Um die Regeln für Handgepäck gibt es immer wieder Diskussionen
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Streit ums Handgepäck – Ryanair sucht gezielt nach "Sündern"

Streit ums Handgepäck – Ryanair sucht gezielt nach "Sündern"

Zur Feriensaison wird es wieder voll in vielen Flugzeugen. Just in dieser Zeit ist eine Debatte um das Handgepäck aufgeflammt. Für Aufsehen sorgen Pläne von Ryanair. Der Billigflieger will strenger gegen "Handgepäcksünder" vorgehen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Bordtoiletten gegen Gebühr, Stehplätze im Flugzeug etc.: Michael O´Leary, der Chef von Ryanair, hatte in der Vergangenheit schon viele Ideen, wie er Zusatzeinnahmen für den irischen Billigflieger generieren könnte. Jetzt geht es um das Handgepäck. Genauer gesagt: Um Passagiere, die sich nicht an die strengen Regeln des irischen Billigfliegers halten. Denn bei Ryanair sind im Standardtarif nur kleine Taschen kostenlos, die unter den Vordersitz passen. Handelsübliche Bordtrolleys kosten dagegen Aufpreis.

Ryanair: "Kopfgeld" für erfolgreiche Handgepäckjäger

Schon jetzt motiviert O'Leary seine Belegschaft mit Prämien, Handgepäcksünder aufzuspüren, also Menschen, die zu große Gepäckstücke mitbringen. Dafür gibt es eine Art "Kopfgeld", nämlich pro ertapptem Reisenden 1,50 Euro. Dieser Bonus soll nun steigen, erklärte der Ryanair-Chef im irischen Fernsehen. Verbraucherschützer kritisieren diese Haltung und wollen dagegen vorgehen. Der europäische Verbraucherschutz-Verband Beuc hat bei der EU-Kommission Beschwerde gegen sieben europäische Billigflieger eingereicht, wegen ihrer restriktiven Handgepäckregeln. Auch Spaniens Regierung war vor einigen Monaten gegen die Handgepäckregeln einiger Fluggesellschaften vorgegangen und hatte Strafen verhängt. Ryanair sollte 107 Millionen Euro zahlen.

Handgepäck: Keine klaren Vorgaben auf europäischer Ebene

Grundsätzlich gilt in der EU: Flugreisende dürfen kostenloses Handgepäck mitnehmen. Die Frage und ein Dauerstreitpunkt sind allerdings, wie viel. Der Europäische Gerichtshof hatte im Jahr 2014 entschieden, dass Reisende auch im billigsten Tarif grundsätzlich Handgepäck ohne Preisaufschlag mitnehmen dürfen. Allerdings vermieden es die Richter damals, präzise Größen-Vorgaben zu machen. Solche Vorgaben könnten jetzt mit elfjähriger Verspätung kommen. Der Verkehrsausschuss des EU-Parlaments hat sich für die kostenlose Mitnahme eines kleinen Koffers und einer weiteren Tasche ausgesprochen, was wiederum von der Airline-Lobby kritisiert wird. Eine Entscheidung auf EU-Ebene wird frühestens zum Jahreswechsel erwartet.

Billigflieger leben von Zusatzeinnahmen

Im Geschäftsmodell von Billigfliegern wie Ryanair, Wizz Air oder Easyjet spielen Zusatzgebühren eine wichtige Rolle. So bieten die Airlines ihre Flüge oft sehr günstig an. Allerdings gelten die angezeigten Preise zumeist nur für den reinen Transport des Passagiers. Deswegen werden solche Anbieter im englischen Sprachraum oft "No-Frills-Airlines" genannt, was man mit "Kein-Schnickschnack-Anbieter" übersetzen könnte.

Jede Zusatzleistung, die über den reinen Flug hinausgeht, muss extra bezahlt werden, etwa Getränke oder Verpflegung an Bord. Gebühren können zum Beispiel fällig werden, wenn man persönlich am Flughafen eincheckt, einen Sitzplatz reserviert, Koffer aufgeben oder eben größeres Handgepäck mitnehmen möchte. Für die Airlines geht es dabei um viel Geld. So schätzt die italienische Zeitung Corriere della Sera, dass allein Ryanair pro Jahr 3,5 Milliarden Euro an Gepäckgebühren erwirtschaftet.

Airlines argumentieren mit flexiblen Angeboten

An der bisherigen Regel festhalten will der Airline-Verband A4E. Dort argumentiert man mit der Wahlfreiheit der Passagiere. Es gebe in Europa Millionen von Reisenden, die sich bewusst für den billigsten Tarif entscheiden. Sie dürfe man nicht zwingen, für etwas zu bezahlen, das sie gar nicht bräuchten. Ähnlich sieht man es beim deutschen Bundesverband der Luftverkehrswirtschaft BDL. Einheitliche Vorgaben bedeuten demnach weniger Wahlmöglichkeiten für die Kunden. Zudem sei es problematisch, wenn die Politik zum Beispiel einheitliche Regeln für die erlaubten Gepäck-Abmessungen festsetze. So gebe es ja unterschiedliche Flugzeugtypen mit unterschiedlich großen Handgepäckfächern.

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