Afrikanischer Waldelefant. Diese Elefantenart ist in den vergangenen 30 Jahren um etwa 86 Prozent geschrumpft und wurde daher auf der Roten Liste jetzt höher eingestuft.
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Der Afrikanische Waldelefant ist akut vom Aussterben bedroht und steht ganz oben auf der internationalen Roten Liste der IUCN.

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Afrikanischer Waldelefant ist akut vom Aussterben bedroht

Afrikanischer Waldelefant ist akut vom Aussterben bedroht

In einem Zeitraum von 30 Jahren sind 86 Prozent der Waldelefanten ausgerottet worden. Daher wurden sie auf der Roten Liste in die oberste Kategorie hochgestuft. Neben dem Elfenbeinschmuggel gefährdet auch die Corona-Pandemie die Tiere.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Wie viele Waldelefanten wirklich noch in den tropischen Wäldern West- und Zentralafrikas unterwegs sind, lässt sich schwer sagen. Die letzte großangelegte Zählung beider Arten Afrikanischer Elefanten - Savannenelefant und Waldelefant - fand 2016 statt. Damals schätzte die Weltnaturschutzunion IUCN, die als Nicht-Regierungs-Organisation die internationale Rote Liste führt, die Zahl der Afrikanischen Elefanten auf etwa 415.000 Tiere auf dem gesamten Kontinent. Der Waldelefant macht davon vermutlich nur ein Viertel aus, genaue Zahlen liegen aber nicht vor. Es ist nicht so einfach, Wildtiere zu zählen, schon gar nicht, wenn sie verborgen in dichten Wäldern leben. Die Gesamtzahlen ergeben sich daher eher aus Hochrechnungen und Schätzungen, ausgehend von kleineren Zählungen. Die Tierschutzorganisation Future for Elephants geht davon aus, dass es nur noch etwa 350.000 Waldelefanten gibt. 1970 seien es noch etwa zwei Millionen gewesen.

Erschreckender Einbruch der Zahl an Elefanten

Vor etwa 50 Jahren zogen also noch mehr als dreimal so viele Waldelefanten durch Afrika wie heutzutage. Allein in den zehn Jahren zwischen den beiden letzten großen Zählungen - von 2006 und 2016 - schrumpfte der Bestand um rund zwanzig Prozent. Beide Arten des Afrikanischen Elefanten stehen schon lange als "gefährdet" auf der internationalen Roten Liste der IUCN. Doch weil die Bestände derart rapide zurück gehen, wurden beide Elefantenarten im März 2021 hochgestuft: Der größere und häufigere Savannen-Elefant (auch: Steppenelefant) gilt jetzt als "stark gefährdet", der kleinere Waldelefant ist jetzt akut "vom Aussterben bedroht", die höchste Stufe der Roten Liste.

86 Prozent der Waldelefanten in nur 30 Jahren verschwunden

Ein so hoher Verlust in so geringer Zeit ist sehr bedrohlich für die Art. Nicht nur, weil aktuell weniger Elefanten da sind, sondern auch, weil sie dadurch deutlich länger brauchen, um sich wieder zu vermehren: Die Generationsdauer der Waldelefanten - also die Zeitspanne, die zwischen zwei Generationen durchschnittlich vergeht - beträgt ebenfalls 30 Jahre. Eine Elefantenkuh gilt mit etwa 14 Jahren als ausgewachsen und bekommt dann etwa alle drei bis neun Jahre Nachwuchs - ein einziges Elefantenkalb. Es dauert also sehr lange, bis sich die Tiere vermehren und der Bestand wächst.

Waldelefant - kleine Herden, wenig verbreitet

Waldelefanten leben zudem in kleineren Familienverbänden als ihre großen Verwandten in der Savanne. Kleinere Familienverbände bedeuten aber auch eine größere Gefährdung. Dazu kommt, dass der Waldelefant von vorneherein nicht sonderlich weit verbreitet ist: Er kommt nur in den dichten Tropenwäldern in Zentral- und Westafrika vor. Doch die werden immer kleiner. Der Lebensraum des Waldelefanten ist heute um 75 Prozent kleiner, als er ursprünglich war, klagt die IUCN.

Größte Gefahr ist weiterhin der Elfenbeinhandel

Die großen Stoßzähne aus Elfenbein sind jedoch der Hauptgrund, warum die Zahl an Elefanten so dramatisch abnimmt. Waldelefanten sind dabei sogar noch stärker gefährdet, weil ihre Stoßzähne aus noch härterem Elfenbein bestehen, das besonders begehrt ist. Obwohl der Handel mit Elfenbein seit Langem verboten ist, blüht der Elfenbeinschmuggel. Rund 42,5 Tonnen illegal gehandeltes Elfenbein wurden 2019 weltweit beschlagnahmt. Das sind 30 Prozent mehr als im Jahr davor, gibt die Artenschutzorganisation Traffic an.

Dabei fehlen noch die Daten der Länder, die in den vorausgehenden Jahren gut ein Drittel aller Beschlagnahmungen meldeten. Naturschutzorganisationen fürchten daher, dass die Dunkelziffer neunmal höher sein könnte. Jahr für Jahr werden etwa 30.000 Elefanten nur wegen ihrer Stoßzähne abgeschlachtet, schätzen Experten. Und es sind längst nicht mehr arme Einwohner, die sich damit ein bisschen täglich Brot verdienen wollen: Der illegale Elfenbeinhandel ist in der Hand international organisierter, krimineller Banden und dient auch zur Finanzierung von Terrorgruppen wie der Boko Haram, betont Lee White, der Minister für Wasser und Wälder in Gabun.

"Jeden Tag erhalten wir neue Berichte über Wilderei. Die Wilderei boomt. (...) Wenn nicht bald etwas passiert, haben wir in höchstens zehn Jahren keine Waldelefanten mehr." Adams Cassinga, Leiter der Naturschutzorganisation Conserve Congo

Die Hauptabsatzmärkte für Elfenbein liegen jedoch in Asien. Und auch Deutschland ist in den Schmuggel von illegalem Elfenbein verwickelt: In Cottbus wurde Ende 2020 ein Schmuggler für den Handel mit 1,2 Tonnen Elfenbein zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Corona-Pandemie verhindert Naturschutz

Die andauernde Corona-Pandemie verschärft das Problem noch, nicht nur für Elefanten. Die IUCN meldete vor Kurzem, das etwa die Hälfte aller Naturschutzgebiete in Afrika ihren Kampf gegen Wilderei eingeschränkt oder gar ganz eingestellt haben, weil durch die Bekämpfung der Pandemie Geldmittel fehlen und auch die Gelder aus dem Tourismus wegbrechen.

Waldelefanten sind die Gärtner im Tropenwald

Waldelefanten haben wichtige Aufgaben im Ökosystem Tropenwald. Mit ihrem Dung geben sie vielen anderen Tierarten einen Lebensraum sowie Nahrung, verteilen Baum- und Strauchsamen, die sie nach dem Fressen ausscheiden, und düngen den Waldboden. Weil die Tiere wucherndes Gebüsch beseitigen, helfen sie Bäumen beim Wachsen. Ohne wucherndes Grün haben Bäume mehr Platz, bekommen mehr Licht und gelangen besser an Wasser. Das ist bedeutsam, denn je größer ein Baum ist, desto mehr Kohlendioxid kann er binden und Sauerstoff produzieren. Würden die Elefanten aussterben, hätte das fatale Auswirkungen auf die Stabilität des gesamten Ökosystems, sagt Heike Henderson, Vorstandsmitglied von Future for Elephants.

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