Äpfel sind zum Reinbeißen lecker und gesund – jedenfalls für die meisten von uns. Denn: Äpfel können auch gefährlich werden. Der Biss in einen Apfel beschert Allergiegeplagten oft Rötungen und Schwellungen. Äpfel enthalten mehrere Allergene und können beim Verzehr bereits innerhalb weniger Minuten Beschwerden im Mundraum auslösen.
In Deutschland haben über sieben Millionen Menschen spezifische Antikörper gegen das Hauptallergen in Äpfeln entwickelt. Knapp vier Millionen von ihnen reagieren massiv – mit dem sogenannten oralen Allergiesyndrom (OAS). Eine medikamentöse Therapie gibt es bislang nicht. Apfelallergiker konnten daher bisher nur auf Äpfel verzichten oder sie vor dem Verzehr erhitzen, sagt die Stiftung ECARF (European Centre for Allergy Research Foundation) .
Die ersten allergikerfreundlichen Äpfel kommen in den Handel
Das hat sich nun geändert: Die ersten Äpfel für Allergiker kommen in den Handel. Die europaweit ersten Äpfel, die als allergikerfreundlich gelten, werden seit dem 15. November 2025 unter dem Namen "Pompur" in Supermärkten zu finden sein – gezüchtet an der Technischen Universität München (TUM) in Weihenstephan, gemeinsam mit einem Forscherteam aus Berlin und Osnabrück.
Bereits 2022 hatten die beiden Sorten als erste überhaupt das Gütesiegel der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF) erhalten. Jetzt sind sie bereit für den Markt – und nicht nur für Menschen mit Apfelallergie eine spannende Alternative. Die eine Sorte überzeugt mit einem mild-süßlichen Aroma, die andere mit einem ausgewogenen Verhältnis von Süße und Säure. Beide gelten als groß, saftig und knackig – typische Eigenschaften, die Apfelliebhaber schätzen.
Wie werden Äpfel allergikerfreundlich?
Einige Proteine, die in Apfelsorten vorkommen, können bei empfindlichen Menschen allergische Reaktionen hervorrufen. In dem Züchtungsprojekt wurde gezielt daran gearbeitet, diese allergieauslösenden Eiweiße zu entfernen. Bei einem Protein, auf das besonders viele Menschen allergisch reagieren, ist das gelungen. Die beiden neu entwickelten Sorten werden deshalb unter dem Markennamen "Pompur" als allergikerfreundlich vermarktet – sie produzieren dieses Protein nicht mehr.
Allergikerapfel Pompur: erst probieren, dann genießen
Auch wenn es für Allergiker verlockend ist, endlich wieder Äpfel essen zu können, sollten sie Pompur zunächst vorsichtig ausprobieren. Denn es gibt "ganze Proteinfamilien, die Allergien auslösen können. Jeder Allergiker reagiert auf ein anderes Mitglied dieser Familie. Wir haben versucht, das wichtigste Protein auszuschalten, sodass die meisten Allergiker diesen Apfel gut vertragen sollten. Wenn jemand jedoch auf ein anderes Protein reagiert, das wir nicht herausgezüchtet haben, kann es sein, dass auch dieser Apfel nicht vertragen wird", erklärt Wilfried Schwab von der TUM Weihenstephan. Die Empfehlung lautet daher: Zuerst nur ein Viertel des Apfels probieren – treten keine Symptome auf, kann der ganze Apfel gegessen werden.
Neue Apfelsorten enthalten mehr Allergene
Wie allergen ein Apfel grundsätzlich ist, hängt von mehreren Faktoren ab: Sorte, Anbaubedingungen, Reifegrad und Lagerung. Apfelallergiker vertragen typischerweise Supermarkt-Äpfel wie Golden Delicious, Gala oder Jonagold nicht. Forschende haben herausgefunden, woran das liegt: Neuere Tafelapfelsorten enthalten besonders viele Allergene. Der Anteil ist so hoch, weil ein anderer Abwehrstoff der Äpfel – die Polyphenole – durch Züchtung stark reduziert wurde, um süßere Sorten zu erzielen. Diese Polyphenole, die für Aroma und Säure verantwortlich sind, schützen den Apfel vor Schimmelpilzen und sind zugleich gesund für den Menschen.
Darf man – neben Pompur – gar keine Äpfel essen?
Nicht unbedingt. Wer nur leicht allergisch ist, kann alte Apfelsorten ausprobieren. Dabei gilt: Je frischer der Apfel, desto verträglicher. Beim Lagern verändern sich die Eiweißstrukturen – einige allergene Proteine werden stabiler und können dadurch stärkere Reaktionen auslösen. Auch das Schälen hilft, denn viele Allergene sitzen direkt unter der Schale.
Hitze zerstört Allergene im Apfel
Auf Apfelkuchen und -kompott müssen Allergiker in der Regel nicht verzichten: Die Allergene werden durch Erhitzen zerstört. Auch die Mikrowelle kann helfen, heißt es vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB). Die Empfehlung: "Gibt man den Apfel für eine Minute bei 600 Watt in die Mikrowelle, bleibt er noch knackig – die Allergenität ist jedoch deutlich verringert."
Dieser Artikel ist erstmals am 12.11.2018 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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