Fast 14 Prozent aller Bayern können sich keine einwöchige Urlaubsreise leisten. Das entspricht jedem Siebten im Freistaat. Besonders für Alleinlebende und Alleinerziehende sei es oft nicht finanzierbar, eine Woche außer Haus zu verreisen, teilte das Landesamt für Statistik mit Sitz in Fürth am Montag mit.
Alleinlebende und Alleinerziehende bleiben vermehrt zuhause
Demnach verbringt jeder fünfte Alleinlebende - also rund 20 Prozent - den Urlaub aus finanziellen Gründen zuhause. Noch stärker seien Alleinerziehende betroffen: Von ihnen könne sich fast jeder Dritte keine einwöchige Urlaubsreise leisten, so die Statistiker. Umgekehrt sehen sich der Erhebung zufolge rund 86 Prozent der bayerischen Bevölkerung in der Lage, pro Jahr eine einwöchige Urlaubsreise zu finanzieren.
Einwöchige Reise – keine Selbstverständlichkeit
Mit den 14 Prozent, die sich eine solche Reise nicht leisten können, steht der Freistaat im Vergleich zum Bundesdurchschnitt etwas besser da: Bundesweit können den Daten zufolge 21 Prozent keine einwöchige Reise im Jahr finanzieren. Alleinerziehende seien bundesweit mit 38 Prozent betroffen – in Bayern sind es circa 30 Prozent.
Europaweite Studie zu Urlaubsreisen
Deutschland und Bayern liegen mit den Zahlen unter dem Durchschnitt aller Staaten der Europäischen Union: Europaweit leben rund 27 Prozent der Bevölkerung in Haushalten, für die eine einwöchige Urlaubsreise unbezahlbar ist. Grundlage der Zahlen ist eine europaweite Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen.
Preise für Pauschalreisen und Kreuzfahrten stark gestiegen
Ergänzend weist das Landesamt für Statistik darauf hin, dass Urlaubsreisen in den vergangenen Jahren deutlich teurer geworden sind. Im Vergleich zum Vorjahr seien die Preise für Pauschalreisen ins Ausland im Juni um 3,8 Prozent teurer gewesen, Kreuzfahrten um 4,5 Prozent. Bei Pauschalreisen im Inland seien die Preise zwar um 8,0 Prozent günstiger geworden. Zwischen 2019 und 2025 seien aber auch im Inland die Preise deutlich gestiegen: um 26,8 Prozent.
Die Preise für Auslandsreisen stiegen demnach im selben Zeitraum um 18,4 Prozent. Preise für Aufenthalte in Ferienwohnungen und Ferienhäusern in Bayern stiegen binnen fünf Jahren mit 32 Prozent, im Vergleich zum Jahr 2019 um fast ein Drittel. Bei internationalen Flügen beträgt die Preissteigerung im Vergleich zum Jahr 2019 ganze 55 Prozent, so die Statistiker.
DGB: Zeichen, dass etwas "grundlegend falsch" läuft
Urlaub dürfe kein Privileg für Besserverdienende sein, meint der Landesvorsitzende des DGB Bayern, Bernhard Stiedl. Wenn sich jeder siebte Mensch und jeder dritte in einem Alleinerziehenden-Haushalt keine einwöchige Reise leisten könne, "dann läuft in unserem Land etwas grundlegend falsch", sagte er. "Wer unter Dauerbelastung lebt und arbeitet, hat auch Anspruch auf echte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben – und dazu gehört eben auch mal eine Urlaubsreise."
Ministerium fördert Erholung für Familien
In Bayern ist es für Familien mit wenig Geld möglich, beim Zentrum Bayern Familie und Soziales einen Antrag auf Familienerholung [externer Link] zu stellen. Finanziert wird das aus Mitteln des bayerischen Familienministeriums. Dadurch können Eltern und deren Kinder, die sich keinen gemeinsamen Urlaub leisten können, Erholung in einer Familienferienstätte [externer Link] finden. Urlaub in anderen Unterkünften wird nicht gefördert.
Zahlen aus den vergangenen Jahren zeigen, dass diese Möglichkeit in Bayern immer mehr genutzt wird: Im Jahr 2023 gingen 1.451 Anträge ein, 585 davon wurden bewilligt – und insgesamt rund 460.000 Euro wurden ausgezahlt. Im Jahr zuvor waren es 849 Anträge, von denen 349 bewilligt wurden.
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