Symboldbild: Eine Frau steht in einer großen Lagerhalle und sortiert Ware aus einem großen Karton.
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Frauen in Teilzeit sind weniger häufig im Mindestlohnbereich angesiedelt, als Männer in Teilzeit.
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Frauen in Teilzeit sind weniger häufig im Mindestlohnbereich angesiedelt, als Männer in Teilzeit.

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Mehr Mindestlohn: Frauen und Männer profitieren unterschiedlich

Mehr Mindestlohn: Frauen und Männer profitieren unterschiedlich

Nächstes Jahr steigt der Mindestlohn auf 13,90 Euro. Vom höheren Stundenlohn profitieren mehr Frauen als Männer. Aber: Bei Teilzeitstellen können sich im Geschlechtervergleich anteilig mehr Männer freuen. Woran liegt das?

Nach wie vor gibt es in Deutschland große Unterschiede beim Beschäftigungsverhältnis von Männern und Frauen. Eine Datenauswertung des Forschungsinstituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) (externer Link) zeigt, dass im Jahr 2025 erstmals mehr Frauen in Teilzeit als in Vollzeit arbeiten. Drei Viertel aller erwerbstätigen Männer arbeiten hingegen in Vollzeit.

"Grundsätzlich ist es eine anerkannte Erkenntnis aus der Wissenschaft, dass Personen in Teilzeit niedrigere Stundenlöhne haben als in Vollzeit, weil sie nicht so stark im Betrieb präsent sind und seltener aufsteigen", erläutert Martin Popp, Leiter der Arbeitsgruppe Mindestlohn des IAB.

Datenanalyse: Mindestlohnerhöhung betrifft Männer in Teilzeit häufiger

Man könnte meinen, dass Frauen deshalb häufiger von der kommenden Mindestlohnerhöhung profitieren. Aber: Die Zahlen zeigen etwas anderes. Denn obwohl Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten als in Vollzeit, sind es bei den Teilzeitbeschäftigten vor allem Männer, denen ein höherer Mindestlohn zugutekommt.

Auf BR24-Anfrage hat das IAB bisher unveröffentlichte Daten zur Verfügung gestellt, die das Geschlechterverhältnis nach Beschäftigungsart aufzeigen. Auf Grundlage einer Verdiensterhebung (externer Link) des Statistischen Bundesamtes vom April 2024 haben sie untersucht, wer von der kommenden Mindestlohnerhöhung betroffen sein wird. Das IAB geht dabei von einem jährlichen Lohnwachstum von drei Prozent aus.

"Teilzeit bedeutet bei Männern und Frauen etwas ganz Unterschiedliches", erklärt Katja Möhring, Soziologie-Professorin der Universität Bamberg. Für Frauen sei es eine gewöhnliche Form der Erwerbstätigkeit, für Männer eine Ausnahme. "Das heißt, für die wenigen Männer, die in Teilzeit arbeiten, ist das eine besondere und eher prekäre Situation."

Männer in Teilzeit eher in prekären Verhältnissen

Konkret lasse sich das etwa an der Altersverteilung bei Männern in Teilzeit nachvollziehen, sagt Möhring. "Wenn Männer in Teilzeit arbeiten, dann ist das entweder ganz am Anfang der Karriere oder es sind Männer, die nach der Regelaltersgrenze arbeiten, was auch ein Hinweis darauf sein kann, dass da versucht wird, eine niedrige Rente auszugleichen."

Auch Martin Popp vom IAB teilt diese Annahme: Man gehe davon aus, dass Männer Vollzeit arbeiten wollen, es aber nicht können – zum Beispiel, weil sie wegen mangelnder Qualifikation keine Vollzeitbeschäftigung finden oder aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen nicht in der Lage sind, länger zu arbeiten.

Bei Frauen ist Teilzeit häufiger auch für Gutverdienende eine Option

Bei Frauen sei es hingegen so, dass sie in ihren mittleren Lebensjahren in Teilzeit arbeiten, sagt Möhring, die zu Familie und Arbeit forscht. "Frauen nutzen Teilzeit für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das ist ein ganz typisches Muster. Wir sehen, dass Mütter mit der Geburt des ersten Kindes in Teilzeit wechseln und häufig nicht zurückkommen."

Lässt sich also sagen, dass Frauen tendenziell freiwillig in Teilzeit arbeiten, während Männer aus einer Not heraus Teilzeitstellen annehmen? "Das ist zu hinterfragen", sagt Möhring. "Natürlich ist es eine freiwillige Entscheidung, in Teilzeit zu arbeiten, aber es ist natürlich auch dadurch bedingt, dass zum Beispiel die Infrastruktur für Kinderbetreuung nicht so vorhanden ist, wie Eltern sich das vielleicht wünschen."

Die gute Nachricht: "Wenn man nur auf den Niedriglohneinkommensbereich schaut, dann zeigen Studien, dass die Einführung des Mindestlohns die geschlechtsspezifische Lohnlücke stark reduziert hat", sagt Martin Popp vom IAB.

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