Zapfhahn steckt in Tank
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Rote Zapfpistole steckt in einen Tank an einem PKW beim Superbenzin Kraftstoff tanken

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Luxusgut Benzin: Warum tanken morgens so teuer ist

Luxusgut Benzin: Warum tanken morgens so teuer ist

Abends schnell nach Hause, tanken dann morgens auf dem Weg ins Büro: Wer so plant, zahlt drauf, und das ordentlich. Der Aufschlag liegt bei bis zu zehn Cent pro Liter. Aber warum ist das so? Und wann ist es günstiger? Hier die Fakten.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Eines gleich vorweg: Es ist keine Einbildung. Die Preise an deutschen Tankstellen schwanken im Tagesverlauf tatsächlich stark – und das jeden Tag. Besonders auffällig ist dabei, dass das Benzin morgens gegen sieben Uhr am teuersten ist, also pünktlich zu Beginn des Berufsverkehrs.

Wer abends tankt, spart

Eine Auswertung der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe beim Bundeskartellamt belegt außerdem: Mehrere Preisspitzen im Tagesverlauf lassen sich regelmäßig beobachten, etwa gegen 10 Uhr, 13 Uhr und 17 Uhr. Die Preisschwankung innerhalb eines Tages kann bis zu zehn Cent pro Liter betragen. Abends zwischen 18 und 20 Uhr ist es am günstigsten. Die Differenz zwischen den Tageshöchst- und Tagestiefstpreisen kann bis zu zehn Cent pro Liter betragen.

Die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe beim Bundeskartellamt beobachtet die Preisbildung seit gut zehn Jahren an mehr als 14.000 Tankstellen in Deutschland. Ziel ist es, Transparenz zu schaffen und möglichen Wettbewerbsverzerrungen entgegenzuwirken. Die von der Behörde erfassten Echtzeitdaten stehen auch Verbraucherinnen und Verbrauchern zur Verfügung - über Preisvergleichs-Apps wie "Clever Tanken", "mehr-tanken" oder "ADAC Spritpreise".

Spritpreise: Ist "Dynamisches Pricing" überhaupt legal?

Viele Betreiber verfahren nach dem Prinzip des "dynamischen Pricings", also auf der Grundlage von automatischen Preisalgorithmen, die Nachfrage, Uhrzeit, Wetter, Verkehrsdichte und das Verhalten der Konkurrenz berücksichtigen. Große Mineralölkonzerne setzen die Leitpreise, kleinere Anbieter ziehen nach. Dadurch entstehen typische Preismuster, die weniger durch Rohölpreise als durch Marktstrategien getrieben sind. Da der Kraftstoffpreis im freien Wettbewerb entsteht, können ihn die Tankstellen theoretisch minütlich ändern.

In Österreich ist das anders. Als Reaktion auf die häufigen Preisänderungen wurde im Jahr 2011 die Spritpreisverordnung eingeführt. Seither dürfen die Spritpreise nur noch einmal am Tag um 12 Uhr erhöht werden. Der ADAC sieht die Regelung jedoch kritisch. Es bestehe die Gefahr, dass die Preise von vornherein viel höher angesetzt würden, so der Automobilclub.

Wie setzt sich der Benzinpreis zusammen?

Ein Großteil des Preises an der Zapfsäule entfällt nämlich auf Steuern und Abgaben: Beim Benzin sind das rund 65,45 Cent Energiesteuer pro Liter, beim Diesel 47,07 Cent – hinzukommt die Mehrwertsteuer. Insgesamt machen Steuern etwa 60 Prozent des Literpreises aus. Nur etwa ein Drittel entfällt auf Einkauf, Verarbeitung, Transport und die Marge der Konzerne. Der Betreiber erhält in der Regel eine feste Provision je Liter verkauftem Kraftstoff, unabhängig vom aktuellen Endpreis. Diese liegt meist nur bei einem bis drei Cent pro Liter. Die Tankstellenbetreiber erzielen den Großteil ihres Gewinns mit Snacks, Getränken, Tabak oder den Waschanlagen. Hier sind die Margen deutlich höher.

Spritpreise steigen langfristig stärker als Lebenshaltungskosten

Die täglichen Schwankungen an der Zapfsäule haben wenig mit den aktuellen Rohölkursen zu tun. Langfristige Veränderungen hängen aber maßgeblich von politischen Entscheidungen und internationalen Märkten ab. Der Rohölpreis, geopolitische Krisen, die Förderpolitik der OPEC oder CO₂-Preisaufschläge in Deutschland beeinflussen den Basispreis. Auch Wechselkursschwankungen zwischen Euro und Dollar wirken sich auf den Importpreis von Rohöl aus.

Vergleicht man den Benzinpreis mit der Inflation, fällt auf, dass der Anstieg beim Sprit über die vergangenen Jahrzehnte deutlich stärker war als der allgemeine Preisanstieg. Eine Auswertung der Daten von ADAC und Statistischem Bundesamt zeigt, dass der Benzinpreis seit der Jahrtausendwende bis ins erste Halbjahr 2025 um etwa 120 Prozent gestiegen ist, während die Inflation insgesamt bei gerade einmal der Hälfte lag. Blickt man weiter zurück und betrachtet die vergangenen 50 Jahre, ergibt sich dasselbe Bild. Mitte der 1970er Jahre kostete ein Liter Benzin von DM umgerechnet durchschnittlich 30 Cent, heute ist er rund sechsmal so teuer. Die Inflation ist im selben Zeitraum "nur" um bis zu 400 Prozent gestiegen.

Im Video: Spritpreise – Tanken nach Tageszeit

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