Schweinfurts Stadtbild ist geprägt durch die ansässige Großindustrie.
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Schweinfurt will chinesischen E-Auto-Hersteller XPENG anlocken

Schweinfurt will chinesischen E-Auto-Hersteller XPENG anlocken

Der Schweinfurter Stadtrat will sich um die Ansiedlung eines chinesischen Elektroauto-Herstellers bemühen. Damit hofft Schweinfurts Oberbürgermeister auf neue Arbeitsplätze. In der Industriestadt stehen derzeit Hunderte Jobs vor dem Aus.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Seit Monaten kriselt es am Industriestandort Schweinfurt. Mehrere Unternehmen haben angekündigt, Stellen abzubauen. Allein bei dem Automobil-Zulieferer ZF drohen tausende Streichungen. Die Stadt Schweinfurt will dieser Entwicklung gegensteuern. Im Ferienausschuss hat der Stadtrat daher beschlossen, sich um die Ansiedlung des chinesischen Elektroauto-Herstellers XPENG zu bemühen. Der Beschluss erfolgte einstimmig.

Oberbürgermeister hofft auf neue Arbeitsplätze

"Wir können jedem Investor – vor allem auch für Produktion – eine Stadt bieten, die sehr industrieaffin ist, die über eine sehr gute Verkehrsinfrastruktur verfügt", sagte Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU). Aufgrund des Stellenabbaus in einigen Industrie-Unternehmen gebe es in Schweinfurt verfügbare Arbeitskräfte.

"Wir sind als Industriestandort darauf angewiesen, dass hier produziert wird, dass Menschen hier Arbeit finden und dass letztendlich auch Gewerbesteuer gezahlt wird – eine unserer Haupteinnahmequellen", sagt Oberbürgermeister Remelé. Diese Einnahmequelle sei zum Teil weggebrochen. Somit sei jeder Investor willkommen, der gute Arbeitsplätze schafft.

Oberbürgermeister Remelé kündigte im Interview mit BR24 an, dass die Stadt nun mit "Invest in Bavaria" in Kontakt treten werde, der Ansiedlungsagentur des Freistaats Bayern. Sie betreibt weltweit Standortmarketing für den Wirtschaftsstandort Bayern und betreut internationale Unternehmen, die sich in Bayern ansiedeln wollen. Man werde ermitteln, wie konkret die Ansiedlungspläne von XPENG sind und welchen Flächenbedarf das Unternehmen hat.

Antrag der Grünen ging Abstimmung voraus

Der Entscheidung ging ein Antrag des Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Schweinfurter Stadtrat, Holger Laschka, voraus. Darin hatte Laschka gefordert, dass die Stadt aktiv auf die Bayerische Staatsregierung zugehen soll, um Unterstützung zu erhalten. Laut Laschka wurde vergangene Woche bekannt, dass sich XPENG um einen Produktionsstandort in Europa bemühe.

Das Unternehmen zähle zu den jungen, aufstrebenden Automobilherstellern Chinas. Es sei eine strategische Partnerschaft mit Volkswagen eingegangen. Deshalb sei ein Produktionsstandort in Deutschland naheliegend. Gleichzeitig hat VW einen Sparkurs angekündigt. Der Wolfsburger Autobauer schließt nicht mehr aus, dass Standorte in Deutschland geschlossen werden.

Schweinfurt aber könne mit seinen vorhandenen Automobilzuliefer-Betrieben und dem Know-how der hiesigen Facharbeiter und Ingenieure ein attraktiver Standort für XPENG sein, so Laschka. Den aktuellen regionalen Strukturproblemen im industriellen Bereich könnte mit einer Ansiedelung von XPENG begegnet werden.

IG Metall befürchtet Stellenstreichungen bei ZF

Die IG Metall befürchtet, dass bei den Schweinfurter Großunternehmen langfristig viele Stellen gestrichen werden. Für den Automobil-Zulieferer ZF geht die Gewerkschaft bis Ende 2028 von zwischen 2.000 und 3.000 Arbeitsplätzen aus, die abgebaut werden sollen. ZF hatte bereits in der Vergangenheit angekündigt, bis zum Jahresende 380 befristete Arbeitsplätze nicht verlängern zu wollen.

Weniger Arbeitsplätze auch bei SKF

Beim Wälzlagerunternehmen SKF am Standort Schweinfurt ging der Betriebsratsvorsitzende Norbert Völkl im März davon aus, dass Ende 2025 etwa 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weniger beschäftigt sein werden, als noch vor etwa zwei Jahren. Das Unternehmen bestätigte im März auf Anfrage von BR24, dass der Personalstamm zuletzt noch bei rund 4.000 Mitarbeitern lag, im Augenblick bei rund 3.500 liegt und Ende 2025 voraussichtlich den Stand von rund 3.000 erreichen werde. Der Stellenabbau solle ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen.

Angespannte Lage auch bei Schaeffler und Bosch Rexroth

Und auch bei Schaeffler und bei Bosch Rexroth ist die Lage angespannt: Laut IG Metall soll die Arbeitszeit von rund 2.000 indirekt Beschäftigten bei Schaeffler am Standort Schweinfurt für ein Jahr auf 30 Stunden in der Woche absenken. Als Gründe nennt das Unternehmen die schwache Auftragslage im Industriegeschäft, insbesondere im Bereich der Windkraft.

Das Unternehmen Bosch Rexroth mit Sitz in Lohr am Main will nach Recherchen von BR24 an seinen Standorten Schweinfurt und Volkach bis Ende 2028 bis zu 240 Arbeitsplätze sozialverträglich abbauen.

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