Fridays For Future, globaler Klimastreik, Talkshows und eine Bundestagsdebatte mit Schlagabtausch. Dazu hunderte Kommentare auf den BR24-Plattformen im Netz. Die Diskussion um den Klimawandel beschäftigt viele Menschen. Dabei liegt ein Hauptaugenmerk auf dem Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO2).
Doch wie viel davon gelangt weltweit eigentlich in die Atmosphäre? Und welche Länder sind für welche Anteile daran verantwortlich? Und welche Aktivitäten verursachen besonders viel CO2?
Wir haben dazu vier Grafiken entwickelt.
Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Grafiken:
1. Welche Quellen haben wir verwendet? Und warum?
Wir wollten zeigen, welche Länder der Welt wie viel CO2 ausstoßen und welche Bereiche (Sektoren) für welchen Anteil der Emissionen verantwortlich sind.
Für die Grafiken zum internationalen Vergleich verwendeten wir die Zahlen aus dem CO2-Bericht des Joint Research Center (JRC) der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2018. Er beinhaltet die entsprechenden CO2-Emissionen aus allen Nationen der Welt für das Jahr 2017. Um ihn zu erstellen, werden alle verfügbaren Quellen aus den Ländern zusammengezogen und jeweils zu den nationalen Gesamtemissionen zusammengerechnet. Verfügbar sind dann auch Angaben über die einzelnen Sektoren wie Energiewirtschaft oder Verkehr. Da nicht alle Länder dieselben Standards zur Messung und Erhebung von Emissionen haben, nutzt das JRC verschiedene Quellen, um die Daten miteinander zu verschneiden und zu vergleichen. So erhält man insgesamt eine vergleichsweise zuverlässige Quelle für die Emissionen.
Es gibt noch andere Quellen für CO2-Emissionen, die aber mit anderen Methoden arbeiten. Das Global Carbon Project zum Beispiel misst die CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre. Eine Aufteilung in Sektoren ist hierüber aber nicht so genau möglich.
Auch zum Beispiel bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der Internationalen Energieagentur (IEA) gibt es Daten. Die IEA aber weist nur CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Kraftstoffe aus. Das entspricht nur etwa 80 Prozent des Ausstoßes, es fehlen die Industrieprozesse.
Für die Detail-Grafik zu Deutschland verwendeten wir hingegen nicht die Zahlen aus dem JRC-Bericht, sondern die Trendtabellen des Umweltbundesamts (UBA), der Behörde, die in Deutschland für das sogenannte nationale Inventar zuständig ist. Dieses Inventar ist die bundesweite Erhebung der Treibhausgas-Emissionen, die so auch an die Vereinten Nationen weitergegeben wird. Dafür entschieden wir uns, weil in diesen Tabellen sehr viel mehr Daten stecken - zu den Sektoren und Unter-Bereichen - als im JRC-Bericht.
Die Angaben für die deutschen Gesamt-Emissionen aus der UBA-Tabelle und aus dem JRC-Bericht für Deutschland stimmen nicht exakt überein. Das JRC muss für die mehr als 200 Staaten gemeinsame Rechenmethoden finden. Dadurch ergeben sich in den Ergebnissen Abweichungen zu den UBA-Detailangaben.
2. Warum stammen die Zahlen aus dem 2017 und sind nicht neuer?
Die Behörden brauchen für die Erhebungen und Berechnungen Zeit. Der aktuellste JRC-Bericht von 2018 enthält die Zahlen von 2017. Selbst vom UBA, das nur die Statistik für Deutschland erstellen muss, hat die endgültigen Zahlen für das vergangene Jahr noch nicht, sondern nur Schätzungen.
3. Ist der Blick auf ein Jahr nicht unfair gegenüber Entwicklungsländern?
In gewisser Hinsicht schon. Wir wollten uns zunächst auf eine möglichst kompakte Darstellung der aktuellsten verfügbaren Zahlen reduzieren. Außerdem ist der Anstieg der Treibhausgas-Emissionen, der zuletzt verzeichnet wurde, vor allem den steigenden CO2-Emissionen Chinas zuzurechnen, wie das JRC schreibt.
Eine Darstellung der kumulativen Emissionen (also der über die Jahrzehnte angehäuften) weltweit zeigt aber, dass die EU den weitaus größten Anteil seit Mitte des 18. Jahrhunderts trägt.
4. Warum fokussieren wir uns auf das Treibhausgas CO2?
Kohlenstoffdioxid gilt als das wichtigste Treibhausgas - aber es ist nicht das einzige. CO2 macht etwa 80 Prozent der Treibhausgas-Emissionen aus. Es folgen Methan (CH4) und Lachgas.
5. Warum stößt Landwirtschaft in Deutschland so wenig CO2 aus?
Der Punkt für die zuletzt erhobenen 9 Megatonnen CO2, die von der Landwirtschaft in Deutschland stammen, wirkt sehr klein im Vergleich zu den anderen Sektoren. Das kommt daher, dass wir in der Grafik nur die CO2-Emissionen betrachten. Berücksichtigt man hingegen auch Methan und Lachgas, dann sind die klimawandel-relevanten Emissionen der Landwirtschaft deutlich höher. Zudem haben wir etwa den landwirtschaftlichen Verkehr dem inländischen Verkehr zugerechnet. Analog dazu: Beim weltweiten CO2-Gesamtausstoß ist der Anteil der Landwirtschaft dermaßen gering, dass er auf der betreffenden Grafik nicht abgebildet ist.
6. Was bedeutet "Biomasse"?
Im Wesentlichen verbirgt sich dahinter die Verbrennung von Holz. Wenn Mais etwa für Biogasanlagen verwendet wird, gilt er als praktisch klimaneutral, weil er innerhalb eines Jahres wächst und damit etwa gleich viel CO2 bindet wie durch seine Nutzung entweicht.
7. Warum sahen die Kreise in einigen Grafiken ursprünglich anders aus?
In den drei Grafiken, auf denen die verschiedenen Kreise die Emissionsmengen darstellen, repräsentierte in ihrer ursprünglichen Fassung nur der Radius die Proportionen. In den aktuellen Grafiken spiegeln die Kreisflächen die entsprechenden CO2-Emissionsmengen wider. An den Zahlen änderte sich nichts.