Zum Stichtag Mitte Juli waren in Bayern 312.024 Menschen ohne Arbeit, das sind 32.768 mehr als im Juni. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Prozentpunkte und liegt aktuell bei 4,0 Prozent. Das teilt die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit in ihrem aktuellen Monatsbericht mit. Der Anstieg ist saisonüblich und zum größten Teil auf Personen unter 25 Jahren zurückzuführen. Viele junge Menschen melden sich im Juli nach Abschluss von Schule, Ausbildung oder Studium vorübergehend arbeitslos.
Starker Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich
Vergleicht man die Zahlen mit dem Juli vor einem Jahr, ist der Anstieg allerdings deutlich höher und zeigt die aktuellen Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Aktuell sind 11,7 Prozent mehr Menschen arbeitslos als vor einem Jahr. Es handelt sich nach Auskunft der bayerischen Regionaldirektion der BA um die höchste Arbeitslosenzahl in einem Juli seit 18 Jahren. Gründe sind die weiterhin schwache Konjunktur und der Transformationsprozess in der Industrie.
Auch die Kurzarbeit ist im Jahresvergleich stark gestiegen
Für Menschen, die bereits arbeitslos sind, ist es im Moment besonders schwer, wieder in Arbeit zu kommen. Auf dem bayerischen Arbeitsmarkt gibt es kaum Bewegung, die Nachfrage nach Arbeitskräften geht in fast allen Branchen zurück. Für diejenigen, die noch in Arbeit sind, sieht es besser aus, denn viele Unternehmen setzen auf Kurzarbeit. Im April – das sind die neuesten verfügbaren Zahlen – waren in Bayern gut 52.000 Menschen in Kurzarbeit. Das sind 54 Prozent mehr als vor einem Jahr. Für den Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, Markus Schmitz, ist dies einerseits "besorgniserregend". Es stimme ihn aber auch hoffnungsvoll, so Schmitz, da es zeige, dass die Unternehmen ihr Personal halten wollen, weil sie damit rechneten, dass es bald wieder aufwärts gehe.
Zollabkommen mit den USA gefährdet Jobs in Bayern
Vor einigen Tagen hat dieser Hoffnungsschimmer aber einen Dämpfer erhalten durch das Zollabkommen der EU mit den USA. Arbeitsmarktexperte Schmitz rechnet damit, dass durch die Zölle in Höhe von 15 Prozent etwa 10.000 Arbeitsplätze in Bayern in Gefahr sind. Betroffen sind seinen Worten zufolge vor allem der Maschinenbau und die Automobil- sowie die Zulieferindustrie.
Schwäbische Unternehmen haben "Erfindergeist"
Im Vergleich der Regierungsbezirke ist Schwaben erneut Spitzenreiter mit einer Arbeitslosenquote von 3,6 Prozent. In Schwaben gebe es keine Hauptbranche und damit auch kein "Klumpenrisiko", sagt der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, Schmitz. Der Branchenmix mache Schwaben weniger anfällig in der momentanen konjunkturellen Schwäche. Außerdem, so Schmitz weiter, seien in Schwaben viele Unternehmen aus Zukunftsbranchen wie Robotik oder Automatisierung angesiedelt. Schmitz lobt zudem den "Erfindergeist" der schwäbischen Mittelstandsunternehmen und Handwerksbetriebe.
20 Städte und Landkreise mit Arbeitslosenquote unter drei Prozent
Vergleicht man die Städte und Landkreise miteinander, weisen im Juli gleich vier Landkreise die geringste Quote auf – nämlich Bad Tölz-Wolfratshausen, Donau-Ries, Unterallgäu und Roth mit jeweils 2,4 Prozent. Knapp dahinter folgt der Landkreis Main-Spessart mit 2,5 Prozent. Die Landkreise Bamberg, Eichstätt und Günzburg haben eine Arbeitslosenquote von jeweils 2,6 Prozent. Insgesamt liegen 20 der 96 bayerischen Landkreise und kreisfreien Städte bei der Arbeitslosenquote unter drei Prozent. Nach der Definition der Arbeitsmarktexperten entspricht dies Vollbeschäftigung.
Aschaffenburg ist Schlusslicht, gefolgt von Nürnberg
Die bayernweit höchste Quote verzeichnet im Juli die Stadt Aschaffenburg mit 7,5 Prozent. Die Stadt sei "gebeutelt" durch die Probleme bei den Maschinenbauern und in der Automobil-Zulieferindustrie, so Schmitz. Auch die Rhein-Main-Gegend rund um Frankfurt, in die viele Aschaffenburger einpendeln, bringe im Moment keine Entlastung. "Aschaffenburg ist im Moment auf sich allein gestellt", sagt der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen. Gleich hinter der Stadt am Untermain folgt Nürnberg mit einer Arbeitslosenquote von 7,4 Prozent. Daneben weisen zwei weitere Städte eine Quote von über sieben Prozent auf, nämlich Hof (7,3 Prozent) und Coburg (7,2 Prozent).
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