Wer einen Termin bei einer Hautärztin oder einem Hautarzt möchte, muss oft lange warten. Abhilfe verspricht seit neuestem die Drogeriekette dm, die verstärkt Gesundheitsdienstleistungen anbietet. Über die Kooperation mit einem Anbieter für dermatologische Telemedizin kann man Fotos einer auffälligen Hautveränderung ärztlich online begutachten lassen. Wem das Angebot helfen kann, wie viel es kostet und welche Kritik es gibt – ein Überblick.
Das Versprechen: Eine schnelle ärztliche Einschätzung
Laut dm liefert das Angebot Antworten auf "Fragen zu Haut-, Haar- und Nagelveränderungen sowie zu Geschlechtskrankheiten". Dafür muss man sich registrieren, Fotos der betroffenen Stelle(n) hochladen und einen Fragebogen ausfüllen. Möglich sei das "rund um die Uhr, ohne Termin".
Dann gibt es laut dm-Angaben innerhalb von 24 Stunden eine Diagnose von "in Deutschland approbierte Hautfachärzt*innen, speziell geschult, um Online-Diagnosen zu stellen". Dazu komme, falls nötig, ein Privatrezept für die passende Salbe oder Medizin.
Wie hoch die Nachfrage ist, bleibt bisher unklar. Laut dm-Geschäftsführer Sebastian Bayer zeigen die Rückmeldungen, dass solche Gesundheitsdienstleistungen als "hilfreiche Ergänzungen" wahrgenommen werden. "Aktuell befinden wir uns in der Pilotierungsphase und möchten daher zu diesem Zeitpunkt noch keine konkreten Zahlen nennen", teilt Bayer auf BR24-Anfrage mit.
Die Kosten: Bei 28 Euro geht es los
Beim "Online-Hautarzt" angeboten werden ein Basis-, ein Standard- und ein Premium-Paket. Das Basis-Paket umfasst nur die hautärztliche Beratung und beginnt bei 28 Euro. Rückfragen sind hier allerdings nicht möglich. Die anderen beiden Pakete beinhalten auch einen "maßgeschneiderten Hautpflegeplan inkl. Hauttypbestimmung". Wie viel sie maximal kosten, geht aus den Angaben nicht hervor – das Standard-Paket beginnt bei 39 Euro, das Premium-Paket bei 68 Euro.
Zur Frage, ob das von dm beworbene Angebot damit mehr kostet als ein gewöhnlicher Besuch in einer Hautarzt-Praxis, erklärt Geschäftsführer Bayer nur: Es handle sich um ein separates, von einem Partner durchgeführtes Angebot. Die Kosten würden aber teils von der Krankenkasse übernommen.
Wichtig ist auch: Es gibt verschiedene Online-Anbieter von hautärztlichen Untersuchungen, nicht nur den dm-Kooperationspartner. Die Stiftung Warentest hat Ende 2022 etliche getestet (externer Link; möglicherweise Bezahl-Inhalt).
Die Kritik: "Dieses Projekt hilft nicht"
Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) sieht das von dm beworbene Angebot kritisch. "Eine nicht unerhebliche Anzahl an Patientinnen und Patienten, die Online-Hautchecks nutzen, können gar nicht abschließend rein digital versorgt werden", betonte BVDD Präsident Ralph von Kiedrowski zuletzt in einer Pressemitteilung (externer Link). Den "dann notwendigen Übergang in eine analoge Versorgung in einer dermatologischen Praxis vor Ort" lasse das Angebot völlig offen.
Zudem reiche es beim Verdacht auf ein neues Muttermal nicht, den Sachverhalt nur aufgrund von Fotos zu beurteilen. Ärztlicher Standard sei hier "eine Untersuchung mit mindestens der klassischen Dermatoskopie im Live-Kontakt als leitliniengerechte Diagnostik". Das Fazit des Berufsverbands: "Grundsätzlich stehen wir innovativen Versorgungsmodellen und digitalen Lösungen sehr offen gegenüber, aber dieses Projekt hilft nicht, die Versorgung Hautkranker zu verbessern."
dm-Geschäftsführer: "Ausschließlich erfahrene Fachärzte"
Sebastian Bayer, der zuständige dm-Geschäftsführer, weist die Kritik des Dermatologen-Berufsverbands zurück. Das dm-Partnerangebot werde "ausschließlich von erfahrenen Fachärztinnen und Fachärzten für Dermatologie durchgeführt – vergleichbar mit einer regulären Hautarzt-Praxis". Die Ärzte wüssten genau, welche Fälle telemedizinisch behandelt werden könnten und wann eine persönliche Untersuchung notwendig sei.
Bayer betont auch: Niemand suggeriere, "dass Fotos allein zur abschließenden Beurteilung von Muttermalen ausreichen". Bei jedem Verdacht auf Hautkrebs oder auffällige Veränderungen verweise man "selbstverständlich immer an eine Hautfachärztin oder einen Hautfacharzt vor Ort". Das Angebot sei eine ergänzende Orientierung, nicht der Ersatz für die persönliche Untersuchung. Zudem handle man im Einklang mit den Leitlinien der Fachgesellschaft der Dermatologen.
"Uns ist es wichtig zu betonen, dass wir mit unseren Gesundheitsdienstleistungen nicht mit Ärztinnen und Ärzten konkurrieren möchten", sagt Bayer. "Stattdessen eröffnen wir neue, niedrigschwellige Zugänge zur Gesundheitsvorsorge – auch für Menschen, die bislang wenig Kontakt zu dermatologischer Versorgung hatten."
Zum Audio: Kassenärztliche Vereinigung setzt auf Tele-Sprechstunden
Auf der Internet-Plattform DocOnline können sich Patienten eine Video-Sprechstunde mit einem Arzt vermitteln lassen.
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