Johan Eliasch beim Skirennen in Sölden
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Nach Brandbriefen: Ski-Boss Eliasch stellt kühne These auf

Nach Brandbriefen: Ski-Boss Eliasch stellt kühne These auf

FIS-Präsident Johan Eliasch geht im Vermarktungs-Streit in den Angriffsmodus. Einige Top-Sportler hatten ihm und dem Weltverband vorgeworfen, hinter ihrem Rücken einen lukrativen Deal ausgeschlagen zu haben. Eliasch erhebt nun schwere Vorwürfe.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Im alpinen Skizirkus geht es derzeit nicht nur auf den Pisten ans Limit. Denn auf einem Nebenschauplatz geht es um viel Geld, Transparenz bei Entscheidungen und Mitbestimmung. Zentraler Punkt des Streits ist ein von der FIS abgelehnter 400-Millionen-Euro-Deal. In einem zweiten Brandbrief hatten namhafte Skistars um den Oberbayer Linus Straßer den Druck auf Weltverbandsboss Johan Eliasch erhöht.

Eliasch-These: Brandbriefe nicht von Athleten geschrieben

Eben jener Eliasch holte nur einen Tag später zum Gegenschlag aus - und ließ jegliche Kritik an sich abprallen. Stattdessen stellte er eine kühne Behauptung auf: "Ich glaube nicht, dass diese Briefe von Athleten geschrieben wurden, sondern von jemand anderem, dessen Interessen nicht ihren Interessen oder jenen der FIS entsprechen. Im Gespräch mit der dpa stellte er deshalb fest: "Diese Briefe sind einfach nicht ernst zu nehmen."

So erklärte Eliasch, er habe mit einigen nicht namentlich genannten Athletinnen und Athleten gesprochen. "Einige wussten gar nicht, dass ihre Namen unter die Briefe gesetzt wurden." Andere hätten laut dem 62-jährigen Schweden nicht verstanden, was sie unterschrieben. "Wieder andere sagten: Ich tat es, weil ich dazu gedrängt wurde, aber ich weiß gar nicht, worum es geht."

Shiffrin und Kilde, aber auch Aicher und Straßer teilen Brandbrief

Fakt ist in jedem Fall: Eine große Zahl an Top-Sportlern wirft der FIS und ihrem umstrittenen Präsidenten vor, eine Lage geschaffen zu haben, "in der Athleten frustriert sind von dem stagnierenden Fortschritt und davon, dass ihre Stimmen bei Schlüsselentscheidungen immer weniger präsent sind". Dies war (oder ist) auf den Social-Media-Kanälen einiger namhafter Ski-Stars zu sehen.

Unter anderem teilten der deutsche Slalomfahrer Linus Straßer, seine Teamkollegin Emma Aicher, US-Ski-Ass Mikaela Shiffrin und deren Verlobter und frühere Gesamtweltcupsieger Aleksander Aamodt Kilde den Brief mit ihren Followern. Sie fordern die FIS dazu auf, eine mögliche Partnerschaft mit dem Finanzunternehmen CVC nochmal zu prüfen. Ein von der FIS angestrebter Marketingdeal mit dem Rechtehändler Infront solle dagegen vorerst gestoppt werden.

Straßer fordert "mehr Transparenz" von Eliasch und der FIS

Straßer schrieb in seiner Instagram-Story: "Wir geben nicht vor, alles zu wissen. Wir fordern lediglich mehr Transparenz und eine bessere Berücksichtigung unserer Stimmen und der auf dem Tisch liegenden Angebote, die die Zukunft unseres Sports beeinflussen." Dahinter markierte er den Instagram-Kanal des Ski-Weltverbands.

Hintergrund des immer weiter eskalierenden Streits ist, dass die FIS jüngst ein Investorenangebot von CVC in Höhe von 400 Millionen Euro abgelehnt hatte, worüber zuerst die "Süddeutsche Zeitung" und der Schweizer "Blick" berichteten. Bereits als das bekannt wurde, unterschrieben einige Topsportler aus der alpinen Skiszene sowie hochrangige Vertreter der nationalen Verbände eine erste Protestnote.

FIS dementiert - Sportler legen nach

Die FIS erwiderte umgehend darauf, dass das CVC-Angebot keine Details wie strategischen Pläne enthalten habe. Außerdem verbreitete der Verband die kuriose Rechtfertigung, man habe die Offerte "nicht abgelehnt", wohl aber entschieden, derzeit keinen Bedarf zu haben. Eliasch ergänzte nun seine Bedenken an der Echtheit der Bestrebungen der Aktiven: "Das Problem ist, dass sie sich bis letzte Woche nicht für die Arbeit interessiert haben, die wir leisten, und es brauchte erst jemanden, der ihnen die Illusion vermittelt, dass sie 400 Millionen erhalten würden, um aufzuwachen und Interesse zu zeigen."

Die Sportler hatten mitgeteilt, dass sie sich selbst mit CVC-Leuten ausgetauscht hätten in einer "konstruktiven, transparenten und durchdacht präsentierten Diskussion". Auch wenn einige Details noch zu klären seien, "plädieren wir nachdrücklich für eine umfassende Bewertung der Chancen, die CVC bietet", schrieben sie. "Dieser Moment ist für die Zukunft der FIS und unseres Sports zu folgenreich, als dass man überstürzt eine neue Vereinbarung schließt, ohne alle Alternativen vollständig zu prüfen."

Infront-Deal kurz vor Abschluss

Es geht dabei um einen von FIS-Präsident Eliasch vehement geforderten Vertrag mit Infront zur Zentralvermarktung der Medienrechte. Die Sportler drängen die FIS-Führung nun, "vor allem den Präsidenten, einen Abschluss der Vereinbarung mit Infront zu verschieben und sich aktiv an einer sinnvollen Diskussion mit CVC zu beteiligen".

Bisher liegt die Vermarktung der internationalen Medienrechte für die FIS-Veranstaltungen bei den jeweiligen Nationalverbänden. Sie sind ihre Haupteinnahmequelle. Der Deutsche Skiverband (DSV) ging gegen die Pläne der FIS bereits juristisch vor und erhielt dabei im Oktober vor dem Landgericht München Recht.

Mittlerweile sei man in diesem Punkt mit der FIS aber schon kurz vor einer Einigung, wie DSV-Vorstandsmitglied Stefan Schwarzbach im Interview mit BR24Sport sagt. Das umstrittene Investorenangebot sieht allerdings auch er kritisch.

Im Video: Wie der DSV zum 400-Millionen-Euro-Angebot steht

Stefan Schwarzbach, Vorstandsmitglied DSV
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Stefan Schwarzbach, Vorstandsmitglied DSV