Bitcoin-Münze im Feuer
Bitcoin-Münze im Feuer
Bild
Bitcoin unter Druck
Bildrechte: picture alliance / Michael Bihlmayer
Schlagwörter
Bildrechte: picture alliance / Michael Bihlmayer
Audiobeitrag

Bitcoin unter Druck

Audiobeitrag
> Wirtschaft >

Talfahrt beim Bitcoin: Ist das der befürchtete Crash?

Talfahrt beim Bitcoin: Ist das der befürchtete Crash?

In nur einem Monat ist der Bitcoin von weit über 100.000 auf unter 80.000 Euro gefallen. Es droht - wie befürchtet - eine Art Bitcoin-Kartenhaus einzustürzen. Die Talfahrt hat mit US-Präsident Trump zu tun – und mit Steuerplänen in Deutschland.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Informationen am Morgen am .

Der große Bitcoin-Hype setzte mit der Wahl von US-Präsident Trump ein. Er hatte zuvor angekündigt, ein Krypto-Präsidenten zu werden. Eines seiner Versprechen: Die Regeln für den Handel mit Cyberwährungen sollten massiv gelockert werden. Außerdem sollten die USA eine Bitcoin-Reserve anlegen – ähnlich der Gold-Reserve für Krisenzeiten.

Von den Versprechen sei aber bislang wenig eingelöst worden, sagt Co-Pierre Georg, Direktor des Blockchain Centers an der Frankfurt School of Finance.

US-Krypto-Gesetz steckt fest

Zwar hat Trump den kryptofreundlichen Paul Atkins an die Spitze der Finanzaufsichtsbehörde SEC berufen. Aber der Clarity Act, ein Gesetz das den Handel mit Krypto erleichtern soll, steckt momentan noch im Senat fest. In Krypto-Portalen wird auch spekuliert [externer Link], dass der Text so gar nicht durchgeht, da aus der Banken-Branche viel Widerstand kommt. Was die große Bitcoin-Reserve angeht: Auch die lässt auf sich warten.

Trump hat auch persönlich enttäuscht

Außerdem drücken anrüchige Krypto-Geschäfte von Trump und seiner Entourage in der Kryptobranche auf die Stimmung. So gab der Präsident selbst einen Trump-Coin heraus. Wer gleich am Anfang von den Präsidenten-Münzen wusste und einstieg, konnte ordentlich Gewinn machen. Der Kurs schnellte in den ersten Tagen von 0 auf 60 Dollar hoch.

Wer danach kaufte, verlor kräftig. Denn der Kurs des Trump-Coins knickte schon nach kurzem schnell wieder ein. Und auch beim Bitcoin geht es seit mehreren Wochen abwärts.

Wie funktioniert ein Bitcoin-Kartenhaus?

Den wesentlichen Grund für den rapiden Kursverfall erkennt Co-Pierre Georg allerdings gar nicht bei Trump, sondern in einem Anlagemodell, das sogenannte Bitcoin Treasury Companies betreiben. Das sind Unternehmen, deren Geschäftsmodell darin besteht, möglichst viele Bitcoins zu horten. Schillerndstes Beispiel ist Strategy mit seinem CEO Michael Saylor.

Das Unternehmen verkaufte früher einmal Software. Doch irgendwann beschloss Saylor groß in Bitcoin zu investieren. Er nahm Kredite auf und steckte alles Geld in Bitcoin. Es war eine Wette auf einen immer weiter steigenden Kurs – angetrieben davon, dass man selbst so viele Bitcoins am Markt aufkauft. Das funktionierte, auch der Aktienkurs von Strategy stieg immer weiter. Die Kurs-Gewinne wurden ebenfalls in Krypto investiert. Und da Strategy so erfolgreich war, sind inzwischen viele andere Firmen den gleichen Weg gegangen. Laut Georg gibt es bereits rund 200 Unternehmen, die den Bitcoin-Markt leergefegt haben.

Was ist das Problem?

Aber das System kommt nun womöglich an seine Grenzen. Knackpunkt: Die Kredite für neue Bitcoin-Käufe werden teurer. Saylor musste angeblich in 2025 fast 700 Millionen Dollar an Zinsen zahlen. An den Märkten kursieren nun Gerüchte, dass Strategy deshalb Bitcoin verkauft [externer Link], auch wenn Saylor das bisher dementiert.

Wann käme der Crash?

Sollte Michael Saylor zugeben müssen, tatsächlich im großen Stil Bitcoin zu verkaufen, dann wäre der Imageverlust riesig. Es wäre eine Art Offenbarungseid und der Beleg dafür, dass dieses Schnellballsystem am Ende ist.

Die Kurs-Folgen lassen sich erahnen, wenn man sieht, wie groß der Einfluss der Bitcoin Treasury Companies am Markt ist. Allein Strategy besitzt weit über 600.000 Bitcoins im Wert von 54 Milliarden Dollar. Das sind rund drei Prozent des gesamten Bitcoin-Marktes. Und weil die Anleger diese Zahlen kennen, fangen viele an zu verkaufen.

Deutschland will Krypto strenger besteuern

Hierzulande könnte noch ein anderer Faktor die Euphorie aus dem Markt nehmen. Bislang läuft die Geld-Anlage in Bitcoin und andere Cybermünzen zum großen Teil am deutschen Fiskus vorbei. Wer Krypto-Währungen mindestens ein Jahr behält, kann den Gewinn steuerfrei einstreichen. Außerdem bekommen die Behörden auch von den eigentlich steuerpflichtigen Verkäufen oft nichts mit, wie Co-Pierre Georg weiß.

Deshalb gilt nun europaweit ab 2026: Krypto-Börsen müssen alle Transaktionen an die Steuerbehörden melden. Und in Deutschland werde es nicht mehr lange dauern, bis die Steuerfreiheit bei einem Jahr Haltedauer abgeschafft wird, sagt der Kryptofachmann. Er muss es wissen, denn er war selbst als Berater für dieses Thema im Bundestag.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!