Ein Mann mit ergrautem Haar sitzt vor zwei Bildschirmen.
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Mit der Aktivrente können Rentner und Rentnerinnen 2.000 Euro im Monat steuerfrei hinzuverdienen. Doch diese Regel gilt nicht für alle.
Bildrechte: picture alliance / Panama Pictures / Dwi Anoraganingrum
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Mit der Aktivrente können Rentner und Rentnerinnen 2.000 Euro im Monat steuerfrei hinzuverdienen. Doch diese Regel gilt nicht für alle.

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Aktivrente: Was "steuerfrei" konkret bedeutet

Aktivrente: Was "steuerfrei" konkret bedeutet

Sie ist Teil des Reformherbsts, den Kanzler Merz angekündigt hat: Schon ab Jahresbeginn soll die Aktivrente gelten. Mit teuren Steueranreizen will die Regierung das Arbeiten im Alter attraktiver machen. Doch wer profitiert? Und wer nicht?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Sie soll kommen, und zwar schon bald: die Aktivrente. Auf die konkreten Details haben sich CDU, CSU und SPD kürzlich bei einem nächtlichen Verhandlungsmarathon geeinigt. Nun soll das Gesetz so schnell wie möglich beschlossen werden und spätestens zum 1. Januar 2026 in Kraft treten oder notfalls rückwirkend zu diesem Datum gelten.

Das bedeutet: Menschen, die die Regelaltersgrenze erreicht haben, könnten bereits ab dem 1. Januar 2026 monatlich 2.000 Euro hinzuverdienen, ohne diese Einkünfte versteuern zu müssen. Doch: Wie genau wird die Aktivrente aussehen? Wer könnte profitieren – und wer nicht? Ein Überblick:

Was genau heißt "steuerfrei"?

Die Aktivrente soll sich schon direkt beim Lohnsteuerabzug bemerkbar machen, nicht erst nach der Steuererklärung. Die Union hat zudem durchgesetzt, dass die Aktivrente nicht dem Progressionsvorbehalt unterliegt. Das bedeutet: Die Aktivrente erhöht nicht die gesamte Steuerlast, weil nur das darüber liegende Einkommen für die Festlegung des Steuersatzes berücksichtigt wird.

Aber: Arbeitnehmer und Arbeitgeber müssen auch bei der Aktivrente Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung abführen, der Arbeitgeber außerdem in die Renten- und Arbeitslosenversicherung einzahlen.

Für wen gilt die Aktivrente?

Die Aktivrente greift bei allen Menschen, die die Regelaltersgrenze erreicht haben und weiter einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen wollen. Ausgeschlossen davon sind neben Beamten auch Gewerbetreibende, Freiberufler und Selbstständige sowie Erwerbstätige in der Land- und Forstwirtschaft. Das sieht das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) kritisch: "Die Frage ist, wie man das rechtfertigt, dass eine Art von Einkommen die Steuerfreiheit bekommt und andere Einkommen nicht darunterfallen", sagt Rentenexpertin Ruth Marie Schüler im Interview mit BR24.

Die Ökonomin vermutet, dass die Regierung diese Ausnahmen wegen befürchteter Steuereinbußen festgelegt hat. Denn: Laut Schüler arbeiten Freiberufler und Selbstständige häufiger im Alter weiter als sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Würden auch sie künftig 2.000 Euro pro Monat steuerfrei verdienen, wäre das ein deutlich größeres Minus für die Staatskasse, als wenn nur sozialversicherungspflichtig Beschäftigte berücksichtigt würden.

Nicht profitieren würden auch Menschen mit Minijob. Denn Rentner und Rentnerinnen mit einem maximalen Zuverdienst von 556 Euro zahlen bereits jetzt keine Einkommenssteuer und werden bei der Aktivrente deswegen leer ausgehen. Dass Besserverdienende von der steuerlichen Neuregelung mehr profitieren und Minijobber überhaupt nicht, hatte der Sozialverband VdK bereits im Vorhinein scharf kritisiert.

Wie viele könnten die Aktivrente auch tatsächlich nutzen?

Wie viele Menschen in Deutschland von der Aktivrente Gebrauch machen werden, ist noch unklar. In Bayern üben laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) rund 63.700 Menschen über dem gesetzlichen Renteneintrittsalter eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit aus (Stand März 2025). Sie könnten von der Steuervergünstigung profitieren. Dreimal so viele Menschen, also bayernweit rund 191.600 Personen üben im Rentenalter eine geringfügig entlohnte Beschäftigung aus. Sie werden von der Aktivrente nicht begünstigt.

Bundeskanzler und CDU-Chef Friedrich Merz sagte, er rechne damit, dass die Aktivrente "im größeren Umfang" angenommen werde. Daran hat IW-Ökonomin Schüler Zweifel, denn die Motivation für die Arbeit über die Regelaltersgrenze hinaus sei oft gar nicht das Geld. Menschen, die bereits heute länger arbeiten oder sich das in der Zukunft vorstellen können, gäben häufig an, dass die Freude an der Arbeit ausschlaggebend sei. Dagegen deute die Forschung darauf hin, dass vor allem für Minijobber der finanzielle Zuverdienst relevant sei, so Schüler.

Wie viel wird die Aktivrente den Staat kosten?

Informationen der Nachrichtenagentur Reuters zufolge könnte die Aktivrente den Staat 890 Millionen Euro pro Jahr kosten. Wie aus einem Referentenentwurf des Finanzministeriums hervorgehe, sei dieser Steuerausfall jeweils in den Jahren 2026 bis 2030 zu erwarten.

Bereits im Sommer hatten verschiedene Wirtschaftsforschungsinstitute vor jährlichen Steuereinbußen zwischen 800 Millionen Euro und 1,4 Milliarden Euro gewarnt. Das Finanzministerium hatte zunächst vorgesehen, die Aktivrente unter Progressionsvorbehalt zu stellen, um die Steuereinbußen geringer zu halten. Doch diese Hintertür dürfte nach den Verhandlungen der Koalitionsspitzen in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag nun endgültig geschlossen sein.

Und noch etwas belastet die öffentlichen Kassen: Wer nach Erreichen der Regelaltersgrenze keine Rente bezieht, darf bereits jetzt mit einer jährlichen Rentenerhöhung von sechs Prozent rechnen. Arbeitet die Person in dieser Zeit weiter und zahlt Rentenbeiträge, darf sie sogar noch mit einem Extra-Bonus rechnen. Aktivrentnerinnen und -rentner bekommen also nicht nur 2.000 Euro steuerfrei, sondern zahlen auch parallel auf ihr Rentenkonto ein und heben damit ihre Ansprüche deutlich an.

Dieser Artikel ist erstmals am 11. Oktober 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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