Symbolbild: Ein älterer Mann sitzt auf einem Sofa und sieht nachdenklich in die Ferne.
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Symbolbild: Immer mehr Menschen in Deutschland haben eine Demenzerkrankung.
Bildrechte: picture alliance / Zoonar | Dmitrii Marchenko
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Immer mehr Demenzkranke: Was heißt das für Betroffene?

Immer mehr Demenzkranke: Was heißt das für Betroffene?

In Deutschland sind rund 1,8 Millionen Menschen von Demenz betroffen, davon mehr als 100.000 im jüngeren Lebensalter. Doch Angebote für dringend benötigte Hilfe im Alltag sind rar.

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Sollte es keinen Durchbruch in der Prävention oder Therapie geben, werden im Jahr 2050 in Deutschland schätzungsweise 2,7 Millionen Menschen im Alter ab 65 Jahren an Demenz erkrankt sein. Doch es trifft auch Jüngere.

51-Jähriger erhält Diagnose: Frühdemenz

Auf den ersten Blick scheint alles ganz normal. Jo Failer aus München ist unterwegs in seinem Viertel. Doch der Schein trügt. Failers Diagnose: Frühdemenz. "Dieses Vertuschen, dass einem etwas fehlt, das war auch sehr, sehr anstrengend. Da habe ich dann irgendwann gedacht, ich muss mich untersuchen lassen, da könnte was sein", beschreibt Failer. Seither braucht er möglichst viel Routine.

Der 51-Jährige versucht alles, um allein seinen Alltag zu bewältigen. Er macht sich auf die Suche nach Hilfsangeboten und einer geeigneten Einrichtung für später. In ein Pflege- oder Seniorenheim will er mit Mitte 50 nicht. "Ich möchte leben und nicht alleine sein, aber Hilfe haben, wenn ich sie brauche. Wenn es halt in der eigenen Wohnung nicht mehr geht. Und ich finde nichts."

Zahl der Betroffenen steigt

Allein in Bayern leben derzeit über 270.000 Menschen mit Demenz. Fachleute schätzen, dass die Zahl bis 2030 auf 300.000 ansteigt. "Die Prognosen sind erschreckend und die Gesellschaft ist in der Form noch gar nicht darauf vorbereitet", bestätigt Sonja Womser, Geschäftsführerin der Bayerischen Alzheimer Gesellschaft in Nürnberg. "Wir wissen aus verschiedenen Studien, dass die Gesellschaft über das Krankheitsbild Demenz unzureichend informiert ist."

Lösungsansatz: Wohnen gegen Hilfe

Auch Christl Bucksch aus Freising musste sich erst einmal über die Krankheit ihres Mannes informieren und die richtigen Hilfsangebote finden. Ihr dementer Mann Walter ist in der Tagespflege. Doch die 80-Jährige brauchte mehr Unterstützung. Seit einigen Monaten lebt Fernanda, eine Studentin aus Mexiko, bei dem Ehepaar. Statt Miete zu zahlen, hilft sie im Haushalt und betreut einmal die Woche abends den Ehemann von Christl Bucksch.

"Bevor ich ihn getroffen habe, kannte ich mich mit Demenz nicht aus und hatte auch ein anderes Bild. Ich dachte, dass es viel schwieriger wäre, sich um diese Menschen zu kümmern", sagt Fernanda. "Es ist eine sehr gute Erfahrung."

Hohe Kosten für die Angehörigen

Für pflegende Angehörige ist die Tagespflege extrem wichtig, um den Alltag bewältigen zu können. Aber es fehlt an Plätzen. Und es braucht mehr Pflegekräfte, die inzwischen aus der ganzen Welt angeworben werden. Allein bei der Organisation "die Mitterfelder" werden derzeit 300 Menschen aus über 60 Nationen zu Pflegefachkräften ausgebildet.

Die Kosten für die Tagespflege werden nur zum Teil von den Kassen finanziert. Das bedeutet eine hohe finanzielle Belastung für die Angehörigen. Die Kosten in der Pflege steigen zudem jedes Jahr. Der Eigenanteil in auf Demenz spezialisierten Heimen kann schon jetzt bei über 4.000 Euro liegen.

Alzheimer Gesellschaft sieht dringenden Handlungsbedarf

"Das ist erschreckend und die Hälfte der zu Pflegenden in den Pflegeheimen können sich das auf Dauer nicht mehr leisten und werden Sozialhilfeempfänger letztendlich", mahnt Sonja Womser. Das sei für die Betroffenen und für die Angehörigen schwierig. Es bedürfe einer Begrenzung des Eigenanteils und die Politik müsse sich Gedanken machen.

Auch Jo Failer aus München hat keine großen Rücklagen. Welche Kosten werden auf ihn zukommen? "Wie leiste ich mir das später mal?", fragt sich der 51-Jährige. "Ich glaube, die Kosten werden um ein Vielfaches mehr sein, als ich mir jemals leisten kann".

Im Video: Diagnose Demenz - und jetzt?

Désirée von Bohlen und Halbach, Gründerin und Vorstandsvorsitzende des Vereins Desideria Care.
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Désirée von Bohlen und Halbach, Gründerin und Vorstandsvorsitzende des Vereins Desideria Care.

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