Das Verhältnis zwischen den USA und China war zuletzt stark belastet. Die Ankündigung der US-Regierung, die Zölle auf chinesische Einfuhren wieder auf bis zu 100 Prozent anzuheben, hatte die Börsenkurse zeitweise deutlich unter Druck gesetzt. Der Goldpreis legte im Gegenzug zu.
Goldpreis sinkt: Die Finanzmärkte reagieren auf die Weltpolitik
Bereits mit der Ankündigung des Treffens von US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping auf dem Apec-Gipfel in Südkorea war die Preiskurve des Edelmetalls abgeflacht. Nach dem Gespräch sehen sich Expertinnen und Experten bestätigt: Peking will wie angekündigt bestimmte Exportrestriktionen etwa auf seltene Erden aufheben, Washington verzichtet im Gegenzug auf neue Zölle und Sanktionen.
Anleger werten diese Kurswechsel positiv und investieren wieder stärker in den Aktienmarkt. Damit sinkt zugleich die Nachfrage nach Gold als "sicherem Hafen" in unruhigen Zeiten. Analysten beschreiben den Mechanismus so: Die US-China-Einigung verringert die Notwendigkeit, in Absicherungsanlagen wie Gold zu gehen.
Goldpreis sinkt: Gewinnmitnahmen und Kurskorrektur
Ergänzend zu dieser geopolitischen Entwicklung nennt die Hessische Landesbank (Helaba) in ihrem Wochenbericht mehrere noch andere Gründe, die auf eine Konsolidierungsphase am Goldmarkt hindeuten: Nach kräftigen Anstiegen gehe der Rückgang auf eine "technische Bereinigung" und auf Gewinnmitnahmen zurück. Zugleich bleibe der Goldpreis aufgrund längerfristiger Faktoren wie hoher Staatsverschuldung und geopolitischer Risiken volatil.
Auch Analystinnen und Analysten anderer Banken sehen die Preisrallye beim Gold an einem vorübergehenden Endpunkt. Nach Rekordständen setze nun eine Korrektur ein, erklärt Ipek Ozkardeskaya, Senior-Analystin des Schweizer Finanzinstituts Swissquote. Der Markt befinde sich in "tief überkauften Bedingungen" – ein klassisches Umfeld für Gewinnmitnahmen nach einer starken Rallye.
Steigende Zinsen - schlechte Rendite sind schlecht für Gold
Neben der geopolitischen Entspannung und der technischen Überkauftheit wirken derzeit auch Währungs- und Zinseffekte: Steigende reale Renditen – also Zinsen abzüglich der Inflation – verteuern die Opportunitätskosten des zinslosen Edelmetalls. Institutionelle Investoren wie große Vermögensverwalter verweisen daher auf die Bedeutung der weiteren Zinsentwicklung. Eine nachhaltige Trendumkehr beim Goldpreis erwarten sie erst, wenn sich die Realzinsen deutlich über dem Inflationsniveau stabilisieren.
Zudem verteuert der aktuell festere US-Dollar für Käufer außerhalb der Vereinigten Staaten den Preis je Feinunze Gold. Gold als sicherer Hafen verliert damit an Stellenwert, während Dollar und Renditen zeitweise Rückenwind erhalten.
Kann der Goldpreis auch bald wieder steigen?
Ein Gegentrend könnte sich jedoch schnell wieder einstellen – etwa wenn der Dollar an Wert verliert. Langfristig spricht vielen Analysten zufolge weiterhin viel für das Edelmetall. Sollten die Zentralbanken 2026 tatsächlich wieder in den Zinssenkungsmodus wechseln, könnte Gold als Inflationsschutz und Stabilitätsanker erneut gefragt sein – besonders dann, wenn die geopolitische Lage unruhig bleibt.
Für Anleger bedeutet das: Die Volatilität bleibt hoch. Gold bleibt als langfristige Absicherung relevant, wird kurzfristig aber vor allem von Geopolitik, Zinsen und Währungsbewegungen getrieben.
Dieser Artikel ist erstmals am 28.10.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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