Vor fast 4 Jahren hat der Verein "Mein Grundeinkommen" (externer Link) die erste großangelegte Studie zur Wirkung eines bedingungslosen Grundeinkommens gestartet. Begleitet wurde sie von Wissenschaftlern zum Beispiel vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (externer Link) und der Wirtschaftsuniversität in Wien. Jetzt sind die Ergebnisse veröffentlicht worden.
1.200 Euro vom Staat geschenkt - Wer wird denn dann noch arbeiten?
Das bedingungslose Grundeinkommen würde jeder Bürger, jede Bürgerin im Land bekommen. Jeder die gleiche Summe. Es bräuchte keine weiteren Sozialleistungen mehr und Menschen in Notlagen müssten nicht mehr Hilfen beantragen. So ist das Grundprinzip. Aber würden dann nicht viele lieber gar nicht mehr arbeiten? Nein, sagt jetzt eine Studie des Vereins "Mein Grundeinkommen".
Für die Projektleiterin beim Verein "Mein Grundeinkommen", Janine Busch, ist es ein bahnbrechendes Ergebnis. Die erste großangelegte wissenschaftliche Studie zum bedingungslosen Grundeinkommen in Deutschland hat ergeben: Niemand hat dauerhaft aufgehört zu arbeiten. Die Menschen nutzten das Grundeinkommen vor allem für ihre Weiterentwicklung. Einige hätten den Job gewechselt oder sich weitergebildet, um eine Arbeit zu finden, die besser zu ihnen passt.
Studie zum bedingungslosen Grundeinkommen
Drei Jahre haben 122 ausgewählte Teilnehmer ein Grundeinkommen von 1.200 Euro pro Monat bekommen. Sie mussten Fragebögen ausfüllen, wurden interviewt und untersucht. Das Geld haben sie zusätzlich zu ihren sonstigen Einnahmen steuerfrei bekommen. Die Studie hat sich, anders als andere in Finnland oder den USA, auf die Gruppe "junge Mittelschicht" konzentriert, also Frauen und Männer zwischen 21 und 40 Jahren, Singles und mit einem Nettoverdienst zwischen 1.100 und 2.600 Euro.
Regensburger Teilnehmerin: "Sehr dankbar"
Eine von ihnen war Bianca Radlbeck. Die junge Regensburgerin hat eine Lehre als Schlosserin gemacht, den Maschinentechniker draufgesetzt und wollte in München studieren. Da kam ihr das Grundeinkommen gerade recht. So konnte sie sich ein schönes WG-Zimmer leisten und musste nicht so viel nebenher jobben.
Nach drei Semestern hat sie gemerkt, dass ihr weder das Studium noch die Großstadt gefällt und ist zurück in ihre Heimatstadt Regensburg gezogen. Das Grundeinkommen hat ihr den Druck genommen, schnell irgendeinen Job anzunehmen. Sie konnte in Ruhe den richtigen Arbeitsplatz für sich suchen. Dafür sei sie sehr dankbar, sagt sie heute. Aber sie hätte ihren Weg auch ohne Grundeinkommen gemacht, meint sie.
Grundeinkommen erleichtert Jobwechsel
So wie Bianca Radlbeck erging es offensichtlich vielen Studienteilnehmern: Denn einige haben während der Studiendauer einen neuen Job gesucht und gefunden. Das Geld haben die meisten nicht zur Überbrückung einer Notlage gebraucht. Sie haben es für Weiterbildung, Urlaub oder Freizeit ausgegeben, mehr gespendet, aber auch mehr gespart.
Die Sicherheit, die mit dem Grundeinkommen verbunden ist, hatte aber auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit, stellt Projektleiterin Janine Busch fest. Die Teilnehmer haben besser geschlafen, waren weniger gestresst – dies wurde anhand von Haarproben regelmäßig überprüft.
Was die Studie zum bedingungslosen Grundeinkommen nicht sagt
Eine wichtige Frage war allerdings nicht Gegenstand der Untersuchung: Wie kann ein bedingungsloses Grundeinkommen finanziert werden? Dazu gibt es zwar einige Berechnungen und Analysen, aber der Verein wollte sich in dieser Studie nur auf die Frage konzentrieren, wie Menschen auf ein solches Grundeinkommen reagieren.
Allerdings fand das Experiment nicht unter realistischen Bedingungen statt. Denn das Grundeinkommen gab es on top zum Gehalt –- und steuerfrei. Sollte es tatsächlich mal Realität werden, müssten die Steuern deutlich erhöht werden. Ob dann immer noch alle in vollem Umfang weiterarbeiten würden, ist damit nicht geklärt.
Wer mehr über das Konzept "Bedingungsloses Grundeinkommen" und auch zu den Finanzierungsmodellen wissen will: darum dreht sich die neue Folge des ARD Plusminus Podcasts – mehr als nur Wirtschaft mit Anna Planken und David Ahlf.
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