Autowerkstatt (Archivbild)
Bildrechte: BR/Sylvia Bentele
Audiobeitrag

Autowerkstatt (Archivbild)

Audiobeitrag
> Wirtschaft >

Tarifrunde im Kfz-Handwerk startet: Was Kunden droht

Tarifrunde im Kfz-Handwerk startet: Was Kunden droht

Längere Wartezeiten in Werkstätten und mögliche Warnstreiks – das könnte Autobesitzer in Bayern in den kommenden Wochen beschäftigen. Heute startet die Tarifrunde im Kfz-Handwerk. Die IG Metall fordert 6,5 Prozent mehr Lohn.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Beim Auto steht jetzt der Wechsel vom Winter- zum Sommerreifen an. Wer nicht selbst montiert, muss mit längeren Wartezeiten in manchen Werkstätten rechnen. Heute startet die Tarifrunde im bayerischen Kfz-Handwerk.

Warnstreiks nicht ausgeschlossen

Mit Plakaten in der Hand und Trillerpfeifen im Mund wollen heute Beschäftigte in München vor der Kfz-Innung München-Oberbayern demonstrieren – in ihrer Freizeit. Die Friedenspflicht endet am 1. April. Dann könnte es zu Warnstreiks in den Betrieben kommen, warnt die IG Metall Bayern. Allerdings sind viele der kleinen Werkstätten nicht tarifgebunden. Oft orientieren sie sich aber an dem, was in puncto Bezahlung und Arbeitsbedingungen marktüblich ist. Darüber wird es ab heute am Verhandlungstisch gehen.

Höhere Einkommen zum Inflationsausgleich

Rund 120.000 Beschäftigte sorgen in den Kfz-Betrieben in Bayern dafür, dass ein defekter Auspuff repariert, dass ein brüchiger Keilriemen erneuert, die Batterie gewechselt, Ersatzteile bestellt und Rechnungen gestellt werden. Und dafür sollen sie besser entlohnt werden – meint die IG Metall. Sie fordert für Bayern wie in den anderen Tarifbezirken 6,5 Prozent höhere Einkommen und ein Plus für Auszubildende von 170 Euro im Monat – und das bei einer Laufzeit von einem Jahr.

Die dauerhaft hohen Preise müssten ausgeglichen werden. Außerdem sollten die Beschäftigten die Wahl haben, ob sie mehr Geld oder mehr Zeit wollen. Und wer auf Provision bezahlt wird, dem sollte ein Garantieeinkommen zustehen. Die Gewerkschaft beruft sich auf Umfragen in Betrieben. Dort klagten viele Beschäftigte über eine zu hohe Arbeitsbelastung. Die Geschäfte in den meisten Betrieben liefen gut, die Werkstätten seien gut ausgelastet. Kunden bekämen das durch oft lange Wartezeiten zu spüren.

Unsicherheit prägt Branchenlage

Dass es gerade nicht schlecht läuft, bestätigt auch das Kfz-Handwerk. Der Handel mit Gebrauchtwagen und das Reparaturgeschäft haben dem Kfz-Gewerbe in Deutschland im vergangenen Jahr einen gestiegenen Umsatz beschert. Der Zentralverband kommt auf ein Plus von 6,5 Prozent. Allerdings warnt der Verband in Bayern auf Nachfrage: Die wirtschaftlichen Herausforderungen seien hoch. Die Auslastung der Werkstätten stagniere. Sowohl bei Gebrauchtwagen als auch bei Neuwagen liege das Geschäft unter dem Vorjahresniveau.

Ein Problem vieler mittelständischer und familiengeführter Betriebe ist die Transformation. Noch verdienen sie zwar damit, dass viele den Kauf eines neuen Fahrzeuges hinauszögern und erst einmal abwarten, ob und wie E-Autos künftig gefördert werden. Wer seinen Verbrenner aber länger fährt, muss entsprechend mit mehr Reparaturen rechnen. Auf der anderen Seite müssen die Firmen und auch die Beschäftigten sich auf Fahrzeuge einstellen, in denen die Software das Auto in Gang bringt. Die Werkstatt muss umgerüstet, die Beschäftigten geschult werden. Zur Forderung der IG Metall will sich die Tarifgemeinschaft des bayerischen Kraftfahrzeuggewerbes vor dem ersten Treffen heute nicht äußern. In anderen Bezirken wurde noch kein Angebot präsentiert.

Fachkräfte weiter dringend gesucht

Fragt man Jugendliche nach ihrem Berufswunsch, so hat der Kfz-Mechatroniker im letzten Jahr allen anderen wieder den Rang abgelaufen - allerdings nur bei den Männern. Bei den Frauen taucht der Beruf unter den ersten zehn nicht als Wunsch auf. Mehr Mädchen für gewerblich-technische Berufe zu begeistern, gelang bisher zu wenig. Die Branche könnte die Frauen aber brauchen – nicht nur in der Verwaltung, sondern gerade auch in der Werkstatt.

Zwar gelang es vergangenes Jahr, die Zahl der Auszubildenden um gut sieben Prozent zu steigern. Doch das reicht nicht, um den Personalmangel zu beheben. Das auch ist für die IG Metall ein Grund, die Vergütung der Auszubildenden überproportional anzuheben. Die Branche muss attraktiv sein für den Nachwuchs. Das aber muss auch finanziert werden – rechnen die Arbeitgeber vor.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!