Die Mindestlohnkommission der Bundesregierung hat für die kommenden Jahre einen stufenweisen Anstieg des Mindestlohns empfohlen. Eine exklusive Datenabfrage des MDR beim Statistischen Bundesamt hat ergeben: Bis zu 14,6 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Bayern könnten von der Erhöhung 2026 betroffen sein. Im Durchschnitt sind es voraussichtlich sogar 16,8 Prozent. Insbesondere Menschen, die im Gastgewerbe arbeiten, profitieren.
Grafik: Auf diese Branchen wirkt sich die Mindestlohnerhöhung stark aus
Deutlich über die Hälfte, knapp 56 Prozent, der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im deutschen Gastgewerbe könnten 2026 von der Mindestlohnerhöhung profitieren. In diesem Bereich ist der Anteil am höchsten – gefolgt von den Branchen "Land- und Forstwirtschaft, Fischerei" mit 43,2 Prozent sowie "Kunst, Unterhaltung und Erholung" mit 39,9 Prozent.
155.000 bayerische Arbeitnehmer im Gastgewerbe könnten profitieren
Auch in Bayern ist das Gastgewerbe besonders betroffen: Dort verdienen knapp 47,2 Prozent der Beschäftigten – rund 155.000 Menschen – aktuell weniger als den geplanten Mindestlohn von 13,90 Euro pro Stunde. An zweiter Stelle lag der Bereich "Kunst, Unterhaltung und Erholung" mit 36,8 Prozent unterhalb dieser Grenze. Wie viele Menschen in Bayern in der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei von der Erhöhung profitieren, konnte das Statistische Bundesamt nicht mitteilen, da die erhobenen Werte kein genaues Ergebnis zuließen.
Eine Erklärung, warum in Bayern weniger Menschen einen Stundenlohn unter 13,90 Euro verdienen, ist das allgemein höhere Lohnniveau im Freistaat. Das sagt aber nichts über die tatsächliche Kaufkraft aus, denn höhere Löhne hängen meist mit höheren Lebenshaltungskosten zusammen.
Seit Anfang des Jahres liegt der gesetzliche Mindestlohn bei 12,82 Euro brutto. Die Mindestlohnkommission der Bundesregierung, die aus Vertretern von Gewerkschaften und Arbeitgebern besteht, hat weitere Erhöhungen beschlossen. Im kommenden Jahr soll der Mindestlohn zunächst auf 13,90 Euro steigen, 2027 auf 14,60 Euro.
Grafik: So hat sich der Mindestlohn entwickelt
Besonders viele Arbeitnehmer in den neuen Bundesländern betroffen
Die Daten des Statistischen Bundesamts, die auf einer Schätzung auf Grundlage einer Erhebung im April 2024 beruhen, zeigen, dass 6,6 Millionen Beschäftigte in Deutschland weniger als 13,90 Euro brutto die Stunde verdienten. Wobei es bundesweite Unterschiede gibt. In den neuen Bundesländern profitieren aller Voraussicht nach im Schnitt die meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von der Erhöhung des Mindestlohns 2026 – dort sind mit 20,1 Prozent überdurchschnittlich viele Menschen betroffen.
Grafik: So unterschiedlich trifft die Mindestlohnerhöhung die Bundesländer
Auf Grundlage der Daten hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) einen Bericht veröffentlicht. Die Autorinnen und Autoren der Studie gehen davon aus, dass es zu zwischenzeitlichen Lohnanpassungen kommt. Sie rechnen mit einem hypothetischen jährlichen Lohnwachstum von drei Prozent. Unter dieser Voraussetzung wäre 2026 noch immer jeder zehnte Job in Deutschland von der Mindestlohnerhöhung betroffen.
IAB: Vor allem Minijobber könnten profitieren
Außerdem würden branchenübergreifend geringfügig entlohnte Jobs – sogenannte "Minijobs" – wesentlich stärker von der Erhöhung betroffen sein als sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse. Von den Menschen, die in "Minijobs" tätig sind, könnten fast 40 Prozent profitieren. Zum Vergleich: Bei den sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjobs wären es etwa drei Prozent und bei den sozialversicherungspflichtigen Teilzeitjobs nur rund neun Prozent.
Zudem weisen Autorinnen und Autoren der Studie darauf hin, dass die Mindestlohnerhöhung häufiger Neueinsteiger oder Berufsanfänger betrifft. Die Erklärung: Löhne steigen üblicherweise mit längerer Betriebszugehörigkeit.
Fazit:
- Mehr als die Hälfte der im Gastgewerbe tätigen Menschen könnten von der Mindestlohnerhöhung 2026 profitieren.
- Deutschlandweit könnten bis zu 16,8 Prozent aller Beschäftigten von der Mindestlohnerhöhung 2026 betroffen sein.
- Gemessen am Anteil der Beschäftigten haben alle neuen Bundesländer überdurchschnittlich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die weniger als 13,90 Euro die Stunde verdienen.
Im Audio: Böckler-Stiftung zu Mindestlohn und Bürgergeld
2025 beträgt der Mindestlohn in Deutschland 12,82 Euro
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