Schlepper helfen einem Containerschiff, das sich auf das Anlegen in einem Containerterminal vorbereitet (Symbolbild)
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Aaron Favila
Audiobeitrag

Schlepper helfen einem Containerschiff, das sich auf das Anlegen in einem Containerterminal vorbereitet (Symbolbild)

Audiobeitrag
> Wirtschaft >

Mehr Freihandel: Das sind die Alternativen zu den USA

Mehr Freihandel: Das sind die Alternativen zu den USA

Der Handelsstreit mit den USA zwingt Deutschland dazu, neue Handelspartner zu suchen. Vielversprechend sind Länder wie China, Kanada, Mexiko und die Mercosur-Staaten. Die EU könnte Milliarden an Zöllen sparen. Welche weiteren Chancen bieten sich?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Initiativen für neue oder vertiefte Wirtschaftsbeziehungen gehen vor allem von der Europäischen Union aus. Sogar mit China kann sich etwa der Präsident der EU-Handelskammer in Peking, der Däne Jens Eskelund, ein engeres und besseres Verhältnis vorstellen.

EU will Handel mit China stärken

Im Gegensatz zu US-Präsident Donald Trump würde man mit der Regierung in Peking keine Überraschungen erleben, so Eskelund. Zuverlässig, stabil und berechenbar, so sieht er die Volksrepublik – zumindest in Wirtschaftsfragen. 1.700 europäische Unternehmen landesweit vertritt die EU-Handelskammer in Peking. VW und BASF führen die Liste an - zusammen mit dem Siemens-Konzern, der seit 1872 in China aktiv ist, gefolgt von zahlreichen mittelständischen Unternehmen, gerade auch aus Bayern.

Special Relation: Bayern und China

Die bayerische Staatsregierung pflegt wiederum besondere Beziehungen mit den chinesischen Regionen um Shandong und Guangdong. Die Repräsentanzen des Freistaats dort unterstützen insbesondere bayerische Unternehmen als Ansprechpartner in China.

Doch an China gibt es Kritik in Sachen Menschenrechte, Datenschutz, Industriespionage und unfairen Wettbewerbsbedingungen bis hin zu Hackerangriffen sowie der Militärhilfe für Russland. So hat Peking in den vergangenen zehn Jahren laut EU-Handelskammer eine rücksichtslose "Made in China 2025"-Politik betrieben, mit dem Ziel, sich zunächst unabhängig zu machen und danach den Welthandel zu dominieren. Im drohenden Handelskrieg mit den USA könnte China nun bereit sein, anderen Ländern vorteilhaftere Beziehungen anzubieten. Doch für viele Unternehmen könnte Indien inzwischen interessanter sein als China.

Indien mit ähnlich großem Wirtschaftspotenzial wie zuvor China?

In Indien wächst die Wirtschaft bereits stärker als in China, wenn auch auf niedrigerem Niveau (im vergangenen Jahr 6,5 Prozent) - und vor allem die Bevölkerung. Die war in China 2023 erstmals rückläufig, sodass Indien das bevölkerungsreichste Land der Welt wurde.

So baut Siemens in Bangalore einen Campus für Medizintechnik mit 5.000 Arbeitsplätzen. Und im umliegenden Bundesstaat Karnataka gibt es 300 Joint Ventures mit bayerischen Unternehmen, von denen 1.500 hier bereits Wirtschaftsbeziehungen pflegen. Darauf hat Staatskanzleichef Florian Herrmann bei seinem Indien-Besuch hingewiesen.

Ein Freihandelsabkommen der EU mit Indien soll diese Entwicklung beschleunigen und vertiefen. Darüber sprach Bayerns Ministerpräsident Markus Söder mit der indischen Regierung in Delhi.

Freihandelsabkommen auch mit Kanada

Was Freihandel bewirken kann, zeigt das umfassende CETA-Abkommen mit Kanada von 2017. Seitdem ist der Warenverkehr zwischen Deutschland und Kanada um 44 Prozent gestiegen. Wobei CETA noch nicht vollständig in allen EU-Staaten (Deutschland unterschrieb erst 2022) ratifiziert ist.

Seit dem aktuellen Zoll-Streit mit Trump will Kanada die Wirtschaftsbeziehungen mit Europa noch stärker ausbauen. Mit dem anderen US-Nachbarstaat Mexiko hat die EU bereits ein neues Abkommen ausgehandelt, das ähnliche Ziele vorsieht. Dafür besteht zumindest ein Rahmenvertrag, der den Markt in Mexiko auch für europäische Agrargüter und Lebensmittel wie Wein weiter öffnen soll.

Mehr Handel mit Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay

Das Mercosur-Abkommen von Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay ist mit der EU nach 20 Jahren endlich verhandelt und soll 2026 in Kraft treten. Frankreich, Polen und jetzt auch Italien sind dagegen, könnten aber noch überstimmt werden. Bedenken gibt es gegen Agrarimporte aus Südamerika - etwa von Rindfleisch, Geflügel oder Zucker. Die Teilöffnung des EU-Agrarmarkts würde im Gegenzug die Zölle um 91 Prozent senken.

Daneben hat die EU mit Malaysia ebenfalls ein Abkommen erzielt und steht mit weiteren Staaten in Verhandlungen für mehr Freihandel.

Dieser Artikel ist erstmals am 21. April 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!