Ein Grillteller mit Fleischersatzprodukten.
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Soja-Burger, Veggie-Nuggets, Erbsenprotein-Hackfleisch und vegane Wurst mögen besser für's Klima sein als Fleisch. Doch wie gesund sind sie?

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Soja-Burger und Veggie-Nuggets: Wie gesund ist Fleischersatz?

Soja-Burger und Veggie-Nuggets: Wie gesund ist Fleischersatz?

Soja-Burger, Veggie-Nuggets, Hackfleisch aus Erbensproteinen und vegane Wurstscheiben erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Besser für's Klima als Fleisch ist das - aber wie gesund sind diese Fleischersatzprodukte?

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

In den Kühlregalen der Supermärkte finden sich immer mehr Fleischersatzprodukte: Soja-Burger, Veggie-Nuggets, Hackfleisch aus Erbensproteinen und vegane Wurstscheiben scheinen immer beliebter zu werden. Wer sich umweltbewusster ernähren möchte, greift oftmals zum Fleischersatz: Schließlich setzt die Produktion der fleischlosen Alternativen meist deutlich weniger Treibhausgase frei als die von Huhn, Schwein oder Rind. Genau deswegen will das Umweltbundesamt jetzt im Zuge des neuen „Entlastungspaket Klima und Umwelt“ die Mehrwertsteuer für Fleischersatzprodukte senken – von 19 auf 7 Prozent. Doch wie gesund sind diese Fleischersatzprodukte eigentlich für unseren Körper?

Klimafreundliches Pflanzenfleisch und vegane Weißwürste für die Wiesn

„Wir haben versucht, das nachhaltigste Pflanzenfleisch der Welt zu entwickeln, das keine Kühlkette benötigt. Das Tolle an unseren Produkten ist, dass man sie mit Wasser und Öl zu einer Hackfleisch-Masse anmischt. Man kann es immer zu Hause haben, es ist über zwei Jahre haltbar und ich schmeiße kein Essen mehr weg,“ sagt Thomas Isermann, Gründer der Münchner Firma „Greenforce“. Seit 2020 stellt das Unternehmen veganen Fleischersatz her, von Gyros bis Fischstäbchen. Auch eine vegane Weißwurst entwickelt das Unternehmen – für die Wiesn. Thomas Isermann sagt: „Unsere Weißwurst hat achtzig Prozent weniger Kalorien, siebzig Prozent weniger Kohlenhydrate, kein Cholesterin. Sie ist gesund und schmeckt lecker.“

Klimawandel: Fleischersatzprodukte sind klimafreundlicher als Fleisch

Pflanzliche Alternativen sind nicht nur länger haltbar als Fleisch, sondern auch besser fürs Klima. Laut dem Umweltbundesamt entsteht bei der Produktion von Geflügel etwa dreimal so viel klimaschädliches Kohlenstoffdioxid wie bei der Produktion von sojabasierten Ersatzprodukten. Und bei Rindfleisch wird sogar die 28-fache Menge CO2 freigesetzt.

Florian Humpenöder forscht am Potsdam-Institut für Klimaforschung zum Potenzial von Fleischersatzprodukten. Er sagt: „Obwohl tierische Produkte nur rund ein Drittel der nötigen Proteine für die menschliche Ernährung liefern, beansprucht die Produktion dieser tierischen Produkte über achtzig Prozent der weltweit landwirtschaftlich genutzten Flächen.“

Auch in Deutschland ist die Verteilung der landwirtschaftlichen Flächen nicht unbedingt auf eine fleischlose Kost ausgelegt. Denn aktuell werden hierzulande rund sechzig Prozent der landwirtschaftlichen Fläche für Futtermittel verwendet. Lediglich zwanzig Prozent der Fläche werden für den direkten menschlichen Verzehr genutzt, also für den Anbau von Getreide und Gemüse. Daher würde ein Umstieg auf mehr Fleischersatzprodukte laut Florian Humpenöder vor allem den Bedarf an landwirtschaftlicher Fläche für tierische Futtermittel reduzieren. Und das würde diverse Vorteile nach sich ziehen, so der Wissenschaftler: „Man könnte damit eine deutliche weniger intensive Landwirtschaft und Viehhaltung erreichen. Man könnte die Nitratbelastung im Boden reduzieren. Man könnte die Treibhausgasemissionen reduzieren. Und es hätte Vorteile für den Artenschutz und den Biodiversitätsschutz.“

