheitspolitik der FIS ist purer Populismus

Wolfgang Maier: Sicherheitspolitik der FIS ist purer Populismus

Todesfälle und schwerste Stürze - der alpine Ski-Weltcup hat in den vergangenen Monaten für viele traurige Schlagzeilen gesorgt. Der internationale Skiverband reagiert mit neuen Sicherheitsmaßnahmen, Wolfgang Maier hält diese für "Populismus".

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Es sind Schlagzeilen, die niemand lesen möchte, Schlagzeilen von schwersten Verletzungen und sogar tödlichen Unfällen im alpinen Ski-Weltcup. Stars der Szene wie Aleksander Aamodt Kilde und Cyprien Sarrazin kämpfen sich aktuell nach schweren Stürzen zurück. Matilde Lorenzi und zuletzt Matteo Franzoso verstarben nach Unfällen im Training. Die Sicherheitsdebatte im alpinen Rennsport findet kein Ende.

Airbags, schnittfeste Unterwäsche und keine Carbon-Einlagen mehr

Die FIS hatte bereits vor dem Tod von Franzoso im September neue Sicherheitsmaßnahmen für den Weltcup beschlossen. Ab dem kommenden Winter herrscht Airbag-Pflicht in Speedrennen, zudem müssen alle Fahrer mit schnittfester Unterwäsche fahren, auch Carbon-Schienbein-Einlagen wurden verboten. Die Airbag-Pflicht gab es zwar schon vergangene Saison, doch etliche Fahrer umgingen sie mit Ausnahmegenehmigungen. Das soll nun nicht mehr möglich sein.

DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier hält die Maßnahmen nicht für die Lösung, wie er im BR24Sport-Interview erzählt: "Das ist einfach ein nackter Populismus, was wir hier machen. [...] Ich habe schon oft dafür plädiert, auch mal zuzugeben, dass es Situationen gibt, die wir einfach nicht beherrschen. Aber das will man nicht. Man muss immer zeigen, wir beherrschen es, aber die Wahrheit liegt halt woanders."

Wolfgang Maier: Maßnahmen nicht zielführend

Hundertprozentige Sicherheit, wird es in einer Sportart wie Ski Alpin wohl niemals geben, doch Maier glaubt, dass die aktuellen Maßnahmen generell nicht zielführend sind. Aus seiner Sicht werden die falschen Schlüsse aus den Stürzen gezogen: "In den letzten zehn Jahren gab es genau eine Schnittverletzung. Und jetzt sagt man, diese schnittfeste Unterwäsche trägt zur Sicherheit bei. Mag man Recht haben, aber trägt es wirklich zur Sicherheit bei?"

Ähnliche Argumente führt Maier auch für den Airbag und die Carbonschiene an: Die Airbags hätten in Einzelfällen sogar für Verletzungen gesorgt, statt zu schützen. Zudem sei aus seiner Sicht der Sturz von Cyprien Sarrazin nicht sicher auf seine Carbonschiene zurückzuführen. Schließlich stürzten an gleicher Stelle in Bormio mehrere Fahrer, die nicht alle mit Carbonschiene fahren.

Sicherheit oder Spektakel?

Wenn die aktuellen Maßnahmen der FIS nicht zielführend sind, wie soll man den Skisport dann sicherer machen? Für Maier ganz klar: Die wirkliche Lösung wäre es, Pistenpräparation und Material zu entschärfen: "Die will man nicht wirklich angreifen, weil da geht es um viel Invest, finanzielle Themen. Da geht es auch darum, dass das ganze System plötzlich etwas kippen würde, weil man müsste dann eigentlich ab einer bestimmten Startnummer akzeptieren, dass man keine Chance mehr auf die Big Points hat, auf das Podium. Das steht halt einfach auch in der Außendarstellung, in der Popularität des Sports ein bisschen dagegen."

Muss sich der alpine Skisport also zwischen Spektakel samt starker Einschaltquote oder Sicherheit entscheiden? Am 25. Oktober startet die neue Weltcupsaison, dann wird sich zeigen, ob die bisherigen Maßnahmen der FIS für Besserung sorgen. Fakt ist aber, die tödlichen Stürze von Franzoso und Lorenzi sind im Training passiert, fixe Änderungen an den Sicherheitsmaßnahme dort, stehen noch immer aus.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.