Zwei Hände auf einer Tatstatur optisch überlagert von Aktien-Charts
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KI und Börse
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Risiko für Aktienkurse - Platzt bald die KI-Blase?

Risiko für Aktienkurse - Platzt bald die KI-Blase?

Die Unruhe an den Börsen wächst, angesichts der Rekorde beim DAX. Dass es zuletzt so gut gelaufen war, lag vor allem am KI-Boom. Doch wie lange hält der an? Nicht mehr lange glauben Skeptiker. Zu ihnen zählt auch einer der ganz großen KI-Gurus.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Wer sich noch an den Anfang der Nullerjahre erinnern kann, weiß, was eine Börsen-Blase ist und was passiert, wenn sie platzt. Jahrelang waren Internet-Firmen wie Pilze aus dem Boden geschossen und an den Aktienmärkten – auch ohne solides Geschäftskonzept – in den Himmel gelobt worden. Im März 2000 war dann Schluss. Die Zweifel, ob denn die Firmen die hohen Erwartungen jemals erfüllen konnten, nahmen überhand. Es folgte eine sehr lange, für viele Anleger sehr desaströse Talfahrt an den weltweiten Börsen. Derzeit fragen sich viele: stehen wir wieder an einem ähnlichen Punkt?

Altman sieht Parallelen zur Dot-Com-Blase

Sam Altman, Mitgründer von OpenAI, jener Firma, die ChatGPT kreiert hat, profitiert vom KI-Boom wie kaum ein anderer. Und trotzdem sagt er inzwischen offen, dass er bei künstlicher Intelligenz eine ähnliche Blase erkennt. Leute könnten viel Geld verlieren, warnt Altman. Ähnlich sieht das auch der Chef der US-Investmentbank JP Morgan, Jamie Dimon. Auch er warnt vor dem KI-Boom. Und der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman ist ebenfalls überzeugt, dass rund um KI derzeit eine große Blase entsteht.

Sagenhafte Bewertungen von KI-Firmen

Unternehmen, die sich mit KI befassen, haben immens hohe Bewertungen erreicht. OpenAI wird mit rund 500 Milliarden Dollar taxiert. Ein anderes Beispiel ist Anthropic, das an einer Sprach-KI mit dem Namen Claude arbeitet. Die US-Firma wird auf 170 Milliarden Dollar geschätzt. Elon Musks xAI soll rund 50 Milliarden Dollar wert sein. Keines der Unternehmen schreibt bislang aber Gewinne. Die hohen Bewertungen basieren also auf dem Prinzip Hoffnung.

Immens viel Geld für Rechenzentren

Wie viel Geld gerade in künstliche Intelligenz gepumpt wird, kann man auch am Beispiel Meta sehen. Der Facebook-Mutterkonzern verbucht zwar jährlich immense Gewinne, die reichen allerdings nicht aus für die geplanten Rieseninvestitionen. Meta-Chef Marc Zuckerberg will gigantische Rechenzentren aufbauen, um über genug Power für das Training von KI zu verfügen. Eine dieser Computer-Burgen soll zehn Kilometer lang sein und eine Fläche belegen, so groß wie Manhattan.

KI - Die große Revolution oder doch nur eine Blase: hier geht´s zur Folge des Podcasts "Plusminus. Mehr als nur Wirtschaft"

Das Geld dafür will Meta aus einer neuen Tochter-Gesellschaft ziehen, die eigens Kredite aufnimmt. Diese Schulden sollen dann nicht in der Bilanz von Meta erscheinen. Ein komplizierter Deal, der zeigt, dass sich sogar der IT-Riese Meta ziemlich verrenkt, weil er glaubt, im hochgezüchteten KI-Rennen mithalten zu müssen.

US-Wirtschaftswachstum hängt von KI ab

Insgesamt wollen US-Tech-Schwergewichte wie Microsoft, Meta, Amazon und Google 400 Milliarden Dollar in Data Center stecken. Diese Ausgaben tragen schon jetzt erheblich zum US-Wirtschaftswachstum bei, in den letzten beiden Quartalen dieses Jahres mehr als die gesamten Konsumausgaben. Die US-Verbraucher sind mit ihren Einkäufen bislang traditionell die größte Stütze für die amerikanische Wirtschaft gewesen. Wobei der Konsum konstanter sein dürfte, als die aktuell rauschhaften Investitionen in Rechenzentren.

Problem: Rechenzentren veralten schnell

In der Chipbranche gibt es das sogenannte Moorsche Gesetz. Es stammt vom Intel-Mitbegründer Gordon Moore und beruht auf der Beobachtung, dass die Leistungsfähigkeit von Mikrochips sprunghaft ansteigt. Angeblich verdoppelt sie sich alle zwei Jahre. Tatsächlich ist die Chipbranche extrem schnelllebig und Prozessoren, die heute hergestellt werden, sind in vergleichsweise kurzer Zeit wieder veraltet. Das bedeutet für die Investitionen in KI-Rechenzentren, dass sie ebenfalls sehr schnell an Wert verlieren, weil jedes Nachfolgemodell wieder schneller arbeiten und KI besser trainieren kann. Diese Dynamik kann die hochtrabenden Investitionspläne schnell zum Kollabieren bringen.

Ist künstliche Intelligenz doch nicht das große Ding?

KI hat schon jetzt erheblichen Einfluss auf das tägliche Leben von Menschen. Viele Aufgaben lassen sich schneller und effizienter erledigen. Man kann mit künstlicher Intelligenz schon jetzt Gespräche führen. Dabei steht die Technologie nach Ansicht vieler Experten erst ganz am Anfang. Das heißt: auch wenn viele KI-Firmen mit ihren Investitionsplänen jetzt untergehen und die Börsen zeitweise mit nach unten reißen – die Technologie wird voraussichtlich bleiben. Siehe Internet: auch das gibt es noch, obwohl die Dot-com-Blase im Mai 2000 geplatzt ist.

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