Fleischersatzprodukte: Zwischen Astronautenkost und pflanzlichen Inhaltsstoffen

Somit klingen Fleischersatzprodukte zunächst nach einer guten Sache: Sie schmecken gut und sind klimafreundlicher als Fleisch. Allerdings gibt es ein „aber“: Denn wie sieht es mit der Gesundheitsverträglichkeit aus? Matthias Riedl ist Ärztlicher Direktor des Medicums in Hamburg, einem medizinischen Kompetenzzentrum mit dem Schwerpunkt Ernährungsmedizin. Er steht Fleischersatzprodukten kritisch gegenüber.

Laut ihm müsse man unterscheiden, welches Fleischersatzprodukt auf den Teller kommt: „Es gibt zwei Arten von Fleischersatzprodukten. Das eine nennen ich die Astronautenkost. Da werden über ein Dutzend Einzelsubstanzen so vermengt, dass das Endprodukt wie Fleisch aussieht. Das andere sind Fleischersatzprodukte, wo man tatsächlich Pflanzen wie Bohnen oder Zwiebeln oder auch Pilze zerkleinert und sie zu einer Bulette gepresst hat. Das ist ein gesunder Fleischersatz, der ist okay.“

Fleischersatzprodukte voller künstlicher Aromen und Salz?

Als Beispiel für die „Astronautenkost“ nennt Riedl Produkte, die auf Erbsenprotein basieren: „Das hört sich total gesund an. Erbsenprotein hört sich nach Erbse an, aber von der Erbse ist wirklich nur das Protein enthalten. Der Rest der Erbse mit ihren Nährstoffen ist da nicht enthalten.“

Ein weiterer Kritikpunkt sind Fleischersatzprodukte, die künstliche Aromen enthalten. „Diese Aromen sind sehr schlecht auf Lebensmittelsicherheit untersucht“, sagt Riedl. „In den letzten Jahren sind allein sechs Aromen aufgrund einer krebsfördernden Wirkung vom Markt verschwunden. Deshalb würde ich vor jedem Produkt warnen, das Aromen beinhaltet.“

Ein weiteres Problem: In hundert Gramm verarbeitetem Fleischersatz stecken, wie in vielen anderen Fertigprodukten auch, zwischen einem und zwei Gramm Salz – Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt für einen Erwachsenen nur fünf Gramm täglich.

Vereinfacht kann man sagen: Je stärker ein Produkt verarbeitet wurde, umso weniger Nährstoffe und Vitamine bleiben am Ende noch übrig. Das gilt übrigens nicht nur für Fleischersatzprodukte, sondern für alle Arten von verarbeiteter Nahrung.

Fleischersatzprodukte können Gemüse nicht ersetzen

Somit mögen Fleischersatzprodukte besser für das Klima sein als Fleisch. Aber unbedingt gesund sind sie nicht. Stellt sich die Frage: Was soll man dann essen? Und hier lautet die Antwort, dass der Weg um mehr Gemüse wohl nicht herumführt. „Für eine gesunde Ernährung brauchen wir 500 Gramm Gemüse am Tag. Wenn man das nicht schafft, sind auch mal 200 oder 300 Gramm okay“, sagt Matthias Riedl. „Aber wir wissen, dass der bundesdeutsche Mann durchschnittlich rund 100 Gramm Gemüse am Tag isst. Viele essen noch nicht einmal einen Apfel.“

Auch Fleischersatzprodukte sind kein Ersatz für Gemüse. Verarbeiteter Fleischersatz ist ein Fertigprodukt, der kaum für die Regelversorgung geeignet ist. Wer etwas Zeit beim Kochen sparen will, kann hin und wieder zu Fleischersatzprodukten greifen. Trotzdem sollten die Fertiggerichte nach derzeitigem Stand eher als ein kleiner Luxus gesehen werden, um hin und wieder etwas Abwechslung in die pflanzliche Ernährung zu bringen.

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