Auch nach mittlerweile über dreijähriger Konjunkturflaute schöpft Bayerns angeschlagene Wirtschaft keine Hoffnung auf bessere Zeiten. In der neuen Konjunkturumfrage des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags schätzen die befragten Unternehmen die Situation ebenso trist ein wie zu Jahresbeginn. Im Saldo bezeichneten nur acht Prozent ihre wirtschaftliche Lage als gut - das ist die Differenz aus positiven und negativen Beurteilungen.
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"Der Abwärtstrend ist ungebrochen", sagte BIHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl. Die Geschäftserwartungen für die nächsten Monate sind seit Jahresbeginn leicht gestiegen, liegen im Saldo jedoch nach wie vor bei null: Positive und negative Einschätzungen halten sich die Waage.
Keine Trendwende erwartet
Der BIHK-Konjunkturindex steht derzeit bei 104 Punkten. Das ist etwas höher als zu Jahresbeginn, aber nach wie vor unter dem langjährigen Durchschnitt. Sämtliche Branchenschätzen demnach ihre derzeitige Lage schlechter ein als vor einem Jahr. Verbessert haben sich die Geschäftserwartungen laut BIHK-Umfrage lediglich im Baugewerbe und im Großhandel.
Auch bundesweit wenig Aufbruchstimmung
Das Ergebnis deckt sich mit dem bundesweiten Monatsbericht des Wirtschaftsministeriums - dem ersten unter der neuen Ressortchefin Katherina Reiche (CDU). Vor dem Hintergrund des von Donald Trump angezettelten Zollkonflikts sei eine "erneute konjunkturelle Abschwächung im weiteren Jahresverlauf nicht auszuschließen", heißt es da.
Immerhin ist Europas größte Volkswirtschaft mit einem leichten Wachstum ins Jahr gestartet: Das Bruttoinlandsprodukt legte von Januar bis März um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu.
Unternehmen setzen wenig Hoffnung in die neue Regierung
Deutlich wird in der BIHK-Umfrage auch, dass viele Unternehmen der neuen unionsgeführten Bundesregierung mit Skepsis begegnen. "Der wirtschaftspolitische Schaden ist so groß, dass die Erwartungshaltung der Unternehmerinnen und Unternehmer nicht besonders hoch ist", sagte BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz über die Arbeit der letzten beiden Bundesregierungen - die SPD-geführte Ampel und deren Vorgängerregierung von Union und SPD unter Angela Merkel (CDU).
Hauptfeind: Die globale Unsicherheit
Dazu macht die weltwirtschaftliche Großwetterlage mit Zollkonflikten, Ukrainekrieg und wegbrechenden Absatzmärkten den Unternehmen zu schaffen. Der BIHK verweist auf die jüngste Ausgabe des von US-Wissenschaftlern herausgegebenen "Index der wirtschaftspolitischen Unsicherheit" (Index of economic policy uncertainty), demzufolge die Stimmung in Deutschland besonders schlecht ist. "Wir sind die Weltmeister der Unsicherheit", sagte Gößl.
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US-Zölle
Industrie- und Handelskammertag gegen Streichung von Feiertagen
Da nützt es nach Ansicht des BIHK auch wenig, über die Abschasffung von Feiertagen nachzudenken. Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) - Dachverband unter anderem der bayerischen Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie - hatte für längere Arbeitszeiten und weniger Feiertage plädiert. BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz hingegen glaubt nicht, "dass das gesellschaftspolitisch durchsetzbar ist, und ich halte es auch nicht unbedingt für erforderlich."
Streit um längere Arbeitszeiten
Freilich halten vbw wie BIHK eine längere Jahres- beziehungsweise Lebensarbeitszeit in Deutschland grundsätzlich für notwendig.
Der DGB lehnt längere Arbeitszeiten ab: Aktuelle Zahlen zeigten, "dass stressbedingte Erkrankungen bei den Beschäftigten in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben", so der bayerische DGB-Landesvorsitzende Bernhard Stiedl. "Viele von ihnen sind bereits heute extrem belastet und teilweise überlastet."
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