Schon seit Monaten kündigt Donald Trump lauthals an, was er alles erlassen und verändern möchte. "Zölle" seien sogar sein Lieblingswort, wie er verlautbaren ließ. Mit dem heutigen Amtsantritt als US-Präsident stellt sich für die stark exportorientierten bayerischen Unternehmen deshalb mehr denn je die Frage: Müssen sie jetzt bangen?
USA als wichtigster Markt für bayerische Unternehmen
"Für uns ist es superwichtig, in Amerika vor Ort zu sein", sagt Kevin Berghoff. In New York präsentiert der junge Unternehmer aus Bayern seine Firma Quantum Diamonds vor Interessenten und potenziellen Geldgebern. Im Münchner Werksviertel hat Berghoff das Unternehmen zusammen mit jungen Wissenschaftlern der Technischen Universität gegründet.
Die Anlagen von Quantum Diamonds können mit einem neuartigen Laserverfahren Halbleiter quasi durchstrahlen und Stromflüsse sichtbar machen, ohne das Material zu zerstören – eine Innovation, für die es einen riesigen potenziellen Markt gibt, gerade in den USA.
Standorte stehen mit Trump als Präsident plötzlich infrage
Fördermittel und Gründerhilfen gibt es diesseits und jenseits des Atlantiks. Für Berghoff und seine Mitgründer ist es eine schwierige Entscheidung, wo künftig Produktion und Firmensitz sein sollen: in Bayern oder in den USA? Mit der Amtseinführung von Trump könnte sich einiges ändern.
"Im besten Fall fährt man die Programme genauso weiter, wie sie jetzt aufgesetzt wurden von der letzten Regierung", erklärt der Unternehmer. Doch im schlechtesten Fall, so die Befürchtung, würden nur noch US-Firmen unterstützt. Für den Standort Bayern wäre es fatal, wenn Hightech-Unternehmen indirekt gezwungen wären, mit ihrer Produktion in die USA umzuziehen.
Das oberbayerische Mammendorfer Institut für Physik und Medizin hat deshalb für sich entscheiden, mehr Händler vor Ort zu finden und auch eine Teilfertigung der Produkte in den USA zu erreichen, um Zollschranken zu umgehen, wie Firmenchef Michael Rosenheimer berichtet.
Bayerische Wirtschaft: "Unberechenbarkeit ist Gift"
Mittel- oder langfristige Planungen sind für bayerische Unternehmen zurzeit kaum möglich. Dabei sind die USA mit einem Volumen von rund 29 Milliarden Euro das wichtigste Exportland Bayerns. Bei den Bayerischen Industrie- und Handelskammern (BIHK) blickt man mit gemischten Gefühlen nach Washington, wie Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl bestätigt: "Unberechenbarkeit ist ein Gift für die Wirtschaft – immer, ob das national oder international ist." Deshalb werde Trump erst einmal zu mehr Unsicherheit führen und Zurückhaltung führen.
Es könne aber auch sein, so Gößl, dass die nationale Wirtschaftspolitik von Trump in den USA zu mehr Wachstum führe. "Das könnte wiederum die Exporte aus Deutschland, aus Bayern sogar befördern." Im Moment gehe die Wirtschaft jedoch mehrheitlich davon aus, dass es eher schlechter werde "wegen der Unberechenbarkeit und der Unzuverlässigkeit von Donald Trump".
Sollte Trump seine Ankündigungen durchziehen und Generalzölle auf europäische und chinesische Produkt erlassen, gehen die BIHK-Experten von einem jährlichen Schaden für die deutsche Wirtschaft zwischen 30 und 50 Milliarden Euro aus. "Wir brauchen offene Märkte", sagt Gößl.
Schicksalstage für Firmen unter Trump
Unternehmen wie Quantum Diamonds müssen bald entscheiden, wie es weitergehen soll. "Bauen wir alles hier in Bayern auf oder gehen wir in die USA?", fragt sich Geschäftsführer Berghoff. Sollte aus der Politik das Signal kommen, dass eine Produktion vor Ort Voraussetzung für den Marktzugang sei, bliebe seinem Unternehmen wohl kaum eine Wahl. "Der Markt in den USA ist zu groß, als dass wir ihn einfach abschreiben können." Neue Arbeitsplätze entstünden dann auch in den USA und nicht in Bayern.
Egal ob Start-up oder alteingesessene Firma, es bleibt am Ende vor allem eine Perspektive: Auf die bayerisch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen dürften mit Trump frostigere Zeiten zukommen.
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