Diphtherie ist eine hochansteckende Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Corynebacterium diphtheriae bzw. das Gift Diphtherietoxin, das der Erreger bildet, verursacht wird. Das Robert Koch-Institut (RKI) warnt jetzt vor einem Ausbruch von Diphtherie "mit Corynebacterium diphtheriae vom Sequenztyp ST-574", wie es in seinem Epidemiologischen Bulletin vom 30. April (externer Link) schreibt.
Warum warnt das RKI vor einem Diphtherie-Ausbruch in Deutschland?
Anders als in den vergangenen Jahren sind laut RKI in Deutschland nicht mehr nur ausschließlich geflüchtete Personen von der Erkrankung betroffen, sondern auch andere sogenannte vulnerable Gruppen wie ältere, vorerkrankte und auch ungeimpfte Personen. Außerdem gebe es vermehrt Fälle der gefährlichen respiratorischen Diphtherie, die die Atemwege befällt.
Was ist Diphtherie?
Diphtherie kann schwere Atemprobleme sowie Herzschäden verursachen und im schlimmsten Fall zum Tod führen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird. Diphtherie befällt vor allem den Rachen, die Nase und manchmal auch die Haut. Charakteristisch für die Krankheit ist die Bildung eines grauen, zähen Belags im Rachenbereich, der die Atemwege blockieren kann. In schwerwiegenden Fällen können das Herz und das Nervensystem geschädigt werden.
Was sind die Symptome von Diphtherie?
Im Allgemeinen treten Symptome zwei bis fünf Tage nach der Ansteckung auf. Zu den häufigsten gehören:
- Halsschmerzen
- Fieber
- Schluckbeschwerden
- Schwellungen der Lymphknoten am Hals (auch als "Stiernacken" bekannt)
- ein grauer Belag im Rachen oder in den Mandeln
- Heiserkeit oder Atemnot
In schweren Fällen kann das Diphtherietoxin den Herzmuskel und die Nerven angreifen, was zu Herzrhythmusstörungen oder Lähmungen führen kann.
Wie wird Diphtherie übertragen?
Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion, etwa beim Husten oder Niesen einer infizierten Person. Auch direkter Kontakt mit kontaminierten Gegenständen oder infizierten Hautläsionen kann die Krankheit verbreiten.
Wie wird Diphtherie behandelt?
Die Behandlung muss so schnell wie möglich erfolgen, um schwere Komplikationen zu vermeiden. In der Regel wird eine Kombination aus einem Diphtherie-Antitoxin und Antibiotika wie Penicillin oder Erythromycin verabreicht. Das Antitoxin neutralisiert die von den Bakterien produzierten Giftstoffe, während die Antibiotika die Bakterien selbst abtöten.
Wichtig ist auch, dass betroffene Patienten isoliert werden, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Zudem sollten Personen, die engen Kontakt zu den Infizierten hatten, präventiv behandelt und geimpft werden, falls dies nicht schon geschehen ist.
Wie kann man sich vor Diphtherie schützen?
Die wichtigste Maßnahme zur Prävention ist die Impfung (externer Link). Die Diphtherie-Impfung wird in der Regel im Kindesalter verabreicht und erfolgt in mehreren Dosen. Sie ist Bestandteil der Kombinationsimpfungen, die auch gegen Tetanus, Keuchhusten (Pertussis) und andere Krankheiten schützen. Auffrischungsimpfungen sind im Erwachsenenalter alle fünf bis zehn Jahre empfohlen, da der Impfschutz mit der Zeit nachlässt.
Impfprogramme und präventive Maßnahmen sind entscheidend dafür, Ausbrüche von Diphtherie zu verhindern. Auch während Reisen in Regionen, in denen Diphtherie noch weit verbreitet ist wie etwa in vielen Ländern Afrikas, Asiens, des Südpazifiks und Osteuropas, sollte der Impfschutz überprüft und gegebenenfalls aufgefrischt werden.
Wie gefährlich ist Diphtherie heute?
In vielen Ländern ist dank der hohen Impfquote Diphtherie selten geworden. Ohne Behandlung verläuft die Krankheit allerdings in bis zu zehn Prozent der Fälle tödlich. Gefährlich ist die Erkrankung insbesondere für Kinder unter fünf Jahren und für ältere sowie vorerkrankte oder immungeschwächte Menschen.
Wie verbreitet ist Diphtherie in Deutschland?
Von seinem ersten Auftreten im Jahr 2022 bis zum 28. April 2025 gab es laut RKI in Deutschland 126 Infektionen mit Diphtherie vom Sequenztyp ST-574, der für den aktuellen Ausbruch verantwortlich ist: 55 Fälle im Jahr 2022, 49 im Jahr 2023, 18 im Jahr 2024 und bislang mindestens vier Fälle im Jahr 2025. Laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit gab es seit 2022 vier Infektionen, die dem Sequenztyp ST-574 zugeordnet werden, bei in Bayern wohnhaften Personen: zwei Fälle im Jahr 2022, ein Fall im Jahr 2023 und ein Fall im Jahr 2024 (Stand: 9. Mai 2025). Bei allen vier Fällen in Bayern handelte es sich zum Haut-Diphtherie-Fälle.
Insgesamt wurden heuer in Deutschland bisher 15 Diphtherie-Infektionen registriert, meldet das RKI in seinem aktuellen Bulletin (externer Link). Das Institut verweist eindringlich auf den Schutz durch eine Impfung und empfiehlt insbesondere vulnerablen Personen, für einen aktuellen Impfschutz zu sorgen.
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Dieser Artikel ist erstmals am 27.10.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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