Die Kauflaune der Deutschen hat sich im Dezember zwar leicht verbessert, ist aber weit von einer Trendwende entfernt. Das geht aus der aktuellen Konsumklimastudie hervor, die der Nürnberger Marktforscher GfK in Zusammenarbeit mit dem Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) monatlich erstellt.
Wie aus den rund 2.000 Verbraucherinterviews, die für die Studie geführt wurden, hervorgeht, sind die Einkommenserwartungen und auch die Neigungen zu größeren Anschaffungen wieder etwas gestiegen. Gleichzeitig ist die Sparneigung etwas zurückgegangen. Allerdings kann diese leicht positive Entwicklung die zuvor erlittenen Einbußen nur teilweise kompensieren.
Alte Probleme und neue Angst um Arbeitsplätze
Konsumexperte Rolf Bürkl sieht daher bestenfalls eine stagnierende Entwicklung, die seit Mitte des Jahres anhält: "Eine nachhaltige Erholung des Konsumklimas ist nach wie vor nicht in Sicht, dafür ist die Verunsicherung der Konsumenten derzeit noch zu groß." Hauptursache seien die hohen Lebensmittel- und Energiepreise. Zudem würden in vielen Bereichen die Sorgen um die Sicherheit des Arbeitsplatzes größer, fasst Bürkl die aktuelle Entwicklung zusammen. Berichte über Stellenabbau und Werksschließungen, besonders in der Automobil- und Zulieferindustrie, würden auch anderen Branchen Sorgen bereiten.
Kein großes Vertrauen in die Konjunktur
Immerhin ist das Vertrauen in die Entwicklung der Konjunktur etwas stärker als in den Vormonaten: Nach vier Rückgängen in Folge legen die Konjunkturerwartungen leicht zu und befinden sich in etwa auf dem Vorjahresniveau. Damit ist eine nachhaltige konjunkturelle Erholung nach Einschätzung der Konsumenten aber nicht in Sicht. Diese Beurteilung entspricht auch den Prognosen der Wirtschaftsexperten, die die Wachstumsaussichten für 2025 inzwischen zurückgenommen haben und für 2024 von einer sogenannten roten Null ausgehen.
Zeit der hohen Tarifabschlüsse ist wohl vorbei
Auch die Einkommenserwartungen erholen sich im Dezember nur leicht und können den starken Einbruch des vergangenen Monats nicht wettmachen. Trotz des leichten Anstiegs ist das Niveau der Einkommensstimmung noch deutlich niedriger als im Sommer dieses Jahres. Nach unten revidierte Wachstumsprognosen sowie steigende Arbeitslosenzahlen verhindern derzeit eine deutliche Erholung der Einkommenserwartung. Zudem dürften die deutlichen realen Einkommenszuwächse, wie wir sie aus diesem Jahr kennen, im Jahr 2025 der Vergangenheit angehören, urteilen die Konsumforscher.
Kaum Impulse durch Weihnachtsgeschäft
Das Weihnachtsgeschäft wird wohl auch in diesem Jahr eher verhalten ausfallen. Zwar fehlt es noch an einer endgültigen Bilanz, nach ersten Angaben des Handels haben sich die Umsätze zur Adventszeit bislang aber in Grenzen gehalten. Immerhin gibt es Unterschiede: Während der Handel in der Bekleidungsbranche eher schleppend verläuft, sind Schmuck- und Buchhändler offenbar zufrieden. Insgesamt geht Konsumexperte Rolf Bürkl aber davon aus, dass der Handel zufrieden sein kann, wenn sich die Gesamtumsätze im Weihnachtsgeschäft ungefähr auf dem Niveau des vergangenen Jahres einpendeln werden.
Neuwahlen sind kein Faktor
Auch die Aussicht auf die anstehenden Neuwahlen zum Bundestag sorgen offenbar nicht für Optimismus. Denn momentan gibt es noch keinen beschlossenen Bundeshaushalt für das Jahr 2025. Möglicherweise werde dieser auch erst Mitte des neuen Jahres beschlossen, schätzt Konsumexperte Bürkl die Lage ein. Erst danach wüssten Bürgerinnen und Bürger, was an Be- und Entlastungen auf sie zukomme. So passt die Stimmung der Verbraucher zur politischen Situation: Im Augenblick herrscht Stillstand.
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