Jemand tritt auf den Rest einer Zigarette (Archivbild).
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Zigarettenkippen in der Umwelt: Was könnte dagegen helfen?

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"Giftmüll" - Zigarettenstummel auf dem Boden: Hilft Filterpfand?

"Giftmüll" - Zigarettenstummel auf dem Boden: Hilft Filterpfand?

Zigarettenkippen schaden der Umwelt. Trotzdem sind an vielen Orten die Reste täglich auf Fußwegen und Straßen zu sehen. Ein BR24-User greift die Idee eines Filterpfands auf. Was dafür und dagegen spricht.

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Herumliegende Filter von gerauchten Zigaretten sind ein geläufiges Bild, an dem sich auch User der BR24-Community stören. So kommentierte "Oki" kürzlich: "Das ärgert mich auch. Es scheint eine Selbstverständlichkeit zu sein, die Kippen einfach auf dem Boden zu entsorgen. (…)"

Zigarettenstummel auf dem Boden sind ein ernsthaftes Umweltproblem. Es handelt sich nicht nur um Plastikmüll, der jahrelang zur Zersetzung benötigt, sondern auch um Giftmüll. Auch für Kinder und Tiere sind die Überbleibsel gefährlich.

Wie viele Raucher schmeißen Zigarettenstummel weg?

Obwohl problematisch, scheint es für viele Raucher gang und gäbe zu sein, ihre Zigarette in die Umwelt zu werfen. So zeigen es zumindest Zahlen einer WHO-Studie von 2022 (externer Link). Rund zwei Drittel der weltweit jährlich gerauchten 5,6 Billionen Zigaretten landen demnach in der Umgebung. Studien (externer Link) im Auftrag des Lobbyverbandes Deutscher Zigarettenverband (DZV), die sich auf den Raum Deutschland beziehen, ergaben im Jahr 2020 geringere Zahlen. Hier kommt man auf rund 40 Prozent falsch entsorgte Zigarettenkippen. Für einen beispielhaften Blick in die Stadt München konnte das Kreisverwaltungsreferat auf BR24-Anfrage keine genauen Angaben liefern.

Doch wie bewegt man Raucher zu einem bewussteren Umgang mit den Filtern? Der Vorschlag von BR24-User "Clivebixby": "Wie wäre es mit einem Pfand auf Zigarettenfilter? Einen Euro pro Filter zum Beispiel. (…)" Es ist eine Forderung, die in der Vergangenheit von verschiedenen Initiativen aufgegriffen wurde. Eine Petition zur Einführung eines solchen Pfands von 2019 erreichte bis heute mehr als 160.000 Unterschriften, scheiterte aber dennoch.

Filterpfand: Idee mit Hürden

Die Grundidee: Pro Filterzigarette wird zum normalen Kaufpreis noch ein Zusatzbetrag fällig. Die Initiative "Zigarettenpfand" (externer Link) spricht zum Beispiel von 20 Cent pro Zigarette. In einem zugehörigen Taschenaschenbecher müssen dann die gerauchten Zigaretten gesammelt werden. Nur wenn die Anzahl der Filter im Aschenbecher der Anzahl der Zigaretten in der gekauften Packung entspricht, gibt es den Zusatzbetrag zurück. Trotz logistischen Aufwands: Die Initiative schreibt auf ihrer Website, dass es keine erfolgversprechendere Alternative zum Pfand gebe, um das Kippenproblem zu lösen. Ein solches System wäre das kosteneffizienteste.

Jan Mücke vom Zigarettenverband stellt jedoch Herausforderungen fest. Er verweist auf Maßnahmen der Zigarettenindustrie, das Umweltbewusstsein von Rauchern zu fördern, und auf die Initiative "Achte auf die Umwelt" (externer Link), in deren Rahmen über eine Million Taschenaschenbecher ausgegeben wurden. Und er führt eine Reihe logistischer Hürden für die Einführung eines Pfandsystems auf:

  • Es bräuchte eine hohe Anzahl an Rücknahmestellen.
  • Es bräuchte die automatisierte Erkennung des Pfandguts.
  • Jeder Filter müsste nachvollziehbar gekennzeichnet sein.
  • Eine große finanzielle Vorleistung des Einzelhandels wäre nötig.
  • Ausländische Zigaretten wären weiterhin vom Pfand ausgenommen.
  • Finanzielle Anreize zum "Filtersammeln" sollten, gerade für Kinder und Jugendliche, vermieden werden.

Sein Fazit: "Es gibt eigentlich gar keinen Raum für ein Pfandsystem und es gibt auch keine Notwendigkeit, ein Pfandsystem einzuführen."

Keine Filter, kein Filtermüll

Dieser Einschätzung widerspricht unter anderem das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ)(externer Link). Es stellte 2022 bei Rauchern ein mangelndes Bewusstsein für die Umweltschädlichkeit von Kippenstummeln fest: "Nur 30 Prozent der Rauchenden betrachten Zigarettenkippen als besonders problematisch für die Umwelt." Deshalb hält man dort auch die Förderung des Umweltbewusstseins für einen nötigen Lösungsansatz.

Der gänzliche Verzicht auf Zigarettenfilter sei ein weiterer Ansatz, um dem Problem zu begegnen. Die Vorteile sind offensichtlich: keine Filter, kein Filtermüll. Katrin Schaller vom DKFZ sagt, dass auch mit Filter Raucher einen Giftcocktail einatmen würden. Die Einführung des Zigarettenfilters in den 70er-Jahren sei vor allem eine Idee der Industrie gewesen, um Rauchern eine falsche Sicherheit vorzutäuschen: "Wir haben keinen gesundheitlichen Vorteil, eine Irreführung der Raucher und Plastik, das allzu häufig in die Umwelt fliegt und im Grunde Gift getränkter Müll ist, eigentlich Sondermüll."

Mücke vom DZV sieht das anders. Er verweist auf das Tabakerzeugnisgesetz und die darin festgelegten Emissionswerte für Nikotin, Teer und Kohlenmonoxid. Zigarettenfilter wären "in der Regel" nötig, um diese Höchstwerte einzuhalten. Außerdem würde eine überwältigende Mehrheit der Raucher auf Filter in Zigaretten setzen – "und das werden die Konsumenten ja nicht ohne Grund tun, sondern sie wollen natürlich versuchen, möglichst viele Schadstoffe aus dem Tabakrauch herauszufiltern".

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