Prof. Dr. Dagmar Schuller, CEO und Mitgründerin von audEERING
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KI-Unternehmerin Dagmar Schuller auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee.

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Spitzentreffen am Tegernsee: Europa digital abgehängt?

Spitzentreffen am Tegernsee: Europa digital abgehängt?

Es ist schon der 10. Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee, und wieder geht es um den Standort Deutschland, konkret: vor allem um die Zukunft der digitalen Technologien. Die Sorge wächst, dass Deutschland und Europa nicht mehr aufholen können.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Etwas ist anders als im vergangenen Jahr: Das Wetter ist wirklich frostig, genau wie die Konjunktur. Statt den Blick freizugeben auf die Alpengipfel im Süden, hängen die Wolken tief über dem Tegernsee und die Prominenz kämpft sich durch den Schneematsch. Wieder sind mehr als 1.000 Gäste gekommen, aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft.

Unter den prominenten Gästen: Eine IT-Expertin

Mit dabei ist Dagmar Schuller. Sie ist CEO und Mitgründerin von audEERING. Im Kern geht es um KI-gestützte Spracherkennung, vereinfacht gesagt: Algorithmen werden genutzt, um im Sprachsignal Muster und Marker zu erkennen. Dies lässt Rückschlüsse zu auf die Gesundheit der Person. Kein Wunder, dass viele Kunden aus der Gesundheitsbranche kommen. Schuller lehrt auch an der Hochschule Landshut, als Professorin für Wirtschaftsinformatik & Digital Entrepreneurship. Und sie engagiert sich ehrenamtlich für die IHK München und Oberbayern als Vizepräsidentin.

Akzeptanz neuer Technologien "positiver" im Ausland

Die IT-Expertin mit österreichischen Wurzeln musste mehr als einmal in ihrem Leben Neuland betreten, und sie hat sich "auch mal was getraut", wie sie lächelnd betont, als es darum ging, ein tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln, mit dem sich auch Geld verdienen lässt:

"Wir sind nicht in Deutschland zuerst gewesen, als es darum ging, Kunden zu gewinnen, Umsätze zu machen. Wir sind sehr stark in die USA gegangen, ins englischsprachige Europa und mittlerweile auch Asien, und ein ganz interessanter Markt für uns momentan ist auch Saudi-Arabien. Und hier ist einfach die Akzeptanz disruptiver Technologien, neuer Technologien, anders: positiver, chancenorientierter."

Innovationen kommen in Europa zu langsam – oder gar nicht

Und dann kommt das, was bei solchen Diskussionsrunden immer beklagt wird: Deutschland ist stark in der Grundlagenforschung, aber schwach in der Umsetzung. Um große Konzerne wie Siemens müsse sich niemand Sorgen machen. Aber was ist mit den anderen? Mit den kleinen und mittleren Unternehmen, den Start-ups?

Auf dem Weg bis zum marktfähigen Produkt geht häufig vieles schief, die Umsetzung gelingt nicht – oder zu spät. Deutschland und Europa drohen abgehängt zu werden bei den digitalen Technologien. Und die Regulierung, für die Brüssel zuständig ist, könnte Innovationen im schlimmsten Fall abwürgen.

Zukunftsindikator: Patente

Dabei gelten digitale Technologien als zentral für künftiges Wachstum, denn sie treiben die Transformation anderer Technologien voran und ermöglichen so neue Produkte und effizientere Prozesse. Ein wichtiger Zukunftsindikator sind deshalb Patente.

In der Regel liegen zwischen der Anmeldung und dem marktreifen Produkt zwischen drei und fünf Jahre. China ist in vielen Bereichen bereits deutlich digitaler als andere Staaten und hat die relevanten Patente dafür (z.B. für KI, Cloud Computing) in den letzten drei Jahren mehr als verdoppelt. Bei den Energiesystemen hat China die USA bereits überholt, und ist ebenfalls stark bei den Patentanmeldungen für Mobilitätslösungen.

Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) hat dazu eine Studie bei EconSight in Auftrag gegeben. Bertram Brossardt, der vbw-Hauptgeschäftsführer, zieht folgendes Fazit: "Auch wenn sich nur ein Teil der angemeldeten chinesischen Patente in zukünftige Produkte ummünzen lässt, wird es für Deutschland und Europa in den nächsten Jahren schwer, nicht den Anschluss zu verlieren. Gerade bei der Umsetzung von Erfindungen in Innovationen in unseren industriellen Stärkefeldern müssen wir den Aufholprozess beschleunigen."

Statt abwarten: Risiko!

Doch zurück zur Podiumsdiskussion, an der auch Andrea Alboni von Universal Robots teilnimmt. Der gebürtige Italiener lebt schon lange in München und hat ein Gespür für die Trends auf dem Automatisierungs- und Robotikmarkt. Deutschland, das sei immer "Maschinenbauland" gewesen. In Anspielung auf die starke Stellung der Unternehmen hierzulande im Maschinen- und Anlagenbau sagt er: "Deshalb muss alles perfekt sein." Ihm falle jetzt spontan gar keine italienische Übersetzung ein für das deutsche Wort "Prozess-Sicherheit". Aber bei einem sei er sich sicher, so Andrea Alboni: Wer Innovationen vorantreiben wolle, der müsse auch Risiken eingehen. Eines sei klar: "Abwarten bringt nichts."

Die Wolken über dem Tegernsee haben sich vorübergehend verzogen und geben kurz einen Zipfel Himmel frei. Vielleicht ein gutes Zeichen, um noch die eine oder andere neue Einsicht zu gewinnen hier auf Gut Kaltenbrunn.

Im Video: Ludwig-Erhard-Gipfel - Wie kann sich die deutsche Wirtschaft in politisch unsicheren Zeiten langfristig gut aufstellen?

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Wie kann sich die deutsche Wirtschaft in politisch unsicheren Zeiten langfristig gut aufstellen?

